Anstoß 01/2025

Vergessliche kommen in den Himmel

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Das Jahr geht meist mit guten Vorsätzen los. Aber wissen Sie am Ende des Jahres noch, was sie sich vorgenommen haben? Falls nicht, befinden Sie sich in guter Gesellschaft – nachzulesen im Matthäusevangelium. Da bekommen ein paar Vergessliche ein dickes Lob – direkt vom Sohn Gottes.

Portrait Guido Erbrich
Guido Erbrich 
Senderbeauftragter der katholischen Kirche beim Mitteldeutschen Rundfunk

Es ist eine Schlüsselstelle, bei der es darum geht, wer beim jüngsten Gericht mit Karacho in die Hölle fährt oder wer mit ins Paradies darf, um Gottes Reich in Besitz zu nehmen. Den „Gerechten“ macht es Jesus leicht: „Ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben.“ Diese sind nun aber total verwirrt und fragen verunsichert zurück: Herr, wann haben wir dich hungrig und durstig gesehen und dir zu essen und zu trinken gegeben? Da bringt Jesus ein starkes Bild der Ebenbildlichkeit Gottes in Spiel: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“. In dem Satz liegt die Radikalität des Christseins. Gottesdienst zeigt sich in der Liebe zum Nächsten, der ja Ebenbild Gottes ist.

Die Gerechten, wie Jesus sie nennt, sind starke Typen, die ohne Kalkül, ohne Berechnung Gutes tun und sogar fragen müssen, wann sie etwas Gutes bewirkt haben sollen. Es ist für sie anscheinend so selbstverständlich, dass es ihnen nicht als außergewöhnlich in den Sinn kommt. Was ist das für eine wunderbare Haltung? Wie sähe unsere Welt aus, wenn dieses Tun der Gerechtigkeit die Regel und nicht die Ausnahme wäre?

Brauchen Sie 2025 noch einen guten Vorsatz? Legen sie los und dann können sie ihn getrost vergessen. Gott honoriert dies ohne weitere Fragen und öffnet die Tore des Himmels weit.

Guido Erbrich