Das Kreuz von Menschen auf der Flucht
„Jeden Tag sterben Menschen durch blanke Gewalt.“ Menschen sterben auch im Mittelmeer oder in den nordafrikanischen Wüsten. Der Hamburger „Kreuzweg für die Rechte von Geflüchteten“ will darauf aufmerksam machen.
In jedem Jahr am Karfreitag gehen Menschen in der Hamburger Innenstadt den „Kreuzweg für die Rechte von Geflüchteten“. Zusammengetan hat sich dazu ein großes Bündnis, wozu die Lebensgemeinschaft Brot und Rosen, ferner die katholische Flüchtlingsseelsorge, die Caritas, die Flüchtlingsbeauftragte der Nordkirche und die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK) gehören.
Schon lange vor der Flüchtlingswelle von 2015 hat dieser Kreuzweg auf das Schicksal von Geflüchteten aufmerksam gemacht – zunächst für Menschen, die aus Asien oder Afrika den Weg nach Europa suchten. Der 22. Flüchtlings-Kreuzweg bekommt durch den Krieg in der Ukraine eine neue Aktualität. Jetzt stehen auch Kriegsflüchtlinge aus einem Fast-Nachbarland am Hamburger Hauptbahnhof und suchen nach Aufnahme. „Es ist Krieg – Leid und Solidarität“, so heißt am Jungfernstieg die erste von sechs Stationen, an denen der Weg unterbrochen wird. Auftakt und Aufbruch ist vorher auf dem Rathausmarkt (Karfreitag, 15. April, 12.30 Uhr).
Weitere Stationen beschäftigen sich mit der Situation geflüchteter Afghanen, Seenotrettung, Entscheidungspraxis über Asylanträge. Die letzte Station vor der „Kreuzigung“ gibt Beispiele für gelungene und gescheiterte Familienzusammenführung. An jeder Station werden Lieder gesungen, Gebete gesprochen und biblische Texte vorgetragen.
„Mich dürstet nach Gerechtigkeit“
Titel des Kreuzwegs ist ein Wort des Gekreuzigten aus dem Johannesevangelium: „Mich dürstet“. Dazu erläutern die Veranstalter: „Mich dürstet nach Frieden und Gerechtigkeit, würde Jesus heute angesichts des Krieges in der Ukraine schreien! Tag für Tag sterben Menschen durch blanke Gewalt und die Folgen dieses brutalen Krieges. Millionen Menschen sind auf der Flucht und kommen auch nach Deutschland.
,Mich dürstet’, rufen auch Flüchtlinge auf den Booten mitten im Mittelmeer oder in der Wüste auf dem Weg dorthin – und verenden kläglich auf dem Wege.“
Das Ende der Aktion ist für 15 Uhr am Nikolai-Mahnmal geplant. Mitgehen kann jeder, dem das Leben fliehender Menschen am Herzen liegt.
Text: Andreas Hüser