In Görlitz lernen Kinder den Rosenkranz
„Für alle, die ein ,Aua‘ haben“
Foto: Holger Jakobi
„Ich bete um Frieden“, sagt Judith. Und Nataniel fügt hinzu: „Ich bete für alle, die ein ,Aua‘ haben, es soll kein ,Aua‘ mehr geben.“ Die Kinder aus der Pfarrei Heiliger Wenzel in Görlitz machen mit beim „Rosenkranz für kleine Kinder“. Dieser findet jeden Sonntag in der Pfarrkirche Heilig Kreuz in der Struvestraße für alle ab drei Jahren statt. Eine Altersobergrenze gibt es nicht, jedes Kind ist eingeladen und kann mitbeten.
Nach der Messe versammeln sich zirka 20 Kinder und ihre Eltern beim Bild der Gottesmutter von Tschenstochau. Sie sind ausgelassen und einige toben herum. Eine Mutter fragt, ob alle einen Rosenkranz haben. Sie hat einige dabei und könnte aushelfen. Schließlich wird es ruhiger. Manche Kinder gehen zum Beten und nehmen auf einem der Hocker vor dem Gnadenbild Platz, andere Kinder schauen mit etwas Abstand zu.
Bereicherung des Glaubenslebens
Die Initiative für den „Rosenkranz für kleine Kinder“ kommt von Malgorzata Schubinski. „Ich hatte mich einfach in der Verantwortung gefühlt, den Rosenkranz zu beleben“, betont sie. Die Mutter von drei Kindern möchte helfen, dass die Mädchen und Jungen früh mit dem Gebet vertraut werden. Beim Beten kniet sie neben den Kindern. Malgorzata Schubinski beginnt mit einer kleinen Katechese. In einem polnischen Kinderbuch findet sie dafür Anregungen. Inhaltlich geht es heute um die Geiselung Jesu. Dem schließt sich das entsprechende Gesätz des Rosenkranzes an – ein Vaterunser und zehn Ave Maria. Damit endet die Gebetszeit.
Manchmal jedoch, wenn die Kinder gut ausgeruht sind oder sie Sorgen bewegen, beispielsweise ein „Aua“, möchten sie noch ein zweites Gesätz beten. „Die Kindern entscheiden“, sagt Malgorzata Schubinski. Zudem machte sie die Erfahrung, dass sich die Kinder gerne auf den Rosenkranz einlassen.
Bei ihrem Sohn Nataniel hat Malgorzata Schubinski das Interesse auf jeden Fall geweckt, er war schon Vorbeter. Nun möchte sie Woche für Woche auch andere Kinder für den Rosenkranz begeistern, ihn weitergeben. „Persönlich habe ich ihn immer als ein Geschenk im Leben gesehen, ein Geschenk, das sich teilen lässt.“
Ihre Leidenschaft für das Gebet stamme aus früher Kindheit. „Meine Geschwister und ich sind in einem polnischen Dorf aufgewachsen. Der Rosenkranz gehörte zum Leben dazu“, erzählt sie. Zudem spüre sie, dass von diesem Gebet eine Kraft ausgehe: „Ich weiß mich an der Seite der Gottesmutter beschützt, erfahre Begleitung und finde Antworten auf meine Fragen.“
Auch Esther Starre ist froh über die Gebetszeit. Sie gehört mit ihrer Familie ebenfalls zur Pfarrei Heiliger Wenzel. „Ich finde es gut, die Kinder an den Rosenkranz heranzuführen. Sie lernen das Gebet kennen und erfahren Gemeinschaft.“ Dass die Kinder nur ein Gesätz beten, ist für Esther Starre kein Problem. „Das ist besser als gar keins. Auch Erwachsene finden sicher die Zeit, so eine kleine Gebetseinheit in den Alltag einzubauen.“