Die Rolle des Pfarrers einüben
Maximilian Eichler möchte Priester werden. Ein wichtiger Schritt steht bevor: Am 14. April weiht Bischof Peter Kohlgraf ihn zum Diakon. Schon als Kind habe ihn fasziniert, was in einer Kirche passiert, sagt der 26-Jährige aus Butzbach. Von Anja Weiffen.
Maximilian Eichler schließt die Tür zur Seminarkirche auf. In gut drei Wochen wird er hier auf dem Boden liegen und zum Diakon geweiht werden. Er schlägt vor, das Foto für die Kirchenzeitung an der Orgel zu machen. Klavier und Orgel spielen – zwei seiner vielfältigen Interessen. „An der Orgel habe ich zurzeit meinen Platz in der Liturgie gefunden“, sagt der 26-Jährige.
2009 begann er in den Pfarrgemeinden rund um seine Heimat Butzbach als Organist zu spielen. „Mich hat immer interessiert, was in der Kirche passiert. In der Liturgie, an der Orgel im Hintergrund, das fand ich faszinierend. Der Kirchort ist in meinem Leben immer mitgeschwungen“, sagt er über seinen christlichen Werdegang beim Gespräch im Mainzer Priesterseminar.
Die Musik steht aber nicht allein an erster Stelle. Vor allem die kirchliche Jugendarbeit begeistert ihn. Im Grunde war das Ministrieren ausschlaggebend für seinen Wunsch, Priester zu werden, sagt er und fügt lachend hinzu: „Sozusagen eine Minis-
trantenberufung.“
Im „Crashkurs“ zum Messdiener
Maximilian Eichler erzählt eine Schlüsselszene: „Ich wollte gern bei der Erstkommunion meines zwei Jahre jüngeren Bruders ministrieren. Da ich jedoch noch nicht Messdiener war, bekam ich von unserem Pfarrer einen ,Crashkurs‘. Innerhalb von zwei Stunden war ich Messdiener.“ Drei Jahre später leitete er selbst Messdiener-Gruppenstunden. „Gruppenleiter zu sein, bedeutete damals für mich, meinen Glauben weiterzugeben.“
Auf seinem Weg zum Priesterberuf hat der Weihekandidat ein Vorbild: Just in dem Jahr, als Maximilian Eichler als Gruppenleiter beginnt, wird Andreas Omphalius zum Priester geweiht. Auch ein Butzbacher. „Ich weiß noch gut, wie wir Messdiener ihn während seiner Zeit im Priesterseminar in Mainz besuchten. Wir waren mit dem Fahrrad unterwegs und übernachteten in einer Turnhalle. Gemeinschaftlich etwas zu unternehmen, das war mir immer wichtig.“
Bei der Primiz von Andreas Omphalius in St. Gottfried in Butzbach ist Maximilian Eichler als Messdiener dabei. „Wir sind gut befreundet. Wenn ich Fragen habe, wende ich mich oft an ihn. Er begleitet meinen Weg in den Priesterberuf.“ Und da kommen ihm noch zwei weitere wichtige Gemeinschaftserfahrungen in den Sinn: die Romwallfahrten 2006 und 2010. „Diese Stadt, die vielen Messdiener – das hat auf mich gewirkt.“
Direkt nach dem Abitur nimmt Maximilian Eichler am Propädeutikum (Vorkurs) des Mainzer Priesterseminars teil. Danach das Theologiestudium. Mit der Diakonenweihe am 14. April beginnt für ihn der Dienst als Diakon. Dann übernimmt er bestimmte Aufgaben im Gottesdienst (siehe „Zur Sache“) und wendet sich dem Diakonat zu, dem Dienst an den Menschen. Als eine anspruchsvolle Arbeit empfindet er das „Soziale“, so hat er es in einem Praktikum in der Frankfurter Bahnhofsmission erfahren. „Menschen Hilfestellungen zu geben, dass sie sich selbst helfen können und auf Dauer Lösungen finden, das finde ich sehr interessant.“ Sich um soziale Aufgaben zu kümmern, sei aber nicht nur Sache des Diakons, wendet der Weihekandidat ein, „dafür ist auch ein Priester zuständig“.
Vereinbar: Seelsorger und Manager
Einmal die Rolle eines Pfarrers zu übernehmen, hat Maximilian Eichler im Blick. „Der Priesterberuf bedeutet für mich, das Leben der Menschen in einer Pfarrei zu begleiten.“ Dessen Vielfalt ist für ihn ein entscheidendes Argument. „Ein Tag im Leben eines Priesters kann alle Facetten des Lebens widerspiegeln.“ Das in einer Pfarrgemeinde mitzuerleben, während seines Diakonatspraktikums schon einmal den Priester in seiner Rolle als Pfarrer begleiten zu dürfen, darauf freut sich Maximilian Eichler.
Apropos Pfarrei: Was ist, wenn die Pfarrgemeinden größer werden? Priester sprechen oft davon, sie wollten Seelsorger und keine Manager sein. Für Maximilian Eichler ist das nicht unbedingt ein Widerspruch. „Zu schauen, wofür eine Gemeinde Geld ausgibt, gehört zur Rolle des Pfarrers. Vielleicht kann manche Verwaltungsaufgabe an andere abgegeben werden. Aber für die Verwaltung, genauso wie für die Seelsorge, braucht ein Pfarrer eine gute Gemeinschaft und eine gute Kommunikation.“ Seine Botschaften rüberzubringen, das übt Maximilian Eichler bereits im Pastoralkurs. Auf die Frage, was sein Lieblingsfach sei, sagt er: „Predigen, das macht mir Spaß.“
Die Diakonenweihe von Maximilian Eichler beginnt am 14. April um 9.30 Uhr in der Augustinerkirche, Augustinerstraße 34, in Mainz
Zur Person: Maximilian Eichler
Geboren am 5. Oktober 1991 in Lich; er hat einen jüngeren Bruder und eine jüngere Schwester
- 2011 Abitur in Butzbach
- 2012 bis 2017 Studium der katholischen Theologie an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz, zehn Monate Studium an der Ludwig-Maximilians-Universität in München
- Seit 2012 Priesterausbildung im Priesterseminar in Mainz
- 2012 bis 2014 Orgelausbildung, D-Prüfung
- Mai bis Juli 2014 Pfarreipraktikum in St. Pankratius in Mainz-Hechtsheim
- Mai bis Juli 2017 Praktikum in der Bahnhofsmission Frankfurt
- Seit September 2017 im Pastoralkurs