Ökumene am Pfingstfest

Autogottesdienst und Pfingsttauben

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Ökumenische Gottesdienste am Pfingstmontag – das hat Tradition. Doch wegen der Corona-Krise sind jetzt viele Begegnungen kaum möglich. Die Nordhorner haben eine Alternative gefunden.


Jürgen Veldboer von der ACK in Nordhorn. Foto: privat

Ökumene wird in der Grafschaft Bentheim großgeschrieben. Aus gutem Grund. Mit Katholiken und Lutheranern, mit Reformierten und Altreformierten, mit Baptisten und der Herrnhuter Brüdergemeine leben Christen sechs verschiedener Konfessionen in einem Landkreis zusammen – eine bunte konfessionelle Landschaft, die es so kaum noch anderswo in unserem Bistum gibt. „Und die Zusammenarbeit klappt wirklich gut“, sagt der katholische Dekanatsreferent Jürgen Veldboer, der die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) der Grafschaft leitet und zugleich im Vorstand der ACK Nordhorn sitzt. „Wir sprechen in der Stadt mehr und mehr mit einer Stimme.“

Tradition hat deshalb auch, dass die Christen in Nordhorn den Pfingstmontag um 11 Uhr in großer Zahl ökumenisch feiern. In einem Jahr dezentral in mehreren Stadtteilen, im nächsten Jahr zentral im gemeinsamen Gottesdienst im Stadtpark – mit meist über 1000 Besuchern. Aber in diesem Jahr wäre wegen der Corona-Krise und den damit verbundenen notwendigen Abstandsregelungen weder das eine noch das andere möglich gewesen. Mit nur 40 Besuchern in St. Josef in Bookholt Pfingsten ökumenisch zu feiern – das hätten sich Veldboer und die ACK nicht vorstellen können.

„Es ist gut, wenn wir unsere Gemeinschaft als Christen erfahren“

Aber alles ersatzlos streichen? Das konnte sich die Arbeitsgemeinschaft genauso wenig vorstellen. So kam schnell die Idee auf, am Pfingstmontag zur gewohnten Zeit einen ökumenischen Autogottesdienst auf dem Neumarkt in Nordhorn zu organisieren. „Gerade in diesen Wochen der Verunsicherung ist es gut, wenn wir unsere Gemeinschaft als Christen spüren und erfahren", sagt Jürgen Veldboer. Und so kümmerte sich das Organisationsteam im Vorfeld um viele Absprachen und Genehmigungen: mit dem Bistum, mit der Stadt für die Sondernutzung des Parkplatzes, mit der Bundesnetzagentur für die Frequenz. Denn ähnlich wie bei einem Autokino werden die Besucher mit ihrem Pkw auf den Neumarkt fahren, können dann das Radio anschalten und auf einer bestimmten Frequenz den Gottesdienst hören. 

Allerdings gelten dafür strenge behördliche Auflagen: Fußgänger oder Fahrradfahrer sind nicht erlaubt, die Autos müssen zwei Meter auseinanderstehen und in jedem Auto dürfen nach jetzigem Stand maximal zwei Erwachsene und drei Kinder aus einem Haushalt sitzen. Insgesamt können unter diesen Bedingungen 150 Fahrzeuge kommen – aber nicht spontan. Alle Teilnehmer mussten sich rechtzeitig vorher für den Gottesdienst anmelden und bekamen einen „Parkschein“ sowie das Liedblatt zugeschickt.

Sehen und hören werden sie auf einer improvisierten Bühne mehrere Christen und Christinnen aus den beteiligten ACK-Kirchen in Nordhorn. Sie tragen zu dem Leitwort des Gottesdienstes „Durch verschlossene Türen" die Lesung, Psalmen und das Gebet um die Einheit der Christen vor. Pastor Jörg Düselder von der reformierten Gemeinde wird die Predigt halten, die musikalische Gestaltung übernehmen die Familien Seifert und Wiggers. Jürgen Veldboer hofft, dass von diesem Gottesdienst auch ein Zeichen ausgeht:  „Wir sind in dieser Zeit gemeinsam als Christen da.“

Petra Diek-Münchow


Aktion

Pfingsttauben als Fensterbilder


Mit Hilfe von Stift und Papier wird aus einem Handabdruck
schnell eine Pfingsttaube. Foto: Moritz Münchow

Zwei Stifte und ein Blatt Papier: Mehr braucht es nicht, um mit dem eigenen Handabdruck schnell eine Pfingsttaube für zu Hause zu basteln. „Wie schön wäre das, bei einem Spaziergang am Nachmittag des Pfingstmontag viele Tauben in den Fenstern zu entdecken", sagt Matthias Blümel, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Niedersachsen. Der Propst im Ruhestand aus Wolfsburg bedauert, dass die Christinnen und Christen in vielen Orten auf die „liebgewonnene Tradition“ der ökumenischen Gottesdienste am Pfingstmontag „wohl verzichten müssen“. Blümel regt aber trotzdem an, diesen Feiertag ökumenisch zu begehen. Denn gerade in den vergangenen Wochen habe das vielfache gemeinsame Engagement von Christen deutlich gemacht, „wie selbstverständlich ökumenisch-geschwisterliches Handeln an vielen Orten in Niedersachsen ist“. 

Die ACK regt daher an, dass am Pfingstmontag um 11 Uhr die Glocken geläutet werden und dass sich die Menschen in Hausgemeinschaften zu einer kurzen Andacht versammeln und so im Gebet verbinden. „So können wir uns vom Heiligen Geist getragen gegenseitig ermutigen.“ Dafür schlägt die ACK ein Lied und ein vom Ökumeneteam im Bistum Osnabrück verfasstes Gebet vor. 

Auch Norbert Kalinsky, Dekanatsreferent im Stadtdekanat Osnabrück und Vorsitzender der ACK Osnabrück, unterstützt dieses Anliegen.In einem Schreiben an die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft bittet er, „sich nach Ihren Möglichkeiten an dieser Aktion zu beteiligen“, Infos und Gebetszettel zu verteilen und auch beim Glockenläuten am Pfingstmontag mitzumachen. (pd)

Auf der Internetseite der ökumenischen Begegnungsstätte Kloster Frenswegen bei Nordhorn gibt es das Liedblatt für die kurze Hausandacht und eine Bastelanleitung für die Pfingsttaube.