400. Jubiläum der Wiederbelebung der Haindorfer Wallfahrt

Fazinierender Pilgerweg

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Pilgern vor der Kulisse des Iser- und des Lausitzer Gebirges.
Nachweis

Fotos: Bernhard Pflug

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Pilgern vor der Kulisse des Iser- und des Lausitzer Gebirges.

Die Wallfahrt von Ostritz nach Haindorf war durch die Reformation unterbrochen. Erst 1623 kamen die Ostritzer wieder. In einer Jubiläumswallfahrt wurde an die Wiederaufnahme der Wallfahrt vor 400 Jahren erinnert.


Zum 400. Jubiläum der Wiederbelebung der Haindorfer Wallfahrt hatte die Pfarrei Zittau und die Ortskirchengemeinde Ostritz zu einer Wallfahrt von Ostritz aus eingeladen. Die Erkundung einer Route übernahm Bernhard Pflug aus Zittau. Er sagt: „Der Weg ist faszinierend. Er führt über Weigsdorf (Višňová) in Tschechien immer entlang der Wittig (Sméda), einem Bach der im Isergebirge entspringt und bei Hagenwerder in die Neiße mündet“, berichtet Bernhard Pflug. Ob diese Strecke schon von früheren Generationen gegangen wurde, dies lässt sich zwar vermuten, doch letztlich nicht beweisen. Dass die Katholiken in Ostritz die Wallfahrt pflegten, dies kann hingegen mit Sicherheit gesagt werden. Alfons Müller (93) unterstützte die Vorbereitung und erzählte, dass er als Junge mit seiner Mutter im Morgengrauen aufbrach, um noch am selben Tag die Wallfahrtsmesse mitzufeiern. Beide Orte sind nur 31 Kilometer voneinander entfernt. Im Ratsarchiv von Ostritz soll sich eine Urkunde befinden, welche die Wallfahrt für das Jahr 1623 belegt. 
„Zuerst schaute ich mir die mögliche Strecke auf der Karte an, dann bin ich am 1. Mai alleine losgelaufen, damit alles klappt“, sagt Bernhard Pflug. Am Sonnabend, den 1. Juli machten sich elf Pilger auf den Weg. Früh um 7.30 Uhr ging es in Ostritz los. „Für mich war es als Organisator die erste Wallfahrt“, betont Gemeindereferent Stephan Kupka. „Dankbar griff ich auf die Erfahrungen von Pfarrer Michael Dittrich und von Bernhard Pflug zurück.“ Pfarrer Dittich gab bereits vor drei Jahren die Anregung zu dieser Wallfahrt. „Im Ortskirchenrat haben wir damals beschlossen, die ganze Pfarrei einzuladen, sich mit uns auf den Weg zu machen“, sagt Kupka.
 

Pilgergruppe
Die Pilgergruppe vor dem Pfarrhaus in Raspenau, wo sie die Nacht verbrachten.

Heute gibt es in Haindorf neben der jährlichen Versöhnungswallfahrt im Mai am Fest Mariä Heimsuchung am 2. Juli eine deutsche Wallfahrt. An ihr nehmen Pilger aus Deutschland, Österreich und der Schweiz teil. Zumeist Heimatvertriebene und deren Nachkommen. Die Ostritzer Pilger, zu denen am Sonntag noch Fahrradpilger aus Ostritz dazukamen, nahmen an der zentralen Messe in der Basilika teil. Vorher verbrachten sie die Nacht im Pfarrhaus Raspenau (Raspaneva) und hatten so auch am Sonntag noch einen etwa fünf Kilometer langen Wallfahrtsweg.

Über Grenzen, die nicht mehr trennen

Stephan Kupka unterbrach die Pilgertour an verschiedenen Orten, um zu Meditation und Gebet einzuladen. „Die vielen Wegkreuze und Kapellen laden dazu ein.“ Unter anderem heißt es im Wallfahrtsheft: „Wir bitten dich, lass dich in jedem Wegzeichen unterwegs entdecken.“ Insgesamt fasst der Ostritzer Gemeindereferent seine Eindrücke so zusammen: „Wir waren eine kleine Gruppe, die sehr intensiv miteinander unterwegs war. Wir gingen über Grenzen, die man nicht sieht und die nicht mehr trennen.“ Beeindruckt war Kupka auch von den Spuren der Geschichte, so von den Resten eines deutschen Dorfes, das von den Polen nicht wieder besiedelt wurde. Stephan Kupka ist dankbar für die Kontakte, die Seelsorger untereinander haben. Er fügt hinzu: „Für die Zukunft wird es wichtig sein, dass auch Laien sich grenzübergreifend engagieren, im Gebet ebenso wie in der perönlichen Begegnung und Unterstützung – auch über Länder- und Sprachgrenzen hinweg.“
 

Hintergrund: Mit der Wallfahrt neu begonnen

400 Jahre ist es her, dass sich Ostritzer Katholiken 1623 wieder auf dem Weg zum Wallfahrtsort Haindorf (Hejnice) im Isergebirge machten. Von 1558 bis 1622 war dies nicht möglich, da ganz Böhmen evangelisch war. Die protestantische Besitzerin der Domäne Friedland, Katharina von Redern, verfügte die Schließung der Wallfahrtskirche und ordnete die Unterbringung des wundertätigen Marienbildes im Schloss Reichenberg an. 1622 gelangte der Feldherr Albrecht von Waldstein in den Besitz der Herrschaft Friedland und ließ die Kirche sanieren und öffnen. Die Franziskaner übernahmen die Betreuung der Wallfahrt.

Holger Jakobi