Seit September 2022 leiten zwei Pfarrbeauftragte die Pfarrei Arnstadt

„Wir sind gut gestartet“

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Hungertuch-Wallfahrt der Pfarrei Arnstadt
Nachweis

Foto: Eva Kesting

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An den Fastensonntagen 2023 trafen sich Gemeindemitglieder der Pfarrei Arnstadt zu kleinen Hungertuch-Wallfahrten, hier in Ilmenau mit Claudia Wanierke (vorn mit rotem Mantel). Ehrenamtliche aus jeweils einem der vier Kirchorte hatten die Wallfahrten vorbereitet.

Seit September 2022 leiten zwei Pfarrbeauftragte die Pfarrei Arnstadt. Die Pastoralverantwortliche Claudia Wanierke und weitere Gemeindemitglieder erzählen, welche Herausforderungen zu meistern sind.

„Wir brauchen unter den Gemeindemitgliedern immer mehr ein Bewusstsein dafür, dass die Kirche ihre Kirche, die Gemeinde ihre Gemeinde ist. Und dass jeder und jede einzelne dafür mitverantwortlich ist, was läuft“, sagt Claudia Wanierke. Als Pastorale Pfarrbeauftragte der Pfarrei Arnstadt sehe sie sich dabei „als die, die solches Mitarbeiten ermöglicht, die Räume dafür schafft und die sagt: Ihr dürft und sollt euch entsprechend einbringen mit euren Erfahrungen und Fähigkeiten!“ Dabei gehe es auch darum, Neues auszuprobieren, auch mit der Möglichkeit des Scheiterns.
Seit gut neun Monaten wird die Pfarrei St. Elisabeth in Arnstadt von ihr und von Markus Schnauß als Verwaltungspfarrbeauftragtem geleitet. (Der TAG DES HERRN berichtete.) Und es läuft ganz gut. Das jedenfalls sagen Brunhilde (71) und Helmut (78) Stutzig, zwei nicht mehr ganz junge, entsprechend aber langjährig engagierte Ehrenamtliche aus der Pfarrei. Die Gemeinde habe schon etliche Umbrüche erlebt, zum Beispiel mit dem Weggang der Schönstätter Marienschwestern oder nun zuletzt von Pfarrer Herbert Meyer. Mit der Übernahme der Pfarreileitung durch Gemeindereferentin Wanierke und den Theologen Schnauß sowie Pater Jean Francois Uwimana als moderierendem Priester habe nun eine weitere Phase begonnen, sagt Brundhilde Stutzig, die sich ehrenamtlich besonders in der Seniorenarbeit engagiert. „Wir gehen als Gemeindemitglieder und Hauptamtliche noch stärker als bisher auf Augenhöhe miteinander um und gestalten das Gemeindeleben mit.“
Auch Kirchortsrats-Mitglied Ulrich Noske (41) sieht die Entwicklung der Pfarrei, zu der auch Ilmenau, Ichtershausen, Stadtilm und viele kleine Orte gehören, auf einem guten Weg: „Das ganze ist ein Prozess, wir sind gut miteinander gestartet. Wir sind froh über die vielfältigen Fähigkeiten unserer Hauptamtlichen und Gemeindemitglieder, die es möglich machen, als Pfarrei mit neuem Leitungsmodell bestehen zu können“, sagt Noske, der sich in der Pfarrei in Sachen Jugendangebote engagiert. Es gelte, sich dem heutigen Wandel in vielen Dingen auch in der Kirche zu stellen.

