Neuer Kapuzinerkonvent in Eberswalde

Forschen, leben, beten

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Kapuziner in Eberswalde
Nachweis

Fotos: Stefan Schilde

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Bruder Bernd Beermann (links) und Bruder Samson Chettiparambil in der Eberswalder Kirche St. Peter und Paul.

Vielerorts schließen Ordensgemeinschaften ihre Konvente. Doch in Eberswalde haben sich zwei Kapuziner niedergelassen. Zusammen mit der Gemeinde wollen sie sich für die Schöpfung einsetzen.

Es ist alles schon ganz hübsch eingerichtet, in der früheren Pfarrsekretärswohnung von Eberswalde. „Die meisten Möbel habe ich aus Münster mitgebracht“, erzählt Bernd Beermann. Seit September wohnt der Kapuzinerbruder hier. Gemeinsam mit seinem Mitbruder Samson Antony Chettiparambil möchte er sich für die Nachhaltigkeit in Gemeinde, Pfarrei und Erzbistum einsetzen.

Indem sie in Eberswalde eine neue Niederlassung gründet, will die mit Nachwuchsproblemen kämpfende Kapuziner-Gemeinschaft ein Zeichen setzen. „Wir wollen uns nicht immer nur kleiner machen, sondern auch wieder etwas Neues anfangen“, erklärt Beermann, der dem Leitungsgremium der Deutschen Kapuzinerprovinz angehört. „Der Standort Eberswalde ist wie gemacht für unser Vorhaben“, sagt Bruder Bernd. Das liegt auch an der hiesigen Hochschule für nachhaltige Entwicklung. Der Campus befindet sich unmittelbar neben der St.-Peter-und-Paul-Kirche, im Herzen der Stadt. Beermann, selbst diplomierter Biologe und Chemiker, erhofft sich Möglichkeiten zur Zusammenarbeit.

Wunschprojekt: ein Gemeindegarten auf dem Pfarrgrundstück

Doch nicht nur als Wissenschaftler will er aktiv werden. Auch für den angestrebten Bau eines neuen Gemeindezentrums für St. Peter und Paul möchte er seine Kenntnisse einbringen. Wann der Bau beginnen kann und was er kosten wird, ist noch Zukunftsmusik. Ein Wunschprojekt hat Bernd Beermann aber schon vor Augen: einen Gemeindegarten auf dem Grundstück, „mit unterschiedlichen Bäumen, Sträuchern und Beeten, also viel Biodiversität“. Biodivers – also im Sinne einer vielfältigen Pflanzen- und Tierwelt – nicht als Ziergarten.

Kapuziner im Garten
Die Kapuziner auf dem Grundstück der Gemeinde – dort könnte ein biodiverser Gemeindegarten entstehen.

Als Leiter des Münsteraner Konvents gestaltete er den dortigen Klostergarten mit. Früher diente das große Areal zur Selbstversorgung der Gemeinschaft, unter Beermanns Mitwirkung wurde er der Öffentlichkeit zugänglich gemacht – mit dem Ziel, die Menschen für Schöpfungsbewahrung zu begeistern. Das Angebot sei sehr gut angekommen.

Ähnliches, ein paar Nummern kleiner, schwebt ihm auch für Eberswalde vor. Kita-Gruppen und Schulklassen könnten ebenso regelmäßig im Gemeindegarten vorbeischauen wie Kinder- und Jugendgruppen aus dem gesamten Erzbistum. „Eine Art ‚Grünes Klassenzimmer‘“, sagt Bruder Bernd. Je mehr Stadt und Region mitprofitieren, so seine Hoffnung, desto größer die Unterstützung bei dem Bauvorhaben, auch finanziell.Für das Vorhaben will er auch die Gemeinde begeistern. Denn: „Langfristig funktioniert es nur, wenn sich die Menschen mit dem Projekt identifizieren und sich beteiligen. Allein würden wir einen solchen Garten nicht pflegen können.“

Doch Bruder Bernd will nicht nur gärtnern. „Ich würde gern dazu ermuntern, darüber nachzudenken: Wie wollen wir als Gemeinde leben? Was brauchen wir wirklich? Wie können wir unseren ökologischen Fußabdruck so klein wie möglich halten?“ Jemandem etwas aufzwängen will er jedoch nicht. „Franziskanisch leben bedeutet für uns Kapuziner, dass wir den Menschen auf Augenhöhe begegnen wollen.“ Auf sein Werben für Schöpfungsbewahrung bezogen, heiße das: „Wenn ich nur den moralischen Zeigefinger erhebe, klappt es nicht. Klima- und Umweltschutz müssen auch Spaß machen.“ Positiv überrascht hat ihn, dass die Gemeinde bereits kein Wegwerfgeschirr aus Plastik mehr verwendet.

Kurz vor Weihnachten traf der Mitbewohner ein

Allein muss er seine Ziele nicht angehen, denn mit einiger Verspätung, drei Tage vor Heiligabend (Bruder Bernd: „ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk“), zog auch sein Mitstreiter Bruder Samson in der Eberswalder Kapuziner-WG ein. „Als Bruder, der die Priesterweihe empfangen hat, wird der 40-jährige die Pfarrei St. Christophorus als Pfarrvikar im priesterlichen Dienst unterstützen. „Mein Schwerpunkt liegt in Eberswalde, aber ich feiere auch Messen in der Umgebung.“ Er könnte sich auch vorstellen, in der Krankenhausseelsorge zu helfen oder ein interreligiöses Angebot an der Hochschule zu schaffen.

Wer die Brüder in ihrem Glaubensalltag erleben möchte, kann an ihrem täglichen Abendgebet teilnehmen. Zwar könne man die Zahl derer, die mitmachen, bisher an einer Hand abzählen. In Münster sei das oft aber auch nicht anders gewesen.Dass Eberswalde sich fast 500 Jahre nach dem Weggang des Zisterzienserklosters Chorin an den Anblick von Ordensbrüdern erst wieder gewöhnen muss, hat Bruder Samson festgestellt, als er neulich einen orientalischen Imbiss besuchte. „Ich war in meinem Habit unterwegs und betrat das Geschäft. Der Inhaber grüßte mich mit: Salam alaikum, Bruder. Er dachte wohl, ich sei auch ein Muslim“, erzählt der im südindischen Kochin geborene Kapuziner und muss lachen.

Toll fand er, wie er in der Gemeinde St. Marien Biesenthal empfangen wurde. „Ich erzählte, warum es bei uns Kapuzinern keine Patres, sondern nur Brüder gibt: weil wir Gleichberechtigung wichtig finden und hierarchische Unterschiede vermeiden wollen“, sagt Samson Chettiparambil. Den Biesenthaler Katholiken habe diese Denke gefallen. „Sie entgegneten: ‚Wir haben das Gefühl, dass du unser Bruder bist.‘“ Besonders freute er sich über die Abschiedsworte eines kleinen Jungen: „Ich möchte gern, dass du jetzt öfter hierher kommst.“

Stefan Schilde