Anfrage
Die drei Kreuzzeichen vor dem Evangelium
Wenn man einmal durchzählt, wie oft man sich in der Kirche bekreuzigt, kommt einiges zusammen: am Weihwasserbecken im Eingang, am Anfang und am Ende der Messe; bei der Vergebungsbitte des Schuldbekenntnisses, manche machen es beim Kommunionempfang oder bei der Kniebeuge neben der Bank. Dazu schlägt der Priester bei der Wandlung das Kreuz über die Gaben. Das Kreuz ist eben die grundlegende Segensgeste des Christentums, das kann man nicht oft genug machen. Auch beim Evangelium.
Denn es gibt nicht nur die von Ihnen genannten kleinen Kreuzzeichen auf Stirn, Mund und Brust, sondern der Priester zeichnet auch ein kleines Kreuz mit dem Daumen auf die entsprechende Seite des Lektionars.
Der Brauch der kleinen Kreuze ist seit dem 11. Jahrhundert bezeugt. Aber – und jetzt kommt etwas Erstaunliches – nur für den Priester. Bis heute stehen sie nur als Rubrik, also als Handlungsanweisung, für denjenigen im Messbuch, der das Evangelium verkündet, nicht für die Gemeinde. Sie soll lediglich auf den Ruf „Aus dem Evangelium nach ...“ antworten: „Ehre sei dir, o Herr“.
Dass die Gemeinden dennoch das dreifache Zeichnen des Kreuzes für sich übernommen haben, ist gleichwohl sinnvoll. Denn es soll signalisieren: Ich will das Evangelium mit dem Kopf durchdenken, mit dem Mund verkünden und es im Herzen tragen und praktisch leben. Und das gilt für alle Getauften.
Aber warum macht man das nur beim Evangelium und nicht bei den anderen Lesungen, die ja auch in Kopf und Herz wandern sollen?
Das hängt mit der besonderen Verehrung des Evangeliums zusammen, in dem Jesus selbst gegenwärtig ist. Deshalb der Weihrauch und die Kerzen bei der Verkündigung des Evangeliums, das Stehen der Gemeinde, der besondere Eröffnungsgruß „Der Herr sei mit euch“ und der Kuss des Buches, vergleichbar dem Altarkuss.
Manche Gemeinden haben, um das deutlicher zu machen, ein eigenes Evangeliar, also ein Buch nur für die Evangelien – schöner und wertvoller als das Standardlektionar.