Die ostdeutschen Bischöfe würdigen Papst Franziskus
Es gibt kein Zurück mehr

Foto: Andreas Gäbler
Die Dresdner Kapellknaben waren 2024 Teil einer ökumenischen Pilgergruppe, die in Rom den Papst traf.
Bei Bischof Heinrich Timmerevers hat bleibenden Eindruck hinterlassen, wie gut Papst Franziskus über die Situation der Kirche im Bistum Dresden-Meißen informiert war. Beim Besuch einer ökumenischen Pilgergruppe aus Sachsen im vergangenen Jahr habe er die Pilger beispielweise ermutigt, auf Gott zu vertrauen, der das menschliche Denken übersteigt und mit ihrem Leben Zeichen der Hoffnung zu setzen. Dabei erinnerte er auch an die Erfahrung bei der Friedlichen Revolution: „Im Oktober 1989 habt ihr eine Ahnung davon bekommen, als es einigen evangelischen und katholischen Christen in Dresden gelang, der Polizei entgegenzutreten. Es war wie ein Wunder, dass damals kein einziger Schuss fiel, und sich in der Folge ein friedlicher Weg auch in anderen Städten auftat, den niemand für möglich gehalten hätte.“ Als wegweisend hob der Dresdner Bischof außerdem die in Deutschland kaum wahrgenommenen Schritte hervor, die Franziskus in der Versöhnung mit dem Islam gegangen sei.
Der Berliner Erzbischof Heiner Koch erinnert sich gern an die Familiensynode mit Papst Franziskus und an dessen eindringliches Ringen darum, wie die christliche Verkündigung eine frohe Botschaft für Familien bleiben könne. „Ich durfte ihn in den drei Wochen der synodalen Beratungen täglich und tatsächlich als Heiligen Vater erleben, der alle Menschen im Blick behielt, einen jeden und eine jede mit den ganz unterschiedlichen Problemen, Charismen und Sichtweisen.“ Franziskus habe der Kirche und der Welt eine Botschaft gegeben, die das Besonderes, Schöne und Frohmachende in Ehe und Familie bezeugt.
Seine besondere Menschennähe hebt auch der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr hervor: „Ich bin ihm besonders dankbar für seinen Hinweis darauf, dass die Sakramente nicht Belohnung für die Gerechten sind, sondern Heilmittel für die Sünder.“
Franziskus habe immer wieder Dinge beim Namen genannt und versucht, das Evangelium mutmachend, unkonventionelle und leidenschaftlich zu verkünden, schreibt Bischof Gerhard Feige aus Magdeburg. Dabei habe er Kritik geübt am ungebändigten Kapitalismus und Wirtschaftsliberalismus, dem unverantwortlichen Umgang mit der ganzen Schöpfung, allem Krieg und jeglichem Extremismus, aber auch an innerkirchlichem Klerikalismus und überzogenem Traditionalismus. Barmherzigkeit sei seine persönliche Grundhaltung gewesen. Darum habe er alle Christen ermutigt, an die Ränder der Gesellschaft zu gehen und sich auch der Unvollkommenheit der Kirche bewusst zu sein, die nicht nur heilig, sondern auch „zerbeult“ ist, weniger ein „Haus voll Glorie“ als ein „Feldlazarett“.
Mit ihm sei wieder viel Bewegung in die Kirche gekommen und wieder über „heiße Themen“ geredet worden. Die Folge davon sei freilich gewesen, dass sich „die Geister schieden“ und auch Widerstand gegen ihn aufkam. Auch wenn er manche drängenden Reformanliegen nicht so vorangetrieben habe, wie viele es erwarteten, könne man es als sein Verdienst ansehen, die katholische Kirche auf einen unumkehrbaren Weg zu mehr Synodalität und Erneuerung gebracht zu haben.