Katholikentag 2024 in Erfurt

Ein Jahr nach dem Katholikentag – Was bleibt?

freiwillige Helfer mit T-Shirts, auf denen das Motto des 2025er Katholikentags steht

Foto: kna/Harald Oppitz

Kirchliche Großveranstaltungen ziehen viele Menschen an – doch was bleibt, wenn die Gassen der Städte wieder leerer und die Gäste wieder heimgekehrt sind? Ein Jahr nach dem Katholikentag in Erfurt mit rund 20 000 Besuchern blicken wir zurück: auf das, was war, und auf das, was bis heute trägt.

Porträt Ulrich NeymeyrUlrich Neymeyr, Bischof von Erfurt:
Auch ein Jahr nach dem Katholikentag höre ich noch immer viele Erlebnisse von Teilnehmern. Es gab ja eigentlich 25 000 verschiedene Katholikentage, weil jeder die Tage anders erlebt hat. Ich werde oft von Menschen außerhalb des Bistums, aber auch von Erfurterinnen und Erfurtern angesprochen, die beeindruckt waren von diesen Tagen.

Es hat unserem kleinen Bistum Erfurt gutgetan, Gastgeber für dieses Ereignis zu sein, denn wir sind schon ein wenig stolz, dass wir uns so gut den Gästen aus Deutschland und aller Welt, aber auch der Erfurter Bevölkerung präsentieren konnten.

Das Leitwort des Katholikentags „Zukunft hat der Mensch des Friedens“ aus Psalm 37 wird mich für den Rest meines Lebens begleiten. Es war mir wichtig, dass das Leitwort des Erfurter Katholikentags ein Bibelwort ist, denn Erfurt wird immer mit dem Namen Martin Luther verbunden, der die Bibel ins Deutsche übersetzt hat und es war mir ebenso wichtig, dass es ein Wort ist, das auch Menschen verstehen können, die nicht religiös geprägt sind. Darüber hinaus ist es natürlich ein Satz, der zum Nachdenken anregt.

 

Porträt Florian JasterFlorian Jaster, Musiker, Erzieher:
Ich habe viel vom Katholikentag erlebt, sowohl als Musiker, als auch mit der Kindergartengruppe, deren Erzieher ich bin. Ich habe mit den Kindern den Eröffnungsgottesdienst besucht und wir waren auf dem Domplatz unterwegs. Das war spannend für die Kinder und schön für mich, zum Beispiel, als ich den Kaplan meines Heimat-Bistums Dresden-Meißen wiedergesehen habe. Er hat vor elf Jahren meine Jugendzeit mitgestaltet, deshalb war es eine tolle Begegnung.

Bei dem Programm gab es so vielfältige Sachen! Das sieht man schon an meinen Auftritten: Ich hatte mit dem „Downtown Gospel“-Chor in der Schottenkirche einen Auftritt. Meine Band „Thomas-Keller-Kapelle“ macht christlichen Rock und Pop und mit der stand ich auf der Bühne am Anger. An gleicher Stelle bin ich auch mit meinem Soloprojekt „Waffellobby“ aufgetreten – das gehört in den Bereich deutschsprachige Singer-Songwriter.

Der Katholikentag war für mich als Musiker und als Besucher ein komplettes Rundum-Paket. Die Stadt war voll und wie fröhlich die Menschen waren! Ich habe den Katholikentag als sehr positive Veranstaltung wahrgenommen und viele schöne Erinnerungen daran.

 

Porträt Ulrich BornUlrich Born, Präses der Synode des evangelischen Kirchenkreises Erfurt:
Als Teil des Trägervereins des 103. Katholikentags war ich mit der Veranstaltung von Anfang an befasst. In der Entwicklung gab es in der Stadt einige kritische Stimmen und innerhalb des Vereins auch Tiefen. Aber all das war wie weggeblasen, als der Katholikentag begann. Die Besucher fühlten sich willkommen. Ich erlebte es mehrmals, dass jemand sein Handy aus der Tasche nahm und suchend darauf schaute, um an einen Ort zu gelangen – sofort wurde die Person von Erfurtern angesprochen, ob sie helfen könnten.

Für mich war es eine großartige Veranstaltung. Die heitere, aufgelockerte Stimmung empfand ich als bemerkenswert. Auch, dass sich die Stände kompakt durch die Stadt zogen, war schön und für die Besucher sicher angenehm. Das kann man in größeren Städten gar nicht umsetzen.

Für mich gingen vom Katholikentag in Erfurt auch Impulse aus, die bis heute wirken. Gerade die Ökumene hat – einerseits durch ihre lange Geschichte in Erfurt, andererseits durch das gemeinsame Auftreten – noch mal einen starken Impuls erhalten.

 

Porträt Julia ReinardJulia Reinard, Journalistin:
Im Vorfeld hatte ich vom Katholikentag aus der Zeitung mitbekommen. Als es dann los ging, fand ich den Umfang der Veranstaltung beeindruckend. Selbst im Brühler Garten standen Informationsstände! Und die umfassten Themen, an die ich zuvor nicht gedacht hatte, zum Beispiel verschiedene christliche Reiseanbieter. Als Erfurterin empfand ich die Stimmung in der Stadt als sehr angenehm und wohlwollend.

Während der Veranstaltung hatte ich einen Übernachtungsgast: Ruth Weinhold-Heße. Sie moderierte eine vom Tag des Herrn organisierte Diskussion, die ich deshalb auch besuchte. Dadurch erlebte ich auch, was den Katholikentag ausmacht: der Austausch der Menschen untereinander. Ich denke oft an ein Ehepaar aus einem kleinen sächsischen Ort, das dankbar war für die Bestärkung im Glauben durch das Magazin und dieses Treffen.

Außerdem habe ich bei der Diskussion Dorothee Wanzek kennengelernt, was die spätere Zusammenarbeit erleichterte. Ja, im Grunde war es diese Begegnung, die zu meiner Tätigkeit für den Tag des Herrn entscheidend beigetragen hat. Es ist also für mich viel geblieben vom Katholikentag in Erfurt.

 

Porträt Katrin Göring-EckardtKatrin Göring-Eckardt, Mitglied des Deutschen Bundestages:
In Erfurt erinnert man sich gern an eine lebendige Stadt voll freundlicher Menschen.

Erfurt war eine gute Gastgeberin: Mitten in Deutschland war ganz Deutschland zu Gast. Trotz Regenwolken und die meiste Zeit dann doch ohne Regen. Aber selbst darauf waren alle vorbereitet. Ein super Team!

Erfurt war ein ökumenischer Katholikentag: Erfurt ist katholisch mit Dom und Severi, dem Bistum, der katholischen Fakultät und vielen Glaubensgeschwistern. Und zugleich ist Erfurt evangelisch. Viele evangelische Orte standen selbstverständlich offen und wurden geschwisterlich geteilt. Im evangelischen Augustinerkloster habe ich zusammen mit dem orthodoxen Bischof über einen jüdischen Propheten nachgedacht. Gemeinsam mit vielen eine sehr fröhliche Sache!

Erfurt ist aber auch eine Stadt mit jüdischer Geschichte – und Gegenwart! Ganz besonders war für mich deshalb die Verlegung des Stolpersteins direkt vor der Edith-Stein-Schule.

Wenn man in Erfurt fragt, wie es war, dann sagen eigentlich alle: Das war gut, die dürfen gern wiederkommen. Find ich auch!

tdh