Liturgische Dienste im Gottesdienst

Boten von Hoffnung und Zuversicht

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Gottesdienste sind Teil einer kirchlichen Willkommenskultur. Dazu gehört auch die Wertschätzung derer, die ehrenamtlich liturgische Dienste übernehmen.


Lektorinnen, Kommunionhelfer, Wortgottesdienstleiterinnen und Kantoren sind aus unseren Kirchen nicht mehr wegzudenken.

Viel zu häufig verläuft der erste Dienst eines Lektors oder einer Kommunionhelferin genau so: Nach einer kurzen Begrüßung und kurzen Absprache in der Sakristei übernimmt er beziehungsweise sie das erste Mal den liturgischen Dienst in der Eucharistiefeier. In der Woche danach wird man vielleicht im Ort darauf angesprochen, dass man den liturgischen Dienst am vergangenen Sonntag gut ausgeführt hat. Eine richtige Erklärung, eine Vorstellung im Gottesdienst oder eine Ankündigung in den Pfarrnachrichten finden eher selten statt. Eine Willkommenskultur für liturgische Dienste sieht wahrlich anders aus. Während Unternehmen in den letzten Jahren für neue Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen interessante Modelle zum Dienstbeginn – vom Begrüßungskaffee über den Blumenstrauß bis hin zur Patenschaft – haben, in einigen Regionen die neuen Nachbarn mit Brot und Salz in der Nachbarschaft willkommen geheißen und die Ministranten in der Regel in einem feierlichen Gottesdienst der Gemeinde vorgestellt werden, tun wir uns in den Pfarrgemeinden mit weiteren Konzepten immer noch schwer.

Für eine Kultur der Wertschätzung und des Dankens haben sich in den Gemeinden wenige Formen entwickelt. Aber wie könnten wir ein Umfeld schaffen, in dem sich liturgische Dienste willkommen und wertgeschätzt fühlen? Wie schaffen wir es, Menschen für liturgische Dienste zu gewinnen? Sind diese Menschen nicht Boten von Hoffnung und Zuversicht? Tragen diese Personen nicht eine Berufung in sich, die sich aus den Sakramenten Taufe und Firmung speist?

  • Nimmt man ernst, dass Kirche sich aus der Liturgie heraus aufbaut, weil diese den Quellgrund allen gemeindlichen Lebens darstellt, so scheint es angebracht, die Vielfalt der Charismen und Begabungen auch in der gottesdienstlichen Feier sichtbar werden zu lassen. Im Hinblick auf die Liturgie als Feierhandlung lassen sich je nach Art des Gottesdienstes folgende Aufgaben unterscheiden:
  • der Leitungs- und Vorsteherdienst,
  • der Dienst am gesprochenen und gesungenen Wort (Lektor/Kantor) und
  • der Dienst an der Eucharistie.

Die einzelnen Gemeindemitglieder kommen mit den liturgischen Handlungen „in verschiedener Weise in Berührung je nach der Verschiedenheit von Stand, Aufgabe und tätiger Teilnahme“ (s. Konstitution über die heilige Liturgie „Sacrosanctum Concilium“ 26). Für diese Dienste gilt es, eine Willkommenskultur zu schaffen und zunächst in kleinen Schritten zu beginnen. Die folgenden Möglichkeiten möchten dazu einladen.

Vorstellung zu Beginn der Tätigkeit

Nachdem die liturgischen Dienste an einem für den Dienst spezifischen Vorbereitungskurs teilgenommen haben, ist es ein Zeichen der Wertschätzung, wenn die Männer und Frauen der Gemeinde vorgestellt werden.

Es bietet sich an, dass sie zu Beginn der Feier mit den anderen liturgischen Diensten einziehen. Nach dem Tagesgebet kann der Priester eine jeweilige kurze Erläuterung zum Selbstverständnis und zu den Aufgaben der liturgischen Dienste geben. Er kann daraufhin das Beauftragungsschreiben oder die Teilnahmebestätigung aushändigen und zum Schluss ein Segensgebet sprechen.

Begleitung und Unterstützung

Regelmäßige Treffen der liturgischen Dienste können hilfreiche Unterstützung sein. Bei diesen Treffen kann über die konkreten Dienste, Aufgaben und über die gottesdienstlichen Feiern gesprochen werden. Das kann gelingen, wenn sich die Männer und Frauen in ihrem Handeln von der Frage leiten lassen, wie sie anderen Menschen den Zugang zu den kirchlichen Vollzügen erleichtern können und wie sie selbst die frohe Botschaft verständlich so weitersagen können, dass andere darin eine Relevanz für ihr eigenes Leben erkennen können.