Als Gemeindemitglieder Aufgaben übernehmen

Das sieht ganz schnell sehr praktisch aus: Die Krankenkommunion zum Beispiel brachten bis zum Weggang von Pfarrer Meyer im letzten Jahr nur er selbst und Gemeindereferentin Wanierke zu den Kranken und Alten. „Ich kann das jetzt nicht allein leisten“, sagt Wanierke. „Wir haben in der Pfarrei vereinbart, dass sich die Betroffenen selbst oder ihre Angehörigen an einen der zehn Kommunionhelfer wenden, jeder der Kommunionhelfer soll aber höchstens drei Kranke begleiten.“ Für Helmut Stutzig, der seit Jahren Kommunionhelfer und auch beauftragter Wort-Gottes-Feier-Leiter/Diakonatshelfer ist, ist klar: „Wir müssen mehr Aufgaben übernehmen, anders geht es nicht.“
Veränderungen werde es nach und nach auch hinsichtlich von Wort-Gottes-Feiern geben müssen, sagt Wanierke, die selbst werktags solche Gottesdienste leitet. Noch könnten die in der Pfarrei wohnenden Priester, darunter zwei Pensionäre, am Wochenende an den vier Gottesdienstorten eine heilige Messe halten. Das werde aber nicht so bleiben.
Wanierke, die schon gut zehn Jahre in der Pfarrei tätig ist, erlebt sich als Pastorale Pfarrbeauftragte weitgehend akzeptiert. „Ich habe auch schon als Gemeinderefentin die Gemeinde vielfältig begleitet“, sagt sie. Ein gewisses Problem stelle jetzt die Fülle der Aufgaben dar, weshalb es wichtig sei, nicht nur im Team mit dem Verwaltungspfarrbeauftragten gut zusammenzuarbeiten, sondern viele Ehrenamtlichte einzubinden. Das sei aber machbar.
Eine viel größere Herausforderung sieht Wanierke im Blick auf den in vielen Pfarreien in der Corona-Zeit weggebrochenen Gottesdienstbesuch und die sonstige Teilnahme am Leben der Gemeinden: „Wir müssen herausfinden und dann praktizieren, was konkret Christsein heute ausmacht, etwa im Blick auf die Gestaltung des Sonntags.“ Ein für Oktober in der Pfarrei geplanter Pastoraltag soll Raum und Möglichkeit bieten, darüber miteinander ins Gespräch zu kommen und gegebenenfalls neue gemeinsame Perspektiven auf Zukunft hin eröffnen.
Hauptamtlicher Ansprechpartner der Pfarrei für die Menschen in Arnstadt sei jetzt vorrangig Markus Schnauß, sagt Wanierke. In Ilmenau sei sie es selbst, weil sie dort wohne. In Orten wie Ichtershausen und Stadtilm haben dies mit Ute Höpfner und Mechthild Kudraß Ehrenamtliche übernommen. Und das sei gut sos. In seelsorglichen Anliegen stünden natürlich auch die Priester zur Verfügung.

„Kirche kunterbunt“ und Gemeindewallfahrt

Was hat sich zudem in den letzten Monaten weiterentwickelt? Ehepaar Stutzig und Pfarreisekretär Christoph Hottenrott fällt einiges ein: Es gibt mit Markus Schnauß einen kompetenten Mann für die Verwaltung. Der Gemeindebrief hat ein neues Design, es gibt einen Newsletter mit Terminblatt. Für Familien mit kleinen Kindern findet aller zehn Wochen unter dem Motto „Kirche kunterbunt“ ökumenisch ein Tag mit Spiel und Spaß, aber auch religiösen Akzenten statt. Regelmäßig trifft sich ein ökumenischer Stammtisch. Vor Ostern hatte die Pfarrei gemeinsam mit ökumenischen Partnern in der Arnstädter Innenstadt einen Stand rund um das Thema „Ostern“ aufgebaut. Jeden letzten Freitag im Monat findet in Ilmenau ein Spielenachmittag statt. Am ersten Mittwoch im Monat ist Seniorenwandertag mit zehn bis 14 Teilnehmern.
Mittelfristig werde es nötig sein, dass die Kirchorte noch enger zusammenrücken, sagt Claudia Wanierke. Gemeinsame Veranstaltungen wie die Fronleichnamsfeier oder die jährliche Pfarreiwallfahrt im September sollen ein weiteres gegenseitiges Kennenlernen ermöglichen.

Am 6. September, 19.30 Uhr, sind alle Gemeindemitglieder zu einem Erfahrungsaustausch zu „Ein Jahr neues Leitungsmodell in der Pfarrei Arnstadt“ ins Gemeindehaus in Arnstadt eingeladen.

Eckhard Pohl