Dominikanerinnen geben Standort in Lage auf

Das Ende eines Frauenklosters

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Die Schwestern des Dominikanerinnenkloster „Zum gekreuzigten Erlöser“ verlassen in den kommenden Wochen den Wallfahrtsort Lage. Ihr Konvent ist zu klein geworden. Deshalb gibt der Orden den Standort im Osnabrücker Land nach fast 20 Jahren auf.


Besprechung vor dem Lager Kreuz: Dominikanerinnen mit Seelsorger Pater Bernhard Leisenheimer und dem Künstler und Dominikanerpater Kim En Joong. Foto: Hermann Queckenstedt 

Das schmiedeeiserne Gitter im Torflügel der ehemaligen Johanniter-Kommende schirmt die Dominikanerinnen von der Außenwelt ab. Dem Gebet und der geistlichen Betrachtung verpflichtet, führen sie ein Leben in beschaulicher Zurückgezogenheit. Im Begegnungsraum – ihrer Deele – berichten die Schwestern Maria Magdalena und Anna Maria von ihrem Leben hinter Klostermauern, von den Gelübden, die sie abgelegt haben, von der persönlichen Besitzlosigkeit und vom Gehorsam, von den Gebetszeiten und auch von der Herausforderung, ständig auf engstem Raum zusammenzuleben und sich dabei geschwisterlich zu ertragen.  

Nach knapp 20 Jahren endet das Klosterleben im Wallfahrtsort Lage. Am Sonntag, 1. März, verabschiedet Bischof Franz-Josef Bode die Schwestern mit einem feierlichen Gottesdienst. Der Konvent ist zu klein geworden und nach heutigen Ordensmaßstäben nicht mehr lebensfähig. Seit 2016 hat sich die Zahl der Schwestern von neun auf vier reduziert. Jüngere Schwestern haben den Habit in dieser Zeit abgelegt, während ältere pflegebedürftig wurden oder starben. Die Verbliebenen werden andere Konvente verstärken. 

Lange Zeit galten die Lager Schwestern innerhalb des Dominikanerordensals vorbildlich – nicht nur wegen ihrer inhaltlichen Ausrichtung, sondern auch, weil wiederholt junge Novizinnen den Schritt ins Ordensleben wagten. Geblieben sind diese am Ende nicht – weder „auf Lage“ noch im Orden.

"Kloster auf Zeit" für Stressgeplagte

Und so steht jetzt das schrittweise Ende eines Frauenklosters bevor, das erst vor 20 Jahren in der Kommende Lage eingerichtet worden war. Wenn Priorin Maria Magdalena, ihre Vorgängerin Schwester Susanna oder Schwester Anna Maria über ihren Abschied aus Lage sprechen, schwingt Wehmut mit. Hat sich der Umzug aus dem fast baufälligen Kloster Klausen an der Mosel nach Osnabrück überhaupt gelohnt? 


Bis zu 14 Ordensfrauen gehörten dem Konvent der
Dominikanerinnen an, heute sind es noch vier. Foto:
Hermann Queckenstedt

Die Antwort kommt prompt und fällt eindeutig aus. Das Kreuz von Lage hat den Konvent inspiriert und ihm zwei fruchtbare Jahrzehnte geschenkt – auch wenn diese für viele Menschen der Region hinter den Mauern der Kommende verborgen geblieben sind. „Kloster auf Zeit“ boten die Schwestern an, und mancher stressgeplagte Zeitgenosse fand hier ein Refugium zum Abschalten und Durchschnaufen. Mit oder ohne Gesprächsbegleitung der Klosterfrauen, die sich ihren Gästen nie aufdrängten.

Der Konvent mit anfangs 14 Schwestern kam erstmals im Jahr 2000 am Fest Kreuzerhöhung nach Lage, um sich noch vor dem Umzug aus dem Moseltal ins Osnabrücker Nordland von der jährlichen Krankenwallfahrt inspirieren zu lassen. Beim Mittagessen ergaben sich Gespräche mit ebenso lebensfrohen wie lebensnahen Frauen, die mit ihrer weltzugewandten Präsenz beeindruckten. 

Seit dieser Begegnung wuchs ein Vertrauen, das zu fruchtbaren Kooperationen zwischen dem Osnabrücker Diözesanmuseum und dem Konvent führte: beim Versuch zur Rettung der Lager Kirmes durch einen Tag der offenen Tür im Kloster, weil die Schausteller ohne zusätzliche Attraktionen nicht mehr anreisen wollten, bei Exkursionen und Buchprojekten und schließlich bei Überlegungen, an diesem seit dem Westfälischen Frieden von dominikanischen Predigern mitgeprägten Ort die Kunst des französisch-koreanischen Dominikanerpaters Kim En Joong ästhetisch und geistlich zu erschließen.

Hermann Queckenstedt