Priester aus Indien in Deutschland

Die Sprache ist eine große Aufgabe

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60 Priester aus anderen Ländern sind im Bistum Osnabrück tätig, die meisten von ihnen stammen aus Indien. Ihre Begleitung soll jetzt verbessert werden. Deshalb haben sich Verantwortliche aus dem Bistum vor Ort umgesehen.


Gäste in Indien: Generalvikar Theo Paul (links), Yvonne von Wulfen, Domkapitular Ulrich Beckwermert und Pater Jose zu Besuch bei Ordensschwestern. Foto: privat

Wer weiß schon so ganz genau, wo Kerala liegt? Aus dem Bundesstaat im Südwesten Indiens stammen die meisten der indischen Priester, die im Bistum Osnabrück eingesetzt sind. Obwohl die Christen dort mit 20 Prozent Anteil an der Bevölkerung nur eine Minderheit sind, sind sie in der absoluten Zahl doch so viele, dass es leicht ist, andere Länder mit Priestern zu versorgen. „Sie sind unsere Mitbrüder, sie helfen uns bei unserer Arbeit“, sagt Domkapitular Ulrich Beckwermert. Der Personalreferent ist für den Einsatz der Priester im Bistum zuständig. Von seiner Reise nach Indien hat er wichtige Erfahrungen mitgebracht. Zum Beispiel die Sache mit der Sprache.

Die indischen Geistlichen helfen, wo sie nur können. Kaum einer, der wegen seiner Freundlichkeit und seiner Zuverlässigkeit vor Ort nicht geschätzt würde. Und doch: Mancher ist nur schwer zu verstehen. An der Sprachbarriere scheitern Beziehungen. Pater Jose Matthew Kuzhichalil, bisher der einzige indische Priester, der als Pfarrer im Bistum eine Kirchengemeinde leitet, sagt es selbst: „Die Sprache ist eine große Aufgabe – für uns alle.“ Personalreferent Beckwermert möchte diesen Teil der Ausbildung verbessern und spricht von einer „logopädischen Herausforderung“. Er habe bei seinem Besuch in Indien selbst versucht, ein indisches Wort auszusprechen. „Es ist mir nicht gelungen“, sagt er und zuckt bedauernd mit den Schultern. Die Zunge hätte gleichzeitig oben links und unten rechts im Mund sein müssen – so habe es sich zumindest angefühlt. Und umgekehrt ist das für die Inder eben auch schwierig.

„Wir sollten mehr auf die einzelne Person blicken"

Pater Jose und Domkapitular Beckwermert haben in Indien Bischöfe und Ordensobere besucht, um über den Einsatz der indischen Priester zu sprechen. Mit dabei waren Generalvikar Theo Paul und Yvonne von Wulfen, die im Bistum für Personalentwicklung zuständig ist. „Wir können jetzt besser einschätzen, woher die Priester eigentlich kommen, wie ihr Zuhause aussieht, in welchem Kulturkreis sie aufgewachsen sind“, sagt Beckwermert und erzählt von manch ungewohnter Begegnung. Da sei das andere Klima mit Temperaturen um die 30 Grad, die andere Kultur mit der Bedeutung der Großfamilie – aber eben auch eine andere Größenordnung. „Wir haben vor 160 Seminaristen gestanden, in erster Linie ganz junge Leute – diese Erfahrung können wir in Deutschland nicht mehr machen“, sagt er.

Beckwermert ist die Feststellung wichtig, dass die indischen Geistlichen im Bistum bisher nicht schlecht begleitet wurden, trotzdem will er gerade in diesem Punkt manches verbessern. „Wir sollten mehr auf die einzelne Person blicken, auf die Stärken und Schwächen, und dann erst sehen, wo wir den Priester einsetzen.“ In Indien sei die Ausbildung streng geregelt, Widerspruch nicht vorgesehen. Dieser Gehorsam könne dazu führen, dass ein hier im Bistum eingesetzter Priester sich nicht traut, mögliche Unzufriedenheit zu zeigen. „Aber das ist notwendig, wenn wir ihm helfen sollen“, so Beckwermert. „Schließlich möchten wir nicht, dass jemand still vor sich hin leidet.“

Der Personalreferent möchte den indischen Priestern eine Perspektive vermitteln, ihnen klarmachen, dass sie länger in Deutschland bleiben, so dass es sich lohnt, die Sprache und die Kultur wirklich kennenzulernen. Er wünscht sich Praktika der Inder im Kindergarten oder in der Schulseelsorge. Beckwermert stellt klar: „Wenn ein indischer Priester seine Heimat verlässt, nach Deutschland zieht und hier die Messe feiert, dann hat er schon Großes geleistet.“ Hilfe bekommen die Inder übrigens von vielen Einheimischen, die ihnen zum Beispiel die Predigten korrigieren. Auch da wird Großes geleistet.

Matthias Petersen