Neuer „Vechte"-Pilgerweg in Nordhorn

Auf spiritueller Wanderschaft

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Nicht jeder kann im Urlaub zu einer großen Pilgerreise aufbrechen. Wer trotzdem für ein paar Stunden auf eine spirituelle Wanderschaft gehen möchte, findet in Nordhorn einen Pfad. Er führt entlang an Wiese und Wasser, an Kunst und Kultur: der neue „Vechte-Pilgerweg“.


Kreuzweg unter Bäumen: Auch zu diesem Kunstwerk von
Karl Prantl führt der neue Vechte-Pilgerweg in Nordhorn.
Foto: Petra Diek-Münchow

Am Vechteufer, nicht weit von der Innenstadt, lässt sich gut durchatmen und den Lärm der Stadt vergessen. In sanftem Bogen führt ein Weg entlang des schmalen Flüsschens: vorbei an Baumreihen und Waldstücken, an Wiesen und Feldern. Bevor der Wanderer dann eine kleine Anhöhe hinauf zum Kloster Frenswegen geht, kommt er an zwei Kunstwerken vorbei. Direkt an der Böschung stehen zwei große Sandstein-Stelen von Michael Schoenholtz. Wie durch ein Tor kann man von dort auf das Wasser schauen und einen Moment innehalten. Genau wie ein paar Schritte weiter bei der Arbeit von Karl Prantl: 14 Bodenplatten liegen unter den Bäumen, aufgereiht zu einem „Kreuzweg“ – wie die 14 Stationen von der Verurteilung Jesu bis zu seinem Tod. Ein ebenso schlichtes wie eindringliches Bild, an dem keiner schnell vorbeilaufen sollte.

Diese zwei Skulpturen gehören zu den zehn Haltestellen auf dem neuen „Vechte-Pilgerweg“. Vier Kilometer führt er von der Nordhorner Fußgängerzone bis zum Kloster Frenswegen vor den Toren der Stadt – ein geruhsamer Spaziergang meist entlang des kleinen Flüsschens Vechte. Die Wanderer starten an der St.- Augustinus-Kirche am Stadtpark, laufen an einigen Wohnhäusern vorbei und sind dann schnell im Grünen: am Wasser, an der Böschung, an Feldern, an Pferdekoppeln. „Es ist ein uralter Weg, schon eingelaufen von den Mönchen, die früher im Kloster Frenswegen gelebt haben“, sagt Gemeindereferent Gerd Wieners.

Er gehört zum „Kirchenschiff“-Team, dem Haus der Passantenpastoral in Nordhorn. Mit seinen Kolleginnen Katharina Engelen und Sonja Wasmer sowie den Ehrenamtlichen Helmut Forsting, Christa Gerdes, Martina Püttmann und Irmintraud Teuwisse hat er den Pilgerweg entwickelt – einschließlich eines 32-seitigen Begleitheftes dazu (siehe auch „Zur Sache“).

Pilger können auch das Labyrinth noch erkunden

„Wir wollen einen spirituellen Impuls hinaus in die Stadt tragen“, sagt Wieners. Damit Nordhorn von den Besuchern nicht nur als Einkaufsstadt wahrgenommen wird, sondern auch als Ort, wo es sich gut pilgern lässt – wo man den Alltag mit seinem Getöse und seinen Aufgaben für einen Moment unterbrechen kann. Martina Püttmann und Christa Gerdes sind sich einig: „Es ist ein wirklich schöner Weg“, sagen sie.

Zehn Wegmarken laden dabei unterwegs zu einer Pause ein: technische Bauwerke, Naturdenkmale und Sandsteinskulpturen aus der „Kunstwegen-Route“ wie die von Prantl und Schoenholtz. Die erste Station können Pilger am Ölmühlenwehr machen und dabei über den Wasserfall dort nachdenken – ein Symbol für Werden und Wachsen, Klären und Reinigen, Erfrischen und Dürsten. Im Begleitheft gibt es dazu vertiefende Gebete und Texte. Von dort aus führt der Weg zu einer Eiche an einer Kreuzung, zum Zusammenfluss der beiden Vechtearme, zu mehreren Kunstwerken und am Ende zum Labyrinth an der ökumenischen Begegnungsstätte Kloster Frenswegen. Jeder Pilger ist eingeladen, dieses Labyrinth auch noch zu gehen – bis zum Brunnen in der Mitte, in dem sich das eigene Gesicht spiegelt.

Wer danach auch noch die Stadt erkunden möchte, kann das jetzt direkt vom Wasser aus machen. Das „Kirchenschiff“ verleiht für Personen ab 18 Jahren zwei „Kanadier“. Eines der Boote, die direkt an der Wand der Pfarrhauses „parken“, hat Pfarrer Ulrich Högemann gesponsert. Jeweils zu viert können Gäste damit lospaddeln, eine entsprechende Ausrüstung samt Schwimmwesten gibt es ebenfalls im „Kirchenschiff“. Die Ausleihe kostet nichts, eine Spende ist aber durchaus erlaubt.

Petra Diek-Münchow


Zur Sache

Der neue „Vechte-Pilgerweg“ reicht vier Kilometer von der Nordhorner Innenstadt zur ökumenischen Begegnungsstätte Kloster Frenswegen. Der Spaziergang führt über flaches Gelände, die meisten Pfade sind geschottert oder gepflastert. Eine Strecke dauert etwa eineinhalb bis zwei Stunden. Im Haus der Passantenpastoral, dem „Kirchenschiff“ an der Burgstraße 10, gibt es für zwei Euro ein Heft mit Gebeten, Liedern, Meditationen und den Koordinaten der zehn Stationen auf dem Weg. Pilger können die Strecke allein oder in Gruppen gehen, der Start ist sowohl von der Innenstadt als auch vom Kloster möglich. Das „Kirchenschiff-Team“ bietet auf Anfrage auch eine Begleitung an.

Offiziell eröffnet wird der Pilgerweg am Sonntag, 26. August, um 15 Uhr ab dem „Kirchenschiff“. Wer für den Rückweg einen Shuttle-Service nutzen möchte, sollte sich vorher anmelden: Telefon 0 59 21/1 79 64 41