Ein paar Fakten

Die Kirche und die Schulen

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Viele Eltern schätzen kirchliche Privatschulen. Nach dem Staat ist die katholische Kirche in Deutschland mit Abstand der größte Träger von Bildungseinrichtungen. Auf welcher gesetzlichen Grundlage arbeiten sie? Und wie werden sie finanziert? Ein paar Fakten:


Lernen unter dem Kreuz: Viele Eltern schätzen ein christlich geprägtes Bildungsangebot. | Foto: kna-bild

Privatschulen polarisieren. Sind es nun abgehobene Elite- und Kaderschmieden oder Orte innovativen und fortschrittlichen Lernens? Für Grautöne bleibt bei Diskussionen oft kein Platz. Viele Eltern schätzen Privatschulen. Gegen die geplante Schließung von acht Schulen des Erzbistums Hamburg gab es jetzt sogar Demonstrationen. Aktuell überlegt das Erzbistum eine Zusammenarbeit mit der „Hamburger Schulgenossenschaft“, die sich für den Erhalt der katholischen Schulen in der Hansestadt starkmacht.

Manche Eltern, so scheint es, schicken ihren Nachwuchs ganz bewusst auf eine private Schule. Im folgenden Text werden einige Fakten zu diesem Thema zusammengetragen und dabei auch die Rolle der Kirche im Bildungssektor erläutert:


Was ist eine Privatschule?
„Privatschulen“ oder „Schulen in freier Trägerschaft“ tragen laut eigenem Verständnis zur Vielfalt der Bildungslandschaft in Deutschland bei. Die Schulen können von natürlichen sowie von juristischen Personen des privaten und öffentlichen Rechts errichtet und betrieben werden. Das Spektrum reicht von katholischen oder evangelischen Gymnasien über Waldorfschulen bis hin zu internationalen Grundschulen, bei denen der Unterricht hauptsächlich in englischer Sprache abgehalten wird.


Wie ist der Betrieb von Privatschulen gesetzlich geregelt?
Die allgemeine gesetzliche Grundlage für den Betrieb von Privatschulen bildet der Artikel 7, Absatz 4, des Grundgesetzes. Dort heißt es: „Das Recht zur Errichtung von privaten Schulen wird gewährleistet.“ Näheres regeln die jeweiligen Landesschulgesetze. Je nachdem, ob eine Privatschule einer vergleichbaren öffentlichen Schule entspricht oder nicht, handelt es sich dann um eine „Ersatz-“ oder um eine „Ergänzungsschule“, wobei die „Ersatzschulen“ bei weitem am häufigsten vorkommen.


Wie viele Privatschulen gibt es in Deutschland und welchen Anteil haben die Kirchen daran?
Für das Schuljahr 2016/17 erfasste das Statistische Bundesamt 5836 allgemeinbildende und berufliche Privatschulen in Deutschland, die in diesem Zeitraum von 990 000 Schülern besucht wurden. Bezogen auf die Gesamtzahl von bundesweit 10,9 Millionen Schülern ging damit rund jeder elfte auf eine solche Privatschule.
Die Kirchen sind nach dem Staat mit Abstand die größten Träger von Schulen. Das hat historische Gründe: So engagieren sich Orden wie Benediktiner oder Jesuiten teilweise seit Jahrhunderten im Bildungsbereich. In katholischer Trägerschaft befanden sich im Schuljahr 2015/16 exakt 904 allgemeinbildende und berufsbildende Schulen mit insgesamt knapp 360 000 Schülern. In evangelischer Trägerschaft befanden sich im Jahr 2014 genau 1139 allgemeinbildende sowie berufsbildende und berufliche Schulen. Die Schülerzahl wird mit bis zu 140 000 angegeben.
Die vergleichsweise hohe Zahl an evangelischen Schulen resultiert unter anderem aus den vielen Neugründungen von Schulen im Osten von Deutschland seit der Wende. Weil sich diese aber oft noch im Aufbau befinden oder beispielsweise als Grundschulen deutlich kleiner sind, liegen die katholischen Schulen bei der Schülerzahl zurzeit noch weiterhin vorn.


Wie finanzieren sich kirchliche Privatschulen?
Die Finanzierung kirchlicher Privatschulen ruht auf drei Säulen: auf Spenden oder Schulgeld, auf Eigenmitteln etwa aus Kirchensteuererträgen oder Vermögen eines Ordens, der die Schule betreibt, sowie auf der staatlichen Refinanzierung. Im Durchschnitt schießen die Bundesländer für den Betrieb der Schulen etwa 60 bis 90 Prozent der Kosten zu, die einzelnen Modelle variieren allerdings erheblich. Laut Auskünften von Experten erheben Schulen in kirchlicher Trägerschaft das mit Abstand geringste Schulgeld.


Gibt es bei kirchlichen Privatschulen einen gemeinsamen Rahmen?
In der Regel übernehmen die Träger die Verantwortung für das Profil der jeweiligen Schule. Auch, wenn das fälschlicherweise oft verbreitet wird: Eine übergreifende Quote im Sinne eines Mindestanteils christlicher Schüler gibt es für die Schulen nicht. Auf katholischer Seite veröffentlichte die Deutsche Bischofskonferenz erst 2016 „Sieben Thesen zum Selbstverständnis und Auftrag katholischer Schulen“ unter dem Titel „Erziehung und Bildung im Geist der Frohen Botschaft“. Darin heißt es unter anderem: „Ein von der Frohen Botschaft Jesu Christi inspiriertes und geprägtes Erziehungs- und Bildungsangebot – das ist sicher die kürzeste und treffendste Formel, auf  die  man  das  Selbstverständnis katholischer Schulen bringen kann.“ (kna)