Steinbildhauertage im Benediktinerkloster Huysburg

Kraft finden in Steinen

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Konstanze Freimark
Nachweis

Foto: Dorothee Wanzek

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Zügig und konzentriert arbeitet die Haldenslebenerin Konstanze Freimark an ihrer zweiten Skulptur – nachdem sie ein Herz geschaffen hat, versucht sie sich jetzt an einem Vogel.

Mitarbeiterinnen kirchlicher Einrichtungen machten auf der Huysburg erste Versuche in der Steinbildhauerei und dachten dabei über ihr Leben nach.

In ihrem Alltag haben die fünf Frauen, die im Mai an den ersten Steinbildhauertagen im Benediktinerkloster Huysburg teilnahmen, vor allem mit Menschen zu tun. Sie arbeiten im Bistum Magdeburg im Kindergarten, in einem Altenpflegeheim oder in der Erwachsenenbildung. Im Klostergarten waren sie zweieinhalb Tage lang ganz auf den schweren Kalksteinbrocken konzentriert, der vor ihnen auf einem Holzbock ruhte, und auf ihr Werkzeug, einen hölzernen Knüpfel und wahlweise ein Zahn- oder Spitzeisen.

„Ich erhielt die Einladung zu diesen Tagen gerade, nachdem ich von den bevorstehenden Änderungen an meinem Arbeitsplatz erfahren hatte“, erzählt Antje Löhr-Dittrich, die zum Team der Katholischen Akademie in Halle gehört. „Bei der Arbeit am Stein die Perspektive wechseln, Widerstand aushalten, Halt finden – das schien mir sehr passend für meine aktuelle Situation“, sagt sie. Sie hatte auch von Anfang an klar vor Augen, was für eine Skulptur sie schaffen wollte: eine Schnecke. Aus einem Haufen von Kalksteinbrocken wählte sie den aus, in dem sie die künftige Schnecke bereits erahnen konnte.

Der Weg dahin war mühseliger als erwartet. Die Bewegungen, die sie eigentlich locker aus dem Arm heraus führen sollte, kamen in den ersten Stunden immer wieder automatisch aus dem Handgelenk. Mehrfach schlug sie versehentlich ein Stück zu viel weg. Es tat ihr gut zu erleben, dass auch die anderen mit ihrem Stein zu kämpfen hatten.

Gefallen haben ihr auch die Impulse, mit denen Bettina Albrecht jede Arbeitseinheit einführte. Die Kunsttherapeutin und Religionspädagogin ist im Bistum Magdeburg für die spirituelle Weiterentwicklung kirchlicher Einrichtungen verantwortlich. Sie hatte die Idee zu den Steinbildhautagen und hat sie auch geleitet. „Eine Skulptur ist kein Gegenstand. Sie ist eine Prüfung, eine Frage, eine Antwort“, lautete ein Satz, über den die Teilnehmerin während der Arbeit nachsinnen sollten. „Arbeit am Stein kann auch Arbeit an sich selbst sein“, erläutert sie. Man brauche Geduld dafür und die Bereitschaft, nach dem Unsichtbaren zu suchen, das hinter dem Sichtbaren steckt.

Wo Menschen sensibel würden für existenzielle Fragen und ihre Seele öffneten, könne auch Gott ins Spiel kommen, sagt Bettina Albrecht. Sehr bewusst hat sie die Huysburg als Ort für dieses Angebot ausgewählt, das sich gleichermaßen an Christen wendet wie an Teilnehmer, deren Bezug zu Glaube und Kirche sich auf das kirchliche Arbeitsfeld beschränkt. „Es ist ein Ort der Ermutigung und des Schönen“, findet sie. „Dieser Ort strahlt eine tiefe Ruhe aus“, sagt Janine Ebers, die im Haldenslebener Altenpflegeheim Josefinum arbeitet. Ihre Sehnsucht nach Ruhe und Geborgenheit hat sie auch in ihrer Skulptur zum Ausdruck gebracht, die eine Meereswoge darstellt. Bei der Arbeit daran sei ihr bewusst geworden, wie gut es ist, in kleinen Schritten voranzugehen.

Bettina Albrecht plant weitere Steinbildhautage für jeweils bis zu acht Mitarbeiter kirchlicher Einrichtungen. Gefördert wird ihr Projekt vom Bonifatiuswerk.

Dorothee Wanzek