Integration in Schmalkalden
Wenn Heiderose Gospel singt
Foto: Julia Reinard
Einander kennenlernen – das klappt sehr gut beim Essen nach der deutsch-englischen Messe. Hier sprechen die Ukrainerin Diana Dorda und Abraham Montes aus Mexiko mit Bettina Keitel (linke Gruppe), während sich Isaac Quartey aus Ghana und Jeremiah Egbon aus Nigeria mit der Brasilianerin Guiliana Moreira und Gabriela Velasquez-Riehmann unterhalten.
Wenn ein englisches Gospellied den Gottesdienst eröffnet, ist er etwas Besonderes. In der Schmalkaldener Kirche St. Helena passiert das jeden Monat einmal, in der deutsch-englischen Messe. Sie gehört zu einer Handvoll zweisprachiger Gottesdienste, die regelmäßig in Thüringen gefeiert werden. Einige Gemeindemitglieder in Schmalkalden sind ortsansässig, andere stammen aus der ganzen Welt. In der gut gefüllten Kirche sitzen Ende Juni Inder und Mexikaner, Brasilianer und Venezolaner, Menschen aus Ghana, Nigeria und der Ukraine.
Früher habe es einen monatlichen englischsprachigen Gottesdienst gegeben, erzählt Pfarrer Stephan Burmeister. Pater Stanley habe ihn ins Leben gerufen und mit einem gemeinsamen Essen verbunden. Als er verabschiedet wurde, hätten sie erstmals eine deutsch-englische Messe mit anschließendem Beisammensein gefeiert. Dabei ist es geblieben: „Man teilt Essen und Zeit und kümmert sich umeinander“, so beschreibt es Pfarrer Burmeister, der seine Predigt selbst übersetzt. Er ist stolz auf seine Gemeinde, von der an diesem heißen Sommertag gut 60 Personen die Kirche besuchen: „Dieses Miteinander ist für mich der Leuchtturm von Schmalkalden“, sagt er und erntet Kopfnicken.
Für Giuliana Moreira sind die Gottesdienste in Schmalkalden ihre „essence“, die Gemeinde sei für sie „like a family“ – wie eine Familie. Die Brasilianerin war 2022 für ein Maschinenbaustudium nach Schmalkalden gekommen. Als Katholikin habe sie in St. Helena ihre Heimat gefunden. Diese „Familie“ bedeutet ihr so viel, dass sie von Offenbach, wo sie zur Zeit arbeitet, fünf Stunden nach Schmalkalden fährt, um an der Messe teilzunehmen.
Dieses Mal tauft Pfarrer Burmeister auch einen Erwachsenen und wird selbst verabschiedet – mit Seifenblasen vor der Kirchentür. „Bleiben Sie Träumer“, ruft er seiner Gemeinde dort noch zu. Eine Ermutigung an die Gläubigen, die sich um Kirchengelände und Gemeindehaus sorgen. Denn der Kirchortrat hatte die Idee, im Gemeindehaus Wohnungen für Studenten zu schaffen. Dazu heißt es vom Bistum, dass es zwar verschiedene Überlegungen gebe, was zukünftig mit dem Gottes- und dem Gemeindehaus geschehe. Es seien in diesem Prozess bis jetzt aber keine Entscheidungen getroffen worden.
Wenn nun der Pfarrer geht, bleibt die Gemeinschaft zusammen – dafür wird Gabriela Velasquez-Riehmann sorgen. Sie kam vor drei Jahren nach Schmalkalden und wurde im März zur Vorsitzenden des Kirchortrats gewählt. Gemeinsam mit ihrer Vorgängerin und aktuellen Stellvertreterin Bettina Keitel organisiert sie das Beisammensein nach der Messe. Im Garten gibt es Bratwürste und Salat, Melone und Thüringer Blechkuchen. Die Band musiziert, Giuliana Moreira und die Ukrainerin Diana Dorda singen.
Zu Heiderose Bienat und Tochter Steffi setzt sich Santiago Cedrún Macías aus Mexiko. Der 23-Jährige erzählt auf Deutsch von seinem Studium. Die Bienats schätzen die deutsch-englische Messe. „Die Studenten bereichern unsere Gemeinde“, sagt Heiderose Bienat. Und beim anschließenden Essen kämen alle leicht in Kontakt, auch ohne Englisch zu sprechen. Manch internationaler Student kommt inzwischen auch zur normalen Messe.