Was uns diese Woche bewegt

Weihnachten ist gerettet

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Weihnachtstüten packen für bedürftige Menschen: Klingt für uns Journalisten erst mal nicht so spannend. Weil wir dann oft denken: Ach, das hatten wir schon so oft ...

Aber wieder einmal ist mir bewusst geworden, dass solche Geschichten überhaupt nicht banal sind: Katholische und evangelische Christen aus dem Bremer Westen spenden jedes Jahr Lebensmittel an Bedürftige. Diesmal starteten sie außerdem eine SMS-Strick-Challenge. SMS stand für Socken, Mützen, Schals. Mit Selbstgestricktem ein Stück Herzenswärme mittransportieren: Das wünschte sich Ideengeberin Regine Wolters. Aus den angestrebten 50 SMS sind am Ende 200 geworden. Der Streetworker der Inneren Mission hat sie jetzt zusammen mit den Lebensmitteltüten im Stadtteil Gröpelingen verteilt.

Die Reaktionen, die mir Regine Wolters weitergeleitet hat, sind berührend: Eine Frau um die 70 Jahre, mit geringer Rente, näherte sich schüchtern dem Streetworkbus und fragte, ob sie auch ein kleines Geschenk bekommen könne. Sie nutze solche Angebote normalerweise nicht, aber dieses Jahr ginge es nicht anders. Als sie sich Socken und einen Schal aussuchen durfte und dazu noch eine Tüte voller Lebensmitteln bekam, strahlte sie und sagte: „Damit habt ihr mein Weihnachten gerettet.“

Eine weitere Begebenheit: Ein Mann, etwa Mitte 40, packte seine Socken aus und warf die Tüte achtlos weg. Doch als er sah, dass da noch eine Weihnachtskarte drin war, lief er der wegwehenden Tüte nach und steckte die Karte vorsichtig ein.

Und ein drittes Beispiel: Ein junger Mann, obdachlos, mit Suchtproblem, fragte den Streetworker, ob er glaube, dass sich Socken und Mütze für ihn überhaupt lohnten. Doch als er hörte: Ganz viele Menschen haben dafür gestrickt, dass er ein warmes Weihnachten hat, zog er seine Socken gleich dankbar an und bat darum, allen Beteiligten ein großes Dankeschön weiterzuleiten.

Anderen etwas Gutes zu tun, sich ehrenamtlich für sie einzusetzen, ihnen eine Freude zu bereiten – das ist nicht banal. Das hält unsere Gesellschaft zusammen. Und deshalb: Erzählen Sie uns von Ihrem Engagement. Es lohnt sich immer, darüber zu berichten. 

Anja Sabel