Der Box-Club als Familie

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Die Schweriner Caritas steigt in den Ring. Zusammen mit dem Boxclub Traktor bietet die Caritas Box-Training für Kinder und Jugendliche an. Ihr Trainingspartner: ein ehemaliger Boxweltmeister.

Boxweltmeister Sebastian Zbik mit Schülern beim Training
Sebastian Zbik hat schon vielen Jungen und Mädchen das Boxen beigebracht. Zusammen mit einem älteren Schülern zeigt er, was die Kinder und Jugendlichen lernen können.  Foto: Antonia Schindler

Der Boxclub Traktor und die Caritas in Schwerin sind nun Kooperationspartner. Im Mehrgenerationenhaus im Stadtteil Krebsförden sollen künftig Kinder und Jugendliche unter anderem von Ex-Box-Weltmeister Sebastian Zbik trainiert werden.

Etwa 15 Kinder sehen sich mit großen Augen Ausschnitte des Kampfes von Sebastian Zbik gegen den Mexikaner Julio Cesar Chavez an. Zbik wollte seinen Weltmeistertitel verteidigen, verlor aber gegen Chavez – nach Punkten, nicht durch k.o. Da ehemalige Weltmeister ihren Gürtel behalten dürfen, hat Zbik seinen gleich mitgebracht. Einige Kinder dürfen ihn kurz halten. Sie staunen nicht schlecht. 

Zbik erzählt aber nicht nur von seiner Karriere: „Beim Boxen lernt ihr fürs Leben. Vielleicht gewinnt einer von euch sogar einen Titel, wird vielleicht Deutscher Meister. Das Wichtigste ist aber, dass ihr das, was ihr hier lernt, auch mitnehmt fürs Leben.“ Dazu gehören beispielsweise Fleiß, Disziplin und Respekt. 

Rudolf Hubert, Regionalleiter der Caritas Schwerin, greift das gleich auf: „Wenn ihr im Ring kämpft, dann landet die Faust nicht im Gesicht des anderen. Es ist ein gepolsterter Handschuh dazwischen. Und es gibt Regeln für den Kampf. Ganz anders als wenn man sich irgendwo draußen prügelt.“ Insofern würden Caritas und Boxen sehr gut zusammen passen. 

Nach der Gesprächsrunde haben die Kinder die Gelegenheit, sich direkt auszuprobieren. Zunächst üben die anwesenden Trainer gemeinsam mit den Kindern, wie man richtig steht und geht. „Vorwärts. Langsamer. Erst der eine Fuß. Jetzt der andere. Und jetzt seitwärts.“ Vor allem die Mädchen haben bei der Beinarbeit schnell den Dreh raus. 

Die Fäuste schön weit oben lassen 

Dann kommen die Arme und Hände dazu. „Die Fäuste schön weit oben lassen, damit ihr euer Gesicht und den Kopf schützen könnt.“ 

Nach den Trockenübungen geht es richtig los. Während die Kinder Boxhandschuhe anziehen, nehmen sich die Trainer die „Hand-Pratzen“ – Handschuhe mit dicken Polstern, gegen die die Kinder boxen können. Ein Schlag von vorne, von schräg unten, erst mit der Rechten, dann mit der Linken. Nachdem jedes Kind an der Reihe war, zeigt ein älterer Boxschüler, was er kann. Jeder Schlag knallt. Zwei kleinere Jungen gucken sich beeindruckt an.

Sebastian Zbik verheimlicht nicht, dass Box-Training auch einiges abverlangt: „Ihr müsst vor allem regelmäßig zum Training. Es bringt nichts, wenn man immer mal wieder vorbeischaut. Wichtig ist auch, dass ihr gesund lebt.“

Vor allem auf Zigaretten und Alkohol sollten sie verzichten, sagt Zbik. Doch für die Disziplin bekämen die Kinder auch einiges: „Nicht nur, dass ihr fit und gesund seid. Ihr bekommt eine Gemeinschaft. Wir vom Boxclub Traktor sind fast eine Familie und halten zusammen. Ihr trainiert mit Box-Weltmeistern, Europa-Meistern, Olympia-Siegern. Wer kann das schon von sich behaupten?“

Der Boxclub bietet dieses kostenfreie Projekt schon an zwei anderen Standorten in Schwerin an: auf dem Großen Dreesch und in Lankow – soziale Brennpunkte. Die Kinder in Krebsförden können sich nicht nur auf einen Ex-Weltmeister als Trainer freuen, sondern auch darüber, dass sie bald einen neuen Trainingsraum haben. Mit Sandsäcken, die von der Decke hängen, einem Ring in der Mitte und mehr Equipment soll der Keller des Mehrgenerationenhauses ausgebaut werden.

Text u. Foto: Antonia Schindler