100 Jahre Herz-Jesu-Kirche in Gersten

Auch als Erwachsene aktiv

Image
Zwei erwachsene Messdiener knien am Altar
Nachweis

Foto: Christiane Adam

Caption

Für das Foto in legerer Kleidung: Carsten Meemann (links) und Stefan Kerk sind seit einigen Jahren erwachsene Messdiener. Foto: Christiane Adam

Seit 100 Jahren steht die Herz-Jesu-Kirche in Gersten. Ereignisse, die das Gemeindeleben geprägt haben, hält eine Chronik fest. Darin steht auch die Geschichte von den erwachsenen Messdienern.

„Am 15. Dezember 2007 staunten die Gottesdienstbesucher nicht schlecht, als Pater Johannes Walhorn zwischen vier erwachsenen Messdienern die Messe eröffnete. Jürgen Möller, Mario Theisling, Jürgen Schliem und Bernd Völker – alle vier schon zu Jugendzeiten Messdiener – waren nach jahrelanger Pause wieder am Altar tätig.“ So steht es in der neuen Chronik, die eher ein „Geschichtenbuch“ sein will. Carsten Meemann erzählt, warum auch heute 14 Erwachsene den Altardienst versehen.

„Die Hochzeit eines Stammtischkollegen stand bevor. Wir stellten fest, dass neun von zehn Stammtischmitgliedern als Jugendliche Messdiener gewesen sind, und so haben wir uns überlegt, dass wir bei der Hochzeitsmesse ministrieren könnten“, sagt der Gerstener. Üblicherweise endet die Messdienerzeit mit dem Erreichen der zehnten Klasse. Aber nach der Hochzeit regte der 2020 verstorbene Pater Walhorn an, die Erwachsenen könnten weiter Messdiener sein. „Die Gemeinde hat spontan applaudiert“, sagt Meemann. Einmal im Monat dienen die Erwachsenen seitdem in einer Messe. Öfter geht es nicht, denn es sind ausreichend Messdiener vorhanden.

14 Männer und Frauen gehören inzwischen zum Stamm der erwachsenen Messdiener. Zu den jugendlichen „Minis“ gibt es kaum Unterschiede. „Wir tragen allerdings kein Gewand. Wir haben uns für schlichte schwarze Hosen und weiße Hemden entschieden“, sagt Stefan Kerk. Den Altardienst neu erlernen musste niemand: „Das sitzt“, sagt Christa Prekel.

Den Altardienst neu erlernen musste niemand.

Die Priester nehmen den Einsatz der Erwachsenen positiv wahr, so die Einschätzung des Teams. „Pater Walhorn zum Beispiel hat immer gesagt, er sei nun gut beschützt“, erzählt Carsten Meemann, der mit seinen 1,95 Metern den Pater fast um zwei Köpfe überragte. Die Erwachsenen haben sich zu Tandems zusammengefunden, in denen sie in der Regel gemeinsam dienen. Mit ins Messdienerzeltlager fahren sie indes nicht mehr. Geselligkeit entsteht durch unregelmäßige Zusammenkünfte. Einen klaren Unterschied zu den minderjährigen Messdienern gibt es jedoch: Der Priester teilt an die Erwachsenen nicht nur die heilige Kommunion aus, sondern reicht ihnen auch den Kelch mit Wein.

Hermann Beestermöller, Bernd Felschen, Stefan Kerk, Aloys Langenhorst, Christa Prekel und Bernd Swarte haben zwei Jahre lang an dem Buch „100 Jahre Herz Jesu Kirche Gersten“ gearbeitet. Für das Buch haben sie viele Originaldokumente abfotografiert, Fotos zusammengestellt und sich Ereignisse aus der Pfarrchronik sowie dem Verkündigungsbuch des Pfarrers herausgesucht. Das Buch, das 25 Euro kostet, enthält somit nicht nur eine chronologisch herausgearbeitete Darstellung des Gemeindelebens, sondern vermittelt auch den jeweiligen Zeitgeist.

So erfährt man beispielsweise, dass der Pfarrer 1936 „zum wiederholten Male darauf hinweist, dass der Kirchplatz kein Kinderspielplatz und kein Hühnerhof ist“, oder dass im Jahr 1927 „der Friedhof verheerend aussieht“. Auch Regeln für sittsames Feiern oder sonntägliches Jagen werden vom Priester herausgegeben, was die Verwobenheit des kirchlichen und weltlichen Lebens in früheren Zeiten illustriert.

Christiane Adam