Papenburger Gemeinde erinnert an das Ende des Krieges

Als die Glocken zerschlagen wurden

Image
ein historisches Foto
Nachweis

Foto: St. Antonius Papenburg

Caption

1942 wurden die Glocken der St.-Antonius-Kirche zerschlagen. Ältere Papenburger haben davon noch erzählt.

80 Jahre Kriegsende: An diese Zeit möchte die Papenburger Kirchengemeinde St. Antonius mit einer Themenwoche erinnern. Das Gemeindeteam hat für Anfang November mehrere Veranstaltungen organisiert. Dabei geht es auch die Glocken des Gotteshauses, denn deren Zerschlagung hatten damals die Nazis angeordnet.

Die Idee zu der Themenwoche ist laut Gemeindereferentin Kirsten Griep-Raming bei einem Netzwerktreffen entstanden, zu dem das Gemeindeteam alle Gruppen und Verbände der Kirchengemeinde eingeladen hatte. Dabei erzählte Archivar Hans-Gerd Walker, dass er viele Bilder von der Zerstörung der Glocken hat und auch vieles dazu zu berichten weiß. Im Zweiten Weltkrieg wurden viele Glocken aus den Kirchen entfernt, um daraus Metall für die Rüstungsindustrie zu gewinnen.

drei Frauen an einem Tisch
Gemeindereferentin Kirsten Griep-Raming stellt zusammen mit Hedwig Pohl und Susanne Bohse vom Gemeindeteam das Programm der Themenwoche vor. Fotos: Anna Solbach

Die Glocken der St.-Antonius-Kirche wurden vom Nazi-Regime am 20. Februar 1942 beschlagnahmt. Da das Herabholen vom Turm zu schwierig war, wurden sie im Turm unter Einsatz von Gefangenen aus den Emslandlagern zerschlagen. Dies zeigt eine historische Fotografie, die mit weiteren Bildern, Dokumenten und Zeitungsartikeln eine Fotoausstellung im Innenraum der Kirche in der Themenwoche bilden werden. Die offizielle Eröffnung ist am Montag, 3. November, um 16 Uhr.

Erst 1950 gab es drei neue Glocken

Der Archivar wird in der Einführung berichten, dass alte Papenburger sich noch an die scheppernden Töne bei der Zerstörung ihrer Kirchenglocken erinnern können. Der damalige Pfarrer Hermann Schütte schrieb: „Am 29. August gingen die Glocken fort. Auf dem Turm zerschlagen. 64 Jahre haben sie gedient. Die Angelusglocke ist geblieben.“ Am 8. März 1943 erhielt die Gemeinde eine Bescheinigung der Reichsstelle für Metalle über 5 870 Kilogramm zerschlagene Glocken. Erst 1950 war die Gemeinde nach vielen Kollekten in der Lage, drei neue Glocken zu beschaffen.

Bei einer Vorbesprechung in ihrem Büro stellte die Gemeindereferentin Kirsten Griep-Raming zusammen mit Susanne Bohse und Hedwig Pohl vom Gemeindeteam das Programm der Themenwoche vor. Diese beginnt am Sonntag, 2. November, um 18 Uhr, mit einem Gottesdienst in der St. Antonius-Kirche. Vorbereitet wird er vom „Unterbrechungsteam“, das immer am ersten Sonntag im Monat den Gottesdienst mitgestaltet und er heißt deshalb „Unterbrechung - Zeit für dich - Zeit für Frieden“.

Eine Kirche
Die St.-Antonius-Kirche in Papenburg

Den Montag, 3. November, widmet das Gemeindeteam der Fotoausstellung und lädt gemeinsam mit dem Archivar dazu um 16 Uhr ein. Eine Führung gibt es zusätzlich am Samstag, 8. November, um 18 Uhr. Am Dienstag, 4. November, findet in der Kirche in Zusammenarbeit mit dem Dokumentations- und Informationszentrum (DIZ) Emslandlager ein Filmabend statt. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin Tessa Hesener wird eine Dokumentation „Wenn ich in die Tiefe schaue“ über die Menschen und die Emslandlager zeigen. Anschließend gibt es eine Möglichkeit zum Gespräch.

Aus Erinnerung entsteht Zukunft

Gemeinsam mit dem Archivar, dem DIZ, und verschiedenen Gemeindegruppen haben sich auch vier Schülerinnen des Mariengymnasiums, die eine Ausbildung zu Gruppenleiterinnen machen, eine Aktion für die Themenwoche überlegt. Am Donnerstag, 6. November, laden sie mit dem Kirchencafe-Team um 15.30 Uhr zu einem Erzählcafe in das Niels-Stensen-Haus ein. „Weiß du noch? Aus Erinnerung entsteht Zukunft“ lautet das Motto. Um eine Anmeldung im Pfarrbüro St. Antonius, Telefon 04961/947210, wird gebeten.

Zum Abschluss der Themenwoche möchte das Gemeindeteam St. Antonius auf die Gedenkfeier der Stadt Papenburg zur Reichspogromnacht am Sonntag, 9. November, um 18 Uhr, aufmerksam machen. Sie findet vor dem Sparkassengebäude statt, wo ein Gedenkstein an die jüdischen Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in den Jahren 1933 - 1945 erinnert. Hier stand einst die Synagoge der jüdischen Gemeinde, die am 9. November 1938 zerstört wurde. Die Gedenkfeier gestalten die Schülerinnen des Mariengymnasiums Papenburg mit. Eine musikalische Umrahmung erfolgt durch das Klezmer-Ensemble des Gymnasiums Papenburg und den Musikverein von 1996.

Anna Solbach