Anfrage

Darf man Gläubige von der Eucharistie ausschließen?

Während der Wandlung werden die Worte gesprochen „Nehmt und esst alle davon“. Warum schließt die Amtskirche gegen das Gebot Jesu verschiedene Gläubige vom Empfang dieses Sakraments aus? Man verweigert ihnen damit ja auch das Versprechen Jesu: „Wer von diesem Brot isst, der lebt in mir und ich in ihm.“ R. S., Stadtroda

Wer darf die Eucharistie empfangen? Wer bestimmt darüber? Die eigentliche Frage dahinter ist wohl, wie das Sakrament der Eucharistie verstanden wird: als etwas, auf das man ein Anrecht hat, das einem womöglich skandalöserweise verweigert wird – von wem und warum auch immer. Oder im anderen Extrem als Sache, die von einer Institution verwaltet wird, die sie nach eigenen Regeln oder Gutdünken zuteilt oder nicht. 

Beide Vorstellungen gehen letztlich am Kern des Sakraments vorbei, denn sie behandeln die Eucharistie wie eine Sache, die hin und her geschoben wird. Nach katholischem Verständnis drückt sich im Empfang der Eucharistie nicht nur die innige persönliche Begegnung zwischen Gott und Mensch aus; der Empfang ist auch eingebunden in die Gemeinschaft der Kirche, die die Eucharistie feiert. Dazu zählt dann in dieser Konsequenz auch, dass derjenige, der die Eucharistie mitfeiert und empfängt, zur vollen Gemeinschaft dieser Kirche gehört, ihr Leben und auch ihr Verständnis der Eucharistie teilt, und – wie das Kirchenrecht formuliert – „rechtlich nicht daran gehindert ist“, die Eucharistie zu empfangen (Canon 912 des Kirchenrechts). Dass eine pauschale Verweigerung ebenso wie eine pauschale Zulassung dem Einzelfall letztlich nicht gerecht werden kann, liegt auf der Hand.

Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn hat vor einigen Jahren eine Art Faustregel formuliert für die Zulassung zum Sakrament der Eucharistie – hier im Blick auf die Ökumene. Diese Regel ist eine pastorale Entscheidung, kein Gesetz, sie gibt aber dennoch Orientierung und appelliert an das aufrichtige Gewissen. Er sagt: „Wer das Amen zum Hochgebet ehrlichen Herzens sprechen kann, der kann auch die Frucht dieses Hochgebets, die Kommunion, ehrlichen Herzens empfangen, der kann auf das Wort des Kommunionspenders ‚der Leib Christi‘ mit einem ehrlichen und gläubigen ‚Amen‘ antworten.“

von Michael Kinnen