Allerheiligen und Allerseelen in der Coronazeit

Der Angehörigen gedenken

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Viele, die in diesem Jahr einen Angehörigen verloren haben, mussten die Beerdigung im kleinen Kreis durchstehen. Es bietet sich an, zu Allerheiligen und Allerseelen zusammenzukommen und noch einmal des Verstorbenen zu gedenken, und als Familie, aber auch mit Freunden zu beten.


Hier wurden für Opa Steine gestaltet und aufs Grab gelegt. Foto: Andrea Kolhoff


Andachten mit Gräbersegnung sind oft  sehr gut besucht, denn dann erscheinen auch Familien, die sonst keine Kirchgänger sind. Es ist ihnen ein Bedürfnis, ihres verstorbenen Vaters, Onkels oder Bruders und der verstorbenen Mutter, Tante, Schwester zu gedenken. Da wegen der Corona-Pandemie in diesem Jahr an vielen Orten keine Gräbersegnungen im großen Kreis stattfinden, könnten Familien und Freunde eine private Gedenkfeier abhalten.
Dabei lassen sich auch die Kinder einer Familie einbeziehen. Sie können für Oma Bilder malen oder für Opa etwas basteln, zum Beispiel einen kleinen Kranich falten, der ihn auf der Reise in den Himmel begleiten soll. Manche Kinder sammeln einen besonders schönen Stein, um ihn der Großtante aufs Grab zu legen. Teenager schreiben auf einen Zettel, was Sie Oma oder Opa wünschen würden, zum Beispiel „keine Schmerzen“ oder „inneren Frieden“ und behalten das für sich, sie müssen den Zettel niemandem zeigen. Auch die Erwachsenen können sich überlegen, welches Geschenk ihr Verwandter gerne gehabt hätte – und sei es der Wunsch, dass alle Familienmitglieder sich an solch einem Tag „gut miteinander vertragen“. 

Das Grab besuchen
Gemeinsam können die Familienmitglieder das Grab besuchen. Vielleicht bringen sie gemeinsam ein Gesteck oder Blumen hin. Sie versammeln sich dort und zünden ein Licht an. Die Kinder dürfen ihre Geschenke ablegen. Für die Verwandten, die nicht dabei sein können, werden Fotos vom Grab gemacht. Am Grab zu stehen, erinnert die Trauernden an die neue Wirklichkeit und ist besonders wichtig für diejenigen, die bei der Beerdigung nicht dabei sein konnten.

Gemeinsam beten
Sie können am Grab oder zu Hause ein Gebet sprechen. Sie können das Vaterunser beten, ein Gegrüßet seist du Maria, oder  Sie formulieren frei, als Geschwister im Glauben, zum Beispiel so:
„Gott, du hast unseren Bruder Franz/unsere Schwester Edith zu Dir gerufen. Lass sie teilhaben an Deiner Herrlichkeit. Lass sie Frieden finden bei Dir in Deinem Reich, ohne Sorgen, ohne Schmerzen. Hilf uns, das Andenken von Franz/von Edith zu bewahren, und hilf uns, damit wir einander in der Trauer beistehen können. Gib uns dafür Kraft und Zuversicht und schenke uns Deinen Segen, im Namen des Vaters, des Sohnes, und des heiligen Geistes. Amen.“ Am Ende des Gebets können Katholiken sich bekreuzigen, Eltern ihren Kindern einen Segen auf die Stirn zeichnen. 

Kaffeetrinken zu Hause
Diejenigen, die in Coronazeiten nach dem Gang zum Grab lieber nach Hause fahren, können dies tun. Die anderen, die vielleicht demselben Haushalt angehören oder sich ohnehin als Bezugspersonen oft sehen, versammeln sich zum Kaffeetrinken, falls möglich, bei Familienmitgliedern, oder auch in einem Café.  Essen Sie den Lieblingskuchen des Verstorbenen, vielleicht einen schlesischen „Mohnkucha“, oder stellen Sie für diejenigen, die Alkohol trinken dürfen, eine Flasche Likör auf den Tisch, so wie die Tante es als Gastgeberin getan hätte. 

Lenken Sie an diesem Nachmittag das Gespräch gezielt auf die Verstorbenen, um sie zu ehren, bevor die Runde über Alltägliches plaudert. Legen Sie vorher fest, wer von den Anwesenden das tun soll. Diese Person fordert die Runde auf, von einem schönen Erlebnis mit dem Verstorbenen oder einer bleibenden Kindheitserinnerung an ihn zu berichten. Sie können sich darüber austauschen, welche Naturfreundin die Tante war, wie schön sie ihren Garten in Schuss hielt und dass sie als Kind dort Kartoffeln ernten durften. 

Sprechen Sie auch die letzten Besuche bei dem Verstorbenen an. War er/sie noch fit, was hat er gesagt, woran konnte sie sich noch erinnern? Lebte der Onkel zuletzt im Pflegeheim, kann jemand im Vorfeld des Kaffeetrinkens herausfinden, wie es ihm dort zuletzt gegangen ist, und berichten. So tragen Sie gemeinsam ein Bild für alle zusammen, um die Persönlichkeit des Angehörigen noch einmal zu würdigen.

Den Bogen schlagen
Gespräche über die Verstorbenen sind nicht immer von Lobeshymnen geprägt, jeder Mensch hat verschiedene Seiten. War der Vater sehr verschlossen gewesen, sehr streng, sehr fordernd? Die Mutter kam einigen Kindern kalt vor, hat sie nicht in den Arm nehmen können? Auch das kann zur Sprache kommen, ohne dass persönliche Anklagen die Überhand nehmen. Die Gastgeberin des Kaffeetrinkens kann das Gespräch lenken, die Runde kann sich fragen: Wie sind andere Menschen dieser Generation im Umgang mit der Familie? Wie sehr haben ihr eigenes Elternhaus, der Krieg oder die Entbehrungen der Nachkriegszeit unsere Eltern geprägt?

Grabpflege regeln
Das Zusammenkommen der Familie ist auch eine Gelegenheit, über die Grabpflege zu sprechen. Vielleicht kann die Familie, die vor Ort lebt, dies nicht leisten (kleine Kinder, berufstätig), die anderen wohnen zu weit weg? Es ist möglich, einen Gärtner mit Bepflanzung und Grabpflege zu beauftragen und die Kosten zu teilen. Selbst wenn Verwandte das Grab pflegen, könnten die Kosten für Gestecke und Bepflanzungen von allen gerecht übernommen werden.

Andrea Kolhoff