Anstoß 27/2024

Tagesgeschäft

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Vor mir liegen die Tageslesungen. Es ist der 27. September, Gedenktag des heiligen Vinzenz von Paul. Im Radio geht es gerade um den Rück- und Austritt des Bundesvorstandes der Grünen Jugend. Etwas Neues wollen sie gründen. Eine linke Bewegung, die dafür eintritt, dass kein Mensch illegal ist und die Wirtschaft den Menschen dient.

Porträt Marko Dutzschke
Pfarrer Marko Dutzschke, Lübbenau

Vinzenz von Paul wurde Ende des 16. Jahrhunderts in Frankreich geboren. Als Priester kam er nach Paris und hat sich um die Armen gekümmert. Die gab es zu dieser Zeit reichlich. Ich denke, Vinzenz hätte die Anliegen der Grünen Jugend verstanden. Genauso wie sie viele Politiker anderer Parteien verstehen. Aber Grundsätze sind noch keine Politik. Und wie sie am besten umzusetzen sind, daran scheiden sich die Geister.

Wir stehen vor anderen Herausforderungen als Vinzenz von Paul. Trotzdem können wir etwas von ihm lernen. Vinzenz hat die Ärmel hochgekrempelt und selbst geholfen. Das hat er im Rahmen seiner Möglichkeiten getan. Und es ist ihm gelungen, Menschen zu begeistern, so dass sie Teil seines Teams werden wollten.

Die Ärmel hochkrempeln bedeutet nicht, einen Katalog mit Forderungen aufzustellen. Die erste Frage ist, welchen Anforderungen Politiker gerecht werden, welche Weichen sie richtig stellen müssen. Helfen wollen ist kein Überbietungswettbewerb. Wie bei Vinzenz von Paul kann auch der Staat nur im Rahmen seiner Möglichkeiten helfen. Politiker müssen also „Das muss sein“ von „Es wäre schön, wenn…“ unterscheiden können. Vor allem kann man Veränderungen nicht befehlen. Nur Ideologien zwingen ihren Willen auf. In der Demokratie kommt es darauf an, Menschen für das Richtige zu begeistern.

Gut, dass Vinzenz von Paul nicht zurückgetreten ist, als ihm klar wurde, wie schwer das Tagesgeschäft sein kann.

Marko Dutzschke