Ausbildung zum Ständigen Diakon im Zivilberuf

Bindeglied in die Gesellschaft

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Männer aus den (Erz-)Diözesen Berlin, Dresden-Meißen und Görlitz stehen vor der Weihe zum Ständigen Diakon im Zivilberuf. Sie haben sich drei Jahre in der Fachakademie für Gemeindepastoral in Magdeburg darauf vorbereitet.

Der Ausbildungskurs der Ständigen Diakone in der Kapelle des Magdeburger Roncalli-Hauses, wo sich auch die Fachakademie für Gemeindepastoral befindet. Links Ausbildungsleiter Thomas Pogoda.    Foto:  Eckhard Pohl

 

Sie freuen sich auf ihren Dienst. Das ist den elf Männern anzumerken, die Mitte August in der Fachakademie für Gemeindepastoral in Magdeburg zusammengekommen sind: fünf aus dem Erzbistum Berlin, vier aus dem Bistum Dresden-Meißen und zwei aus Görlitz. Die Männer haben in den letzten dreieinhalb Jahren an einer Ausbildung zum Ständigen Diakon teilgenommen. Zum letzten Mal sind sie nun zu einem Studienwochenende versammelt.
„Als Diakone können wir in der Gemeinde, aber auch in unserem zivilen Berufsalltag Wegbegleiter sein“, sagt Dirk Verheijen (62) aus Berlin. Er habe schon erlebt, dass eine Studentin zu ihm kam und klagte, dass ihre Mutter nicht mehr lange zu leben hat. Oder es kämen Kollegen mit existenziellen Fragen, weil sie wissen, dass er gläubiger Christ ist, sagt der Politikwissenschaftler und Direktor eines internationalen Europa-Studienprogramms. „Durch das Diakonamt wird man zum Zeichen für das Gottesvolk, dass es hier und heute möglich ist, Christus nachzufolgen und ein Leben aus dem Evangelium zu führen“, ergänzt Klaus Pfister (49), Sozialpädagoge bei der Caritas in Görlitz. „Dabei wird einem mehr bewusst, wie man als Christ eigentlich leben sollte. Das ist auch Last.“
Die Gründe, sich auf den Weg zum Diakon zu machen, sind verschieden. „Ich habe seit meiner Rückkehr zum Glauben den Wunsch, ein intensiveres Leben mit Gott zu führen“, sagt Klaus Pfister. „Ich wurde angesprochen, ob es nicht etwas für mich sein könnte, als Diakon zu leben. Ich habe mich auf den Weg gemacht und es geprüft.“ Für Sozialarbeiter Matthias Schulz aus Freiberg (54) ist es nicht zuletzt die Begegnung mit benachteiligten, dem Glauben eher fernstehenden und auch richtig armen Menschen, die ihn bewegt, um die Weihe zum Diakon zu bitten. Schulz, der als privater Unternehmer die Unterbringung und Versorgung von Spätaussiedlern, Asylbewerbern und Obdachlosen organisiert hat und jetzt als Angestellter in diesem Bereich tätig ist, besucht seit Jahren im Auftrag der Gemeinde Menschen im Kankenhaus und Altersheim. „Menschen, die mit sehr wenig auskommen müssen, zu begegnen, berührt mich“, sagt Schulz. „Ich bin dankbar, dass ich das erfahren darf, es ist wohl eine Weise, Gott zu begegnen“, so der langjährige Gottesdienstbeauftragte. Zum Diakon geweiht zu werden, bedeute für ihn, „durch das Sakrament für den eigenen Dienst gestärkt und zugleich ein Zeichen für andere zu sein.“
 

