Wieder entdecken

In der Zeit des Lockdowns wurde zum Beispiel altes Handwerk wiederentdeckt – Brotbacken zum Beispiel. Viele kamen das erste Mal so richtig mit Mehl, Hefe oder Sauerteig in Berührung. „Unser täglich Brot“ wie es die Menschen schon vor Jahrhunderten selbst herstellten – einfach köstlich!
Natürlich lebt der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt (Mt 4,4). Diese Weisheit der Heiligen Schrift entdeckte ein Sportjournalist im Münchener Hotel, als er noch etwas zum Einschlafen suchte. Er hatte nichts zu lesen dabei. Es gab kein Bier in der Minibar und nichts im Fernsehen. Einzig eine verstaubte Ausgabe der Bibel gehörte zum Hotelinventar. Was blieb ihm also anderes übrig, als darin zu schmökern? Bald stieß er auf die Worte der Bergpredigt. Knapp dahinter das „Vaterunser“. Die Texte bewegten ihn. Die Heilige Schrift, unerwartet wiederentdeckt. Viel mehr Menschen sollten davon erfahren, fand der Journalist. Also ging er daran, das Neue Testament als Magazin herauszubringen, mit modernem Layout und neuen Fotos. 2011 ließ er das Hochglanzmagazin „Glaube, Liebe, Hoffnung“ gleich 100 000 Mal drucken. Es wurde deutschlandweit an Kioske verteilt. Was passierte? Das Heft wurde ein Ladenhüter. Der Journalist nahm es sportlich, gemäß seinem Lebensmotto: „Auf die Schnauze fallen ist auch eine Vorwärtsbewegung.“ 
Das nächste Projekt war die leserfreundliche Neuauflage „Grundgesetz als Magazin“. Auch hier entdeckte der Journalist eine existenzielle Bedeutung in den Texten. Beispielsweise Artikel 1: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Mit dem „Grundgesetz als Magazin“, für zehn Euro an jedem Kiosk erhältlich, gelang der Durchbruch! 2020 erhielt er für sein Engagement für Demokratie und Rechtsstaat das Bundesverdienstkreuz. Interessanterweise wurde nun auch das verschmähte „Neue Testament – Magazin“ wieder nachgefragt. 
Oliver Wurm, Medienunternehmer, Journalist, Herausgeber – und auch Bibelleser. Weil ein Freund mir von ihm erzählte, habe ich ihn wieder entdeckt. Er wuchs nämlich im gleichen Dorf wie ich auf.