Gedenkgottesdienst für Drogentote

Abschied ohne erhobenen Zeigefinger

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In einem ökumenischen Gottesdienst am 23. Juli wird an verstorbene Drogenkonsumenten in Osnabrück erinnert. Dabei soll soll es auch darum gehen, Abhängige nicht zu stigmatisieren.


Am Gedenkstein für Drogentote auf dem Gertrudenberg
nehmen Angehörige Abschied von den Verstorbenen.
Foto: Christoph Brüwer

„Der bundesweite Trend zeigt, dass die Zahl der Drogentoten wieder steigt“, sagt Conrad Tönsing, Leiter des Geschäftsbereichs Suchtprävention und Rehabilitation bei der Caritas im Bistum Osnabrück. 17 Menschen sind seit vergangenem Juli in Osnabrück durch Drogenkonsum gestorben. Zwischen 2016 und 2017 waren es noch neun. Dies seien aber nur die diagnostizierten Tode durch Überdosen, erklärt Tönsing. Die wahre Zahl sei noch größer.

Um an Drogentote zu erinnern und auf die Stigmatisierung und Diskriminierung von Abhängigen hinzuweisen, wird seit 20 Jahren der „Internationale Gedenktag für verstorbene Drogengebraucher“ begangen. Die Idee dahinter hatten Eltern von Opfern.  „Hinter jedem Drogentoten steckt ein persönliches Schicksal“, sagt auch Tönsing. Niemand sei freiwillig drogenabhängig. Die berauschenden Substanzen seien vielmehr der Versuch, Probleme zu lösen.

Gottesdienst mit Gang zum Gedenkstein

Der ökumenische Gottesdienst für die verstorbenen Drogentoten in Osnabrück findet am Montag, 23. Juli, um 17 Uhr in der Gertrudenkirche auf dem Gertrudenberg statt. Der Caritas-Vorsitzende und Diakon Gerrit Schulte sowie Hartmut Heyl, evangelischer Psychiatrie-Seelsorger am Ameos-Klinikum in Osnabrück, leiten ihn. Drogenabhängige und Ex-Konsumenten sprechen die Lesung und Fürbitten oder nehmen in anderer Form teil.

Die Namen aller Drogentoten, die im vergangenen Jahr in Osnabrück gestorben sind, werden vorgelesen und für jeden wird eine Kerze auf dem Altar entzündet. Im Anschluss gehen die Gottesdienstteilnehmer gemeinsam zum Gedenkstein für Drogentote in der Nähe der Kirche. Uwe Schwichtenberg, langjähriger Chefarzt am Ameos-Klinikum in Osnabrück, hält dort eine Rede. Anschließend gibt es ein Beisammensein im „Café Kommunitas“ (Gertrudenring 12).

Viele der Gottesdienstbesucher kennen die Verstorbenen aus gemeinsamen Therapiesitzungen oder Treffen im „Café Kommunitas“. „Der Tag ist wichtig für sie, weil er Raum gibt, Abschied zu nehmen, ohne den Zeigefinger zu erheben“, sagt Conrad Tönsing.

Christoph Brüwer