Von sozialem Einsatz bis zur Förderung von Gaben
Andreas Wirth (54), ein weiterer der Männer, betreibt eine Event- und Werbe-Agentur und ist Pressereferent des Diözesan-Caritasverbandes Görlitz in Cottbus. Ihm ist „die Kommunikation zwischen Menschen, aber auch mit Gott ein wichtiges Anliegen“, wie er sagt. Irgendwann habe er sich angesprochen gefühlt, „nach Mehr im Leben Ausschau zu halten“. Er wurde Diakonatshelfer/Gottesdienstbeauftragter, was ihm viel Freude macht. Im Blick auf seinen Einsatz als Diakon im Zivilberuf sei er offen, wolle Bindeglied zwischen Kirche und Gesellschaft sein. Es gebe viele Aufgaben, im gesellschaftspolitischen Bereich, in der Gefängnisseelsorge, im Bereich der Gemeindeentwicklung –  etwa Menschen zu helfen, ihre Gaben zu entdecken und in der Kirche einzusetzen, sagt Wirth.
„Es ist schon eine lange Ausbildung“, sind sich die angehenden Diakone einig. Schließlich sei die Zeit für den Abschluss des Grundkurses Theologie im Fernkurs als Ausbildungs-Voraussetzung noch dazuzurechnen. In der Ausbildung gelte es zunächst den Aufbaukurs Fernkurs Theologie mit seinen 24 Lehrbriefen binnen eines Jahres zu absolvieren, also die Lehrbriefe zu studieren und zu einzelnen Themen Präsentationen für alle vorzubereiten, erzählt Dirk Verheijen. Während der drei Jahre sei eine Hausarbeit zu schreiben, seien Prüfungen abzulegen, eine Probepredigt vorzubereiten und in einer Gemeinde zu halten. Es gelte, im Kontakt mit einem geistlichen Begleiter zu sein, an den Ausbildungstreffen im eigenen Bistum teilzunehmen – also neben dem Zivilberuf schon ein ziemliches Programm zu bewältigen.
„In mir ist während der Ausbildung viel an geistlicher Reifung passiert“, sagt Thomas Greiner (56) aus Berlin. Insofern sei es schon gut, dass sie so lange dauert. Das bestätigt auch Stephan Schöbel (49) aus Dresden: „Es geht um einen Dienst an den Menschen, da muss man auch als Person ganz da sein. Unser Ausbildungsleiter Thomas Pogoda hat versucht, jeden gut auf seinem Weg zu begleiten.“ Dennoch müsse man schon „Disziplin aufbringen, um die Ausbildung zu bewältigen“, räumen die Männer ein. Und betonen: „Ohne dass die Familie, also vor allem die Ehefrau mitzieht, geht das nicht.“
 

Umfangreiche, ganzheitliche Ausbildung
Während der Ausbildung hätten sie viele Fachleute wie etwa den Hallenser Krankenhausseelsorger Diakon Reinhard Feuersträter erleben können. „Die Referenten haben uns nicht zuletzt ihre ganz konkreten Erfahrungen weitergegeben“, sagt Stephan Schöbel. Außerdem habe man die Pfarrei Burg besucht, als die sich gerade an der dortigen Landesgartenschau beteiligte.
Wichtiger Teil der Ausbildung sei die geistliche Praxis. Zu den Treffen gehören immer selbst gestaltete Gebetszeiten. Spiritual Dr. Konrad Harmansa führt ins geistliche Leben ein. Außerdem ist ein Pfarreipraktikum zu absolvieren. Thomas Greiner, der als Ministerialdirigent in einem Bundesministerium tätig ist, hat bei seinem Praktikum unter anderem viel von einem Gefängnisseelsorger gelernt, „vor allem von seiner Liebe zu den Menschen“.
Die angehenden Diakone sind mit ihrer Ausbildung weithin zufrieden. Dirk Verheijen erinnert daran, dass das Zweite Vatikanische Konzil zwar den Diakonat wiederbelebt, aber die Identität des Ständigen Diakons genauso wie die des Priesters nicht eindeutig geklärt hat. Einige der Männer hätten sich gewünscht, dass ihre Familien, vor allem ihre Frauen öfter als die angesetzen beiden Male mit eingebunden gewesen wären. Nun aber bereiten sie sich auf ihre bevorstehende Weihe vor.

Die Diakonweihen sind am 28. September in Berlin und in Görlitz sowie am 6. Oktober in Zittau.

 
Zur Sache: Ausbildung Ständiger Diakone
Die Fachakademie für Gemeindepastoral in Magdeburg führt für die (Erz-) Bistümer Berlin, Dresden, Görlitz und Magdeburg die Ausbildung Ständiger Diakone durch. Der Direktor der Fachakademie, Thomas Pogoda, ist der gemeinsame Ausbildungsleiter.
Die Ausbildung erfolgt in einem dreijährigen berufsbegleitenden Kurs (18 Studienwochenenden und drei Studienwochen) in der Fachakademie sowie einem pastoralen Praktikum in den Heimatbistümern. In den Bistümern ergänzen Bewerberkreise die Ausbildung. Nach der Ordination zu Diakonen folgt eine zweijährige Berufseinführung, die der Reflexion gemachter Erfahrungen dient. Die Fachakademie organisiert dafür zwei Wochenenden. Die spirituelle und supervisorische Begleitung erfolgt in den Heimatbistümern.
Interessierte Männer für den nächsten Ausbildungskurs ab Herbst 2020 wenden sich an die jeweiligen Beauftragten in den (Erz-)Bistümern. Nach einer Annahme als Bewerber werden diese in die Ausbildung an der Fachakademie entsandt.

www.fagp.eu/ausbildung-staendige-diakone.html
 
Von Eckhard Pohl