Die Kirche im Jahr 2060

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Wie in ganz Deutschland wird auch im Norden die Zahl der Katholiken sinken. Allerdings gibt es Besonderheiten. Jüngere Einwanderer bremsen die Überalterung. Dafür ist die Bereitschaft, Kinder zu taufen, geringer ausgeprägt. 

Errechnete Altersstruktur der katholischen Kirchensteuerzahler im Erzbistum Hamburg im Jahre 2060
Die Grafik oben zeigt die errechnete Altersstruktur der Katholiken im Norden 2060. Deutlich erkennbar ist die Urnenform: Wenig junge Menschen, viele alte.  Grafiken: Erzbistum Hamburg

Generalvikar Ansgar Thim stellte die Zahlen des Forschungszentrums Generationenverträge (FZG) der Uni Freiburg am Freitag der Presse vor. Demnach wird die Zahl der Katholiken in Hamburg, Schleswig-Holstein und im Landesteil Mecklenburg von gut 402 000 im Jahr 2017 zunächst auf 349 000 im Jahr 2035 und auf 241 000 im Jahr 2060 sinken. Mit diesem Rückgang um 40 Prozent liegt das Erzbistum Hamburg laut Prognose unter dem deutschlandweiten Wert von 48 Prozent. Grund: Die Katholiken im Norden sind ohnehin jünger als anderswo. Und Zuwanderung aus dem katholischen Ausland bringt auch weiterhin jüngere Katholiken in das Gebiet des Erzbistums. Anders als in anderen Bistümern ist ausgerechnet die Altersstufe von 30 bis 40 Jahren besonders stark vertreten. Allerdings ist das das Alter, in dem erfahrungsgemäß die meisten Kirchenaustritte auftreten. Negativ wirkt sich auch die Großstadt-Situation aus. Hier lassen weniger Eltern ihre Kinder taufen als in ländlichen Gebieten.

40 Prozent weniger Katholiken – in 40 Jahren

So sah die Altersverteilung im Erzbistum vor zwei Jahren aus. Eine Besonderheit des Erzbistums ist deutlich zu erkennen: der hohe Anteil der 3o-Jährigen.
So sah die Altersverteilung im Erzbistum vor zwei Jahren aus. Eine Besonderheit des Erzbistums ist deutlich zu erkennen: der hohe Anteil der 3o-Jährigen. 

Weniger Mitglieder heißt auch weniger Kirchensteuer. Zwar würden die jährlichen Einnahmen aus der Kirchensteuer von aktuell rund 110 Millionen Euro pro Jahr bis 2060 weiter steigen, so die Studie. Allerdings nur auf dem Papier: Angesichts von Inflation und weiteren Faktoren werde die Kaufkraft bis dahin um 40 Prozent zurückgehen. Generalvikar Thim sieht den Sparkurs des Erzbistums Hamburg durch die Prognosen bestätigt. „Ich bin sehr froh, dass wir unseren Prozess der inhaltlichen und wirtschaftlichen Neuorientierung bereits vor Jahren begonnen haben“, sagte er. 

Die Kirche werde sich in Zukunft mehr auf ihr Kerngeschäft konzentrieren müssen. „Ich habe keine Angst vor der Zukunft, wenn wir weiterhin konkrete Schritte gehen“, so Ansgar Thim. Auch dann, wenn diese Maßnahmen weh tun. „Die Schließung von sechs Schulen in Hamburg hat gezeigt, wie schmerzhaft und schwierig solche Entscheidungen sind.“ Aktuell stehe der Immobilienbestand im Erzbistum auf dem Prüfstand.

Auf einen Schrumpfungsprozess muss sich auch die evangelische Kirche im Norden einstellen. Dort sind die errechneten Rückgänge sogar noch stärker als bei den Katholiken. Der Studie nach hätte die Nordkirche 2035 rund 1,42 Millionen Mitglieder, 2060 noch 855000. Das wäre ein Rückgang von knapp 60 Prozent. Ende 2017 gehörten 2 027 751 Menschen zur Nordkirche. Die Projektion schreibe bereits bekannte Ergebnisse bisheriger Untersuchungen fort, sagte Synodenpräses Ulrike Hillmann am Donnerstag in Kiel, wo sie die Studie gemeinsam mit Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt erläuterte. (kna/ahü)

Text: Andreas Hüser/kna