Im Bistum Erfurt werden zurzeit neue Ordnungen für die Gremien erarbeitet.

Die Christen vor Ort stärken

Neue Ordnungen für die Gremien im Bistum Erfurt werden derzeit erstellt. Ein Thema ist das Miteinander von Haupt- und Ehrenamtlichen.

Von Holger Jakobi

Die Verantwortung für die Kirche und das authentische Christsein in Thüringen ist eine Sache aller Christen, egal ob haupt- oder nebenamtlich. Laien, Priester, Ordensleute, Alt und Jung geben der Kirche ihr Gesicht. Gemeinsam leben sie die Botschaft Jesu, teilen ihre Hoffnung. Dr. Anne Rademacher, die Leiterin des Seelsorgeamtes des Bistums, betonte bei einer Schulungstagung für Vertreter der Gremien – Pfarrei- und Kirchorträte – , dass es um die Zusammenarbeit aller Getauften und Gefirmten gehe. Sie sollten die Zukunft des Glaubens ein Stück weit in die eigenen Hände nehmen.

Im Miteinander gut arbeiten

Allerdings, so wurde bei einer Umfrage in den Gremien Pfarrei-Rat und Kirchortrat ab November vergangenen Jahres deutlich, gehören dazu unter anderem Vertrauen, die Fähigkeit, Verantwortung zu teilen und ein gutes zwischenmenschliches Klima. In einer Information des Seelsorgeamtes heißt es nach Sichtung der Umfrageergebnisse dazu: „Vieles hängt von der konkreten Situation und Konstellationen, vor allem zwischen Pfarrer und Ehrenamtlichen ab. Wo man im Miteinander arbeitet, sind die Leute mit ihrer Arbeit in den Gremien zufrieden, erleben sich als wirksam und melden zurück, dass die Ordnungen, die vieles offen lassen, gut sind. Wenn es aber im Ganzen oder an Einzelfragen hakt, dann sind genauere Regelungen gewünscht.“

Aus diesem Grund werde in den derzeit zu erstellenden neuen Ordnungen für die Pfarrei- und die Kirchorträte manches genauer geregelt werden, betonte Anne Rademacher. In den Kirchorträten werde an vielen Stellen die Erfahrung der Frauen und Männer geschildert, dass über ihren Kopf entschieden werde. Es zeige sich, dass die vom Bistum gewünschte Eigenverantwortung der Kirchorte und deren in den Gremienordnungen formulierten Entscheidungskompetenzen nicht übereinstimmen. Zugleich werde aber – gerade von Hauptamtlichen – die Gefahr gesehen, dass sich bei Erhöhung der Kompetenzen ein „Bestellsystem“ durch die Kirchorte breit mache. Anne Rademacher hierzu: „Bei der Überarbeitung der Ordnungen wird die Eigeninitiative der Kirchorte – im Sinne von dem, was die Menschen vor Ort einbringen wollen – gestärkt werden. Zugleich ist zu fragen, wie Überforderung verhindert werden kann, manches kann vielleicht auch weggelassen werden, ohne dass gleich ,der Laden zusammenbricht‘: daran müssen wir weiter arbeiten.“

Thematisiert wurde bei dem Erfurter Treffen die Definition der Kirchorte. Anne Rademacher betonte, dass die Nennung als Kirchort Einrichtungen wie katholische Kindergärten und Schulen enorm aufwerte. Hier könne vieles vermittelt werden, wofür Kirche steht. Zudem könnten hier junge Menschen und ihre Eltern erreicht werden, die wenig oder gar keine Gemeindebindung haben. Die Entscheidung, was ein Kirchort konkret sei, wird beim Pfarreirat liegen. Anne Rademacher: „Der Pfarreirat schaut, wo kirchliches Leben wächst.“

Idee eines bistumsweiten Netzwerkes

Die Ergebnisse der Umfrage unter den Gremien wurden beim Erfurter Treffen in Arbeitsgruppen ergänzt. Ganz klar gewünscht wurde die Schärfung der Kompetenz und der Möglichkeiten der Gremien. Gefordert wurde ebenso eine Rechtssicherheit der Kirchorte bei der Bedarfserfassung von Baumaßnahmen. Die Kirchorte sollten alle Informationen der Pfarrei erhalten. Die Idee eines bistumsweiten Netzwerkes des Austausches der Gremien untereinander wurde entworfen. Kirchorträte wünschen sich ein Anhörungsrecht beim Pfarreirat sowie den Kirchenvorständen. Angesprochen wurde von den Frauen und Männern auch die Frage, wie es gelingen kann, Mitglieder für die Gremien zu gewinnen. Die sei schwierig, so die Meinung,

Noch einmal zurück zur Umfrage unter den Kirchort- und Pfarreiräten. In vielen Gremien werde zurückgemeldet, dass die Gemeinden kaum etwas von den Aktivitäten ihrer Gremien erfahren. Deshalb soll in den neuen Ordnungen stärker auf die Transparenz der Arbeit der Gremien Wert gelegt werden, heißt es in der Auswertung.

Gefragt wurde weiter nach den wichtigsten Projekten vor Ort. Benannt wurden vor allem Feste sowie die Gestaltungen von Kirchenräumen und deren Umgebung. Es stellt sich die Frage, „wie daran anknüpfend das Evangelium, die gute Botschaft von Jesus Christus, in unsere Zeit getragen werden kann.“ Welche Worte und Impulse braucht es dafür? „Das wird uns weiter beschäftigen“, so Anne Rademacher.

Die Rolle der Hauptamtlichen und die Notwendigkeit zur Anwesenheit bei den Sitzungen des Kirchortrates wurde ebenso stark diskutiert. „Hier scheint eine zentrale Lösung für das ganze Bistum nicht möglich, deshalb wird es nur Empfehlungen geben.“ Festgeschrieben werden hingegen in den Überarbeitungen der Ordnungen die Anhörungsrechte der Gremien untereinander. Damit soll die Kommunikation gestärkt werden.

Pfarreiräte im Bistum setzen sich aus den Vertretern der Kirchorte zusammen. In der Umfrage wurde deutlich, dass die Beibehaltung dieses Gremiums unter einer genaueren Definition der Aufgaben gewünscht wird. Von Seiten der Bistumsleitung ist diese Form der Beteiligung der Getauften an den pastoralen Entscheidungen auf Pfarreiebene gewünscht.

Die angedachten Änderungen werden nun in die Ordnungen eingearbeitet. Ein weiteres Gremientreffen zum Thema gibt es am 27. und 28. März in Heilbad Heiligenstadt. Die nächsten Wahlen zu den Kirchorträten und den Kirchenvorständen finden am 24. Januar kommenden Jahres statt.

 

Anmeldungen für die Gremien-Schulung in Heiligenstadt: Bistum Erfurt / Seelsorgeamt, Regierungsstraße 44 a, 99084 Erfurt; Tel. 03 61 / 65 72 310; E-Mail seelsorgeamt@bistum-erfurt.de