Verabschiedung zum Ende der Tätigkeit

Während noch die Ministranten in einem feierlichen Gottesdienst der Gemeinde vorgestellt werden und dann für einige Jahre diesen Dienst in den Gottesdiensten übernehmen, beenden sie ihre Tätigkeit, indem sie einfach aufhören. Wäre es nicht ein schönes Zeichen, wenn diesen jungen Menschen am Ende ihrer Messdienerzeit gedankt würde und sie so öffentlich aus diesem Dienst verabschiedet würden?

Gemeindemitglieder möchten sich heute bei ihrem ehrenamtlichen Engagement nicht unbefristet einem liturgischen Dienst widmen, sondern sind eher bereit, für eine bestimmte Dauer diesen Dienst auszuüben. Darum gilt es, ein solches zeitlich begrenztes Engagement wertzuschätzen. Niemand soll sich rechtfertigen müssen, wenn er oder sie einen liturgischen Dienst wieder aufgibt. Eine Verabschiedung, verbunden mit einem öffentlichen Dank, ist ein Zeichen der Anerkennung für die liturgischen Dienste im Ehrenamt.

Neue Personen für die Dienste gewinnen

Vielleicht wünschen sich Frauen und Männer in der Pfarrgemeinde eine aktive Ansprache oder eine offensive Einladung zur Mitarbeit oder zur Übernahme eines liturgischen Dienstes. Dabei gilt es, regelmäßig Informationen zu streuen. In den Regionen eines Bistums können Liturgie- und Studientage in regelmäßigen Abständen angeboten werden, um mit interessierten Teilnehmern und Teilnehmerinnen über die liturgischen Dienste der Kirche ins Gespräch zu kommen. Ein Team in der Pfarrgemeinde kann sich überlegen, wie man die Gruppe der Dienste begleiten und schließlich unterstützen kann, dass sie selbst als Boten des Evangeliums am kirchlichen Sendungsauftrag partizipieren können. Folgende Fragestellungen können beispielsweise in den Blick genommen werden:

  • Was braucht es, um sich für einen liturgischen Dienst zu engagieren?
  • Was können wir als Pfarrgemeinde tun, um attraktiv für die liturgischen Dienste zu werben und die Personen zu begleiten?
  • Welche Rahmenbedingungen müssen geschaffen werden?
  • Welche Möglichkeiten müssen geschaffen werden, damit die liturgischen Dienste attraktiv bleiben?
  • Wie kann eine verlässliche Ansprechperson die liturgischen Dienste unterstützen?
  • Wie werden unsere liturgischen Dienste fort- und weitergebildet?

Wie steht es um das Qualifizierungsangebot?

Die Übernahme eines liturgischen Dienstes geht aber auch mit Eignungskriterien einher, wie die fachliche Qualifikation, persönliche Reife und Einsatzbereitschaft, womit die Prüfung des Charismas einer Person und seiner Berufung verbunden ist.

Die vorgestellten Möglichkeiten haben aufgezeigt, wie sich in den Gemeinden eine Willkommenskultur für liturgische Dienste aufbauen lässt. Wenn die ersten Hürden genommen sind und in den ersten Jahren die liturgischen Dienste mit diesen oder ähnlichen Möglichkeiten begleitet werden, wird sich langsam eine Kultur entwickeln, in der etwas vom gelebten Christsein aufscheinen kann. Eine Beziehungsarbeit, in der Elemente von Wertschätzung, Anerkennung und Zeit für das persönliche Gespräch sichtbar werden, verändert das Miteinander für weitere Schritte. Bei allem Wirken gilt es, den Dienst aus einer Haltung der Taufgnade heraus zu tun. Denn wenn zwar die Person der Gemeinde äußerlich gegenübertritt, ist doch für die liturgische Wirklichkeit bedeutsam, dass er oder sie mit der Gemeinde betet und Gott als der Erst-Handelnde in der Liturgie verherrlicht wird.

www.herder.de/gd

Nicole Stockhoff



Nicole Stockhoff ist Leiterin der Fachstelle Gottesdienst und des Referats Liturgie im Bistum Münster. Sie hat an mehreren Büchern zu den liturgischen Diensten mitgearbeitet unter anderem an: „Psalter und Harfe, wacht auf! – Leitfaden für den Kantorendienst“, „Dienst am Tisch des Herrn – Leitfaden für Kommunionhelferinnen und Kommunionhelfer“, „Dem Wort Gottes eine Stimme geben – Leitfaden für den Lektorendienst“.
Alle drei Bücher sind im Herder Verlag erschienen und kosten jeweils 8 Euro.