Neuer Direktor für Lingener Akademie

Der Neue ist aus Bad Bentheim

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Der neue Mann im Lingener Ludwig-Windthorst-Haus heißt Marcel Speker. In diesen Tagen übernimmt der Bentheimer die Leitung der katholischen Akademie. Bei einem Spaziergang durch den Garten erzählt er, welche Erfahrungen und Ideen er mitbringt.


Marcel Speker (l.) übernimmt in diesen Tagen die Arbeit von Heiner Pott, der das LWH kommissarisch geführt hat. Foto: Petra Diek-Münchow

„Das Gelände ist eine Wucht.“ Marcel Speker bleibt mitten im Garten des Ludwig-Windthorst-Hauses (LWH) in Lingen stehen und genießt den Blick ins satte Grün. Ganz hinten, neben einem der norddeutschen Heuerhäuser, entdeckt er eine Sitzbank im Schatten. Ein guter Platz für ein Gespräch darüber, welchen Weg sein Leben bislang nahm und wie er diesen im LWH weitergehen will. Anfang Juli übernimmt der 46-Jährige die Leitung der katholisch-sozialen Akademie des Bistums von Heiner Pott. Dieser hatte das Haus vorübergehend kommissarisch geführt, nachdem Hubert Wissing seinen Posten als Direktor schon nach wenigen Monaten im Frühjahr wieder aufgegeben hatte. Marcel Speker will auf jeden Fall länger bleiben, sagt er auf eine entsprechende Frage mit einem kleinen Schmunzeln im Gesicht. „Das ist hier etwas ganz Neues für mich. Wenn man so einen Schritt geht, dann geht man den hinterher nicht wieder zurück.“ 

Viele andere Schritte prägen den bisherigen Weg des Politikwissenschaftlers und gelernten Redakteurs – und das fängt schon in der Kindheit an. Geboren ist Speker in Belgien, weil sich dort seine niederländische Mutter und sein deutscher Vater im Nato-Hauptquartier bei der Luftwaffe kennen- und lieben lernen. Als der Vater versetzt wird, zieht die Familie nach Telgte. „Rund um den Kirchturm bin ich groß geworden.“

Mit 21 Jahren katholisch getauft

Das klingt nach einer klassischen katholischen Sozialisation, ist aber nicht so. Die Eltern – evangelisch und katholisch, aber beide ausgetreten – wollen ihren einzigen Sohn selbst wählen lassen, ob und welche Konfession er wählt. Mit 21 Jahren lässt dieser sich dann katholisch taufen: ein bewusster Schritt, geleitet durch die Schuljahre auf einem Bischöflichen Gymnasium, das Engagement mit Freunden in der Kolpingsfamilie und in der Kirchengemeinde. 

Heute ist Marcel Speker sein Bekenntnis sehr wichtig. Der Glaube ist ihm Richtschnur und Orientierung, „wenn man wissen möchte, was das Richtige zu tun ist.“ Seine eigene Familie, mit der der fünffache Vater seit zehn Jahren in Bad Bentheim wohnt, lebt den Glauben auch ganz praktisch – nicht nur durch das tägliche Tischgebet. Er selbst hat sich im Pfarrgemeinderat engagiert, seine Frau als Katechetin bei der Erstkommunion, der älteste Sohn ist Messdiener. Ehrenamtlicher Einsatz zieht sich auch an anderer Stelle durch den Lebenslauf des 46-Jährigen: in einer bischöflichen Stiftung, im Bund katholischer Unternehmer, im Institut der deutschen Wirtschaft, bei Kolping und bei der CDU. Noch bis vor kurzem hat er deren Ortsverband in Bad Bentheim geleitet, ist aber jetzt zurückgetreten. Wegen seiner neuen Position im LWH. Alles andere, so sagt er, wäre „kein gutes Signal“ für seine neue Arbeit in einer Bildungsakademie gewesen. 

Und auf die freut er sich – glaubt, aus seinen bisherigen beruflichen Stationen das passende Rüstzeug dafür mitzubringen. Das sammelt er nach dem Studium der Politikwissenschaft, der Wirtschaftspolitik und Soziologie sowie einer journalistischen Ausbildung in Münster zuerst als Pressereferent für die dortige CDU und später für Unternehmerverbände. Daneben arbeitet Speker auch als Lehrbeauftrager für Arbeitsmarktpolitik an der Uni in Münster. Seit 2012 bis jetzt leitet er beim Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmer die Kommunikationsabteilung, baut dort zudem die Bereiche Arbeitsmarktpolitik und Digitalisierung auf.

Was bringt er von seinen bisherigen Stationen mit?

Was er aus seinen Stationen für das LWH mitbringt? Das kann Speker schnell beantworten: eine durch den Einblick in mehrere Bereiche gewonnene Vielseitigkeit, der Umgang mit Menschen, eine gute Beobachtungsgabe und die Fähigkeit, bestimmte Strukturierungsprozesse anzugehen und Optimierungen anzustoßen. Mit diesem Hintergrund „passt die Aufgabe zu mir“, sagt er. Er setzt dabei ausdrücklich auf Teamwork und Schwarmintelligenz: „Alleine kann man gar nichts schaffen.“

Er weiß, dass das LWH wie andere Bildungshäuser auch unter „Corona“ gelitten hat, aber einen  fertigen Lösungsplan will und kann Speker nicht gleich auf den Tisch legen. Zuerst will er stattdessen das „tolle Team“ näher kennenlernen, will hinschauen und zuhören, will Fragen stellen, Perspektiven aufzeigen und erste Ideen einbringen. Zum Beispiel beim Thema, wie Bildungsarbeit nach „Corona“ aussehen könnte. Zum Beispiel mit neuen Angeboten im Bereich Gesundheitsförderung und für pflegende Angehörige, zum Beispiel mit Kursen an anderen Standorten. „Wir müssen diskutieren, wie wir das LWH außerhalb von Lingen sichtbarer machen.“ Eins ist dabei für den neuen Akademiedirektor unabdingbar: „Am Ende des Tages muss sich das Haus wirtschaftlich tragen. Wir wollen das LWH zukunftsfest und dauerhaft aufstellen.“ 

Petra Diek-Münchow