Erster Modellversuch von Konfessionell-kooperativem Religionsunterricht

Religion zusammen lernen

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Der katholische Religionslehrer Adrian Dautz und die evangelische Religionslehrerin Peggy Göring.
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Tomas Gärtner

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Der katholische Religionslehrer Adrian Dautz und die evangelische Religionslehrerin Peggy Göring.

Der erste Modellversuch am Christian-Weise-Gymnasium in Zittau hat bewiesen: Konfessionell-kooperativer Religionsunterricht funktioniert. Ihre Erfahrungen stellten die Religionslehrer an der TU Dresden vor.

An der guten Absicht fehlte es nie. Beim Religionsunterricht konfessionsübergreifend kooperieren zu wollen, hatten das Bistum Dresden-Meißen und die Evangelisch-Lutherische Landeskirche schon 2002 vereinbart. 2019 sprachen sich beide Bischöfe in einem Positionspapier für Modellversuche aus. 

Gemeinsaner Unterricht für zwei Jahre getestet

Nun aber steht fest: Es funktioniert auch in der Praxis. Zwei Jahre lang haben das zwei Lehrkräfte am Christian-Weise-Gymnasium in Zittau probiert: Peggy Göring, Lehrerin für evangelischen Religionsunterricht, und der katholische Religionslehrer Adrian Dautz.
Wie nötig dieser erste Modellversuch war, hatte Adrian Dautz, Lehrer für Deutsch und Geschichte mit Zusatzausbildung in Religion, schon lange erkannt: „Die größte Gruppe, die ich zuvor in katholischer Religion in den Klassenstufen 5 bis 12 hatte, bestand aus zehn Schülern, die kleinste aus zwei.“ Das war nur dank einer Sonderregelung möglich. So intensiv der Unterricht gewesen sein mochte – der übliche Wechsel zwischen Klasse und Gruppenarbeit sei da undenkbar. Hinzu kam: Der Unterricht für seine Schüler begann Montags fünf vor sieben Uhr, in der „nullten“ Stunde. „Das habe ich nicht mehr mitmachen wollen.“
Für den gemeinsamen Unterricht stand ihnen nun am Freitag erstmals eine Doppelstunde zur Verfügung, so wie es die beiden Kirchen seit Jahren fordern, bislang meist vergeblich. Jetzt waren es aus der siebten Klasse, mit der sie im Schuljahr 2021/22 starteten, 24 Schüler  – 18 evangelische, sechs katholische. Das eröffnete ganz neue Möglichkeiten, Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Religionen zu lehren, wie die beiden Lehrer in einem gemeinsamen Seminar von evangelischer und katholischer Religionspädagogik an der Technischen Universität (TU) Dresden berichteten.
Die Schüler gestalteten etwa im Advent ein Schaufenster zur Geschichte des Krippenspiels. In Gruppen untersuchten sie jeweils eins der insgesamt 90 Bilder des berühmten Großen Zittauer Fastentuchs im Hinblick auf das Gottesbild. Oder sie betrachteten, wie im Samariterinnenbrunnen die Geschichte aus dem Johannesevangelium gestaltet ist. Im Umzug zum Landeserntedankfest gestalteten sie außerdem einen Festwagen unter dem Motto „Wir sitzen alle in einem Boot“.

Neuer gemeinsamer Lehrplan verfasst

Für die Beschäftigung mit dem Islam holten sie die Wanderausstellung „Muslimisch in Ostdeutschland“ nach Zittau. Die nutzten auch Ethik-Lehrer und andere Schulen, so Peggy Göring.
Vor der Klasse standen die beiden stets zu zweit. Zuvor hatten sie aus den evangelischen und katholischen Lehrplänen einen gemeinsamen für diesen Konfessionell-kooperativen Religionsunterricht (KokoRU) verfasst. Dank dieser Vorarbeit sei solcher Unterricht nun auch an anderen Schulen möglich, sagte Monika Scheidler, Professorin für katholische Religionspädagogik.
In Zittau wird er fortgeführt, im kommenden Schuljahr bis zur neunten Klasse. „Die Schüler fragten einander nach ihren Erfahrungen“, Peggy Göring. Und Adrian Dautz ergänzte: „So können sie die eigene und die andere Kirche ganz anders wahrnehmen. Unsere Mühe hat sich gelohnt.“ 

Tomas Gärtner