Aus einer Aktion für Kinder wurde ein Fastentuch
Die Passion in zehn Bildern

Foto: privat
Mit Wasserfarben haben Jungen und Mädchen aus Norden und Hage den Leidensweg und die Auferstehung Jesu gemalt. Daraus ist jetzt ein Fastentuch entstanden.
Schwer wiegt das Holz auf Jesu Schultern. Gebeugt wankt er durch die Straßen, Schweiß tropft ihm von seiner Stirn herab. „Jesus nimmt das Kreuz auf sich“ haben Laura, Mila und ihre Mutter Mai Han ihr Bild genannt. Auf dem Küchentisch ist es entstanden, „unsere Großmutter und unser Bruder haben dabei zugesehen“. Bewusst zeigen sie Gottes Sohn in einem blauen Gewand, weil es für seine Ruhe steht. „Jesus ist ganz bei sich.“
Das Bild ist eines von zehn Motiven, die bis Ostern in St. Ludgerus in Norden und St. Wiho in Hage zu sehen sind. Erstkommunionkinder, Messdienerinnen und Messdiener sowie einige Erwachsene haben sie gemalt, um den Leidensweg Jesu darzustellen. Ein Team rund um Gemeindekatechetin Marlene Specker und Uwe Geldner hat dafür gesorgt, dass daraus jetzt zwei Fastentücher für die Gemeinde entstanden sind. „Die Kinder sind so stolz darauf“, sagt Marlene Specker und freut sich „von Herzen über diese große Wertschätzung“.
„Munter drauflos gemalt“
Entstanden sind die Szenen schon vor drei Jahren bei der „KinderZeit“ in Norden: ein Angebot für Jungen und Mädchen, das Marlene Specker in der Fastenzeit vorbereitet hatte. „Wir wollten mit diesen Bildern die Passion am Palmsonntag erzählen, damit sie für Kinder verständlicher wird“, erklärt sie. Und erinnert sich an die schöne Stimmung im Pfarrheim, als die jungen Gäste „munter drauflosgemalt haben“. Viele Fragen und Gedanken hatten die Kinder dazu. Wie malen wir Jesus? Was bedeutet Hosianna? Und was ist eine Dornenkrone? Die Ergebnisse des Projekts kamen gut an, sodass die Katechetin die Blätter sorgsam verwahrte und bei einem Kinderkreuzweg erneut zugänglich machte.
Und danach zog die Aktion weitere Kreise. Uwe Geldner nutzte im vergangenen Jahr ein Motiv für den Pfarrbrief – und hatte die Idee, noch mehr aus den Bildern zu machen. Er organisierte mit einem Norder Unternehmen den Druck zweier Fastentücher und schlug zudem vor, aus den zehn Gemälden offizielle Briefmarken zu gestalten: mit dem Aufdruck „St. Ludgerus“ und „KinderZeit“. Die teilnehmenden Jungen und Mädchen bekommen jeweils einen Bogen geschenkt, die übrigen gibt es seit dem ersten Fastensonntag im Norder Pfarrbüro zu kaufen. Der Erlös geht in die Kinder- und Jugendarbeit der Gemeinde.
Besonders freut sich Marlene Specker über ein drittes Resultat, denn nun gibt es sogar ein Heft zu dem Fastentuch. Pastoralreferentin Julia Kampsen hat dieses gestaltet: mit einem Foto von jedem Bild, mit Erklärungen der Kinder und jeweils einem Gebet. Zur Station mit dem kreuztragenden Jesus heißt es: „Jesus, auch heute noch tragen Menschen schwere Lasten: Krankheit oder Traurigkeit, Einsamkeit, Armut oder sogar ein Leben im Krieg. Öffne die Herzen aller, die dies sehen, damit sie alles dafür tun, zu helfen und die Lasten leichter zu machen.“ Specker kann sich viele Möglichkeiten dafür vorstellen: bei Meditationen, bei Andachten, in Gottesdiensten oder zur persönlichen Betrachtung. Und sie hofft, dass die Reise der Fastentücher weiter geht. Vielleicht in eine der ostfriesischen Inselkirchen?