Dem Heiligen Land verbunden

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Die Grabesritter hielten bei der Trauerfeier für Weihbischof Jaschke Totenwache am Sarg.
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Foto: Marco Heinen

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Die Grabesritter hielten bei der Trauerfeier für Weihbischof Jaschke Totenwache am Sarg, darunter auch Propst Dr. Jürgen Wätjer (vierter von links).

Die Nachrichten vom Krieg in Israel beschäftigen die Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem in diesen Tagen ganz besonders. Der Kieler Propst Dr. Jürgen Wätjer berichtet, was ihn angesichts der Auseinandersetzung umtreibt.

Viele Christen blicken in diesen Tagen mit Entsetzen und großer Besorgnis nach Israel. Nicht nur wegen der Vielzahl getöteter Zivilisten auf beiden Seiten, sondern weil dieser Krieg ausgerechnet im Heiligen Land geführt wird. Gerade von deutscher Seite wird dem angegriffenen Staat Israel viel Soli­darität entgegengebracht. Das gilt auch und besonders für die Mitglieder des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem. Allein in Deutschland gehören dem Orden etwa 1 500 Frauen und Männer an.

Erwachsen ist der Orden aus einer europäischen Pilgerbewegung des 14. Jahrhunderts, als religiöse Laien – Adelige und Bürger – sich auf den Weg nach Jerusalem begaben. Wenn sie die Strapazen der langen Reise erfolgreich absolviert hatten, so war es der Brauch, wurden sie am Grab Jesu zu Rittern geschlagen. Die Geschichte als römisch-katholischer Laienorden geht allerdings erst auf das Jahr 1868 zurück, als Papst Pius IX. den Ritterorden vom Heiligen Grab konstituierte. Zu den Zielen des Ordens gehört die Unterstützung christlichen Lebens in Israel, die gelebte Nächstenliebe und die Gemeinschaft im Gebet. Der Orden ist dem Streben nach Gerechtigkeit und Frieden verpflichtet, verfolgt aber keine politischen Ziele.


Die Gedanken kreisen um die Menschen vor Ort


Der Kieler Propst Dr. Jürgen Wätjer ist eines der Mitglieder dieses Ordens. Wie alle Ritter und Damen – so werden die weiblichen Mitglieder genannt – fühlt sich Wätjer dem Heiligen Land in besonderer Weise verbunden. Zweimal war er schon dort. „Ich habe dort, Menschen kennengelernt, Kirchengemeinden und Einrichtungen – und an die Menschen denke ich jetzt besonders. Wie geht es denen jetzt und in welcher Angst leben sie?! Wie geht es da weiter und wie kann Frieden zurückkehren?“, formuliert der Propst die Fragen, die ihn in diesen Tagen besonders beschäftigen.

In der konkreten Arbeit unterstützt der Orden die Christen im Heiligen Land finanziell etwa bei Bildungs- und Sozialeinrichtungen, die aber auch Juden und Muslimen offenstehen. Diese Arbeit fortzuführen, wird nicht in Frage gestellt. „Es geht ja darum, mit ritterlichen Tugenden die Aufgabe zu erfüllen, mit Tapferkeit, mit Mut, mit Klugheit und all dem, was dazugehört. Dass wir unsere Ordensziele in friedlicher Art und Weise mit den Menschen guten Willens dort vor Ort weiterverfolgen“, so Wätjer.

Der Versuch, das Leben vor Ort zu erleichtern, das meint auch, – dort wo nötig – medizinische Hilfe zu leisten. „Das wird jetzt noch einmal ein neues Feld werden, im Zuge des Krieges.“ Was gebraucht wird, das wird sich erst in den nächsten Wochen klären. Aber die Ritter und Damen wollen weitermachen und auf den verschiedenen Kanälen, die ihnen dafür zur Verfügung stehen, die Menschen nach Kräften unterstützen.

Propst Wätjer: „Ich glaube, Gott ist jetzt einer der wichtigsten Partner für uns. Natürlich hoffen wir auch auf gute Politikerinnen und Politiker, die mit einem guten Sachverstand jetzt reingehen und versuchen zu vermitteln. Das wird sicher noch ein langer Weg werden, dazu brauchen wir den langen Atem und das Gebet kann uns dabei eine wichtige Stütze sein.“

M. Chwalek & M. Heinen