Weltsynode

Die Teilnehmerliste der Weltsynode ist bunt und aufschlussreich

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Teilnehmer unterhalten sich im Sitzungssaal der Europa-Etappe der Weltsynode am 7. Februar 2023 in Prag (Tschechien). An der Wand im Hintergrund hängt das Logo der Weltsynode.
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Foto: kna/Björn Steinz

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Die kontinentale Phase der Weltsynode fand im Februar 2023 statt. Teilnehmer der Europa-Etappe unterhalten sich im Sitzungssaal in Prag (Tschechien).

Bis zuletzt war die Teilnehmerliste der Weltsynode geheim gehalten worden. Offenbar fürchtete man im Vatikan, dass es Kontroversen um einzelne Personen geben könnte. Und das aus gutem Grund.

Vatikanstadt (KNA). 360 Namen stehen auf der Liste der Teilnehmer und Berater der für Oktober angesetzten Weltsynode. Auf Wunsch des Papstes ist die Versammlung deutlich „bunter“ als bei früheren Synoden. Sein Bestreben, zusammen mit dem Bischofskollegium und dem Papst auch das „Volk Gottes“ an Grundsatzdebatten zu beteiligen, schlägt sich darin nieder. Aber auch der Wunsch nach einer möglichst ausbalancierten Besetzung mit Menschen unterschiedlicher Überzeugung scheinen eine Rolle gespielt zu haben.

Dass nun auch Laien, darunter 54 Frauen, teilnehmen dürfen, ist eine der auffallendsten Neuerungen. Hinzu kommen einige vom Papst ausgewählte Einzelpersönlichkeiten, die Aufsehen erregen, und einige offenbar kirchenpolitisch motivierte Entscheidungen.

Aufsehen erregte die Ernennung von Jesuit James Martin …

So sorgte der Papst dafür, dass die bis dahin eher konservative Delegation der US-Bischofskonferenz nun mit liberaleren Namen ergänzt wird. Er berief die Kardinäle Cupich (Chicago), McElroy (San Diego) und Gregory (Washington D.C.) sowie Erzbischof Etienne (Seattle), die allesamt als Vertreter liberalerer und weltoffenerer Positionen gelten.

Die meiste Aufregung aber verursachte die Ernennung des Jesuitenpaters James Martin. Er wirbt seit Jahren für einen nicht ausgrenzenden Umgang der Kirche mit den Angehörigen sexueller Minderheiten und gilt als Vordenker der katholischen LGBTQ-Seelsorge. Dass der progressive Dekan der Theologischen Fakultät an der Jesuitenuniversität Fordham in Manhattan nun bei einer Bischofssynode im Vatikan mitdiskutieren und auch abstimmen darf, wurde von konservativen Kommentatoren auf Twitter scharf kritisiert.

… und die Ernennung von Kardinal Müller

Ähnlich aufsehenerregend waren Namen, die Deutschland betreffen. Zur Überraschung vieler Beobachter berief Franziskus einen seiner schärfsten konservativen Kritiker, den früheren Glaubenspräfekten Kardinal Gerhard Ludwig Müller, sowie den eher konservativen Passauer Bischof Stefan Oster zu Synodenmitgliedern.

Auf der anderen Seite des kirchenpolitischen Spektrums wurde die Ernennung des ZdK-Vizepräsidenten Thomas Söding ins Team der theologischen Experten bei der Synode positiv registriert. Söding war in den vergangenen Jahren einer der wichtigsten Stichwortgeber des Synodalen Wegs in Deutschland. Alles in allem scheint jetzt die Gruppe der Deutschen ähnlich ausgeglichen wie die der US-Amerikaner.

Bischöfe dominieren

Bei der Gesamtzusammensetzung dominieren allen Diversifizierungen zum Trotz weiterhin die Bischöfe. Mit 264 von 360 Synodalen stellen sie 73 Prozent der Versammlung, also fast eine Dreiviertelmehrheit. Unter den Frauen sind etwa gleich viele Ordensfrauen (25) und sonstige Katholikinnen (29). In beiden Gruppen gibt es auch einige Theologie-Professorinnen.

Unter den von den Bischofskonferenzen gewählten Teilnehmern (sie stellen mit 168 Bischöfen knapp die Hälfte der Synodalen) sind die Kontinente ungleich vertreten: Europa führt mit 48, gefolgt von Afrika (43), Lateinamerika (36), Asien (25), Nordamerika (9) und Ozeanien (5). Hinzu kommen 20 Vertreter der unterschiedlichen mit Rom vereinten Ostkirchen. Ihre geistlichen Führer gelten in der Sexualmoral und der Genderfrage als eher konservativ, doch die Seelsorger sind verheiratet, und synodale Mitbestimmung gehört bei ihnen seit jeher zur Kirchenverfassung.

Die größte Vertretungslücke klafft in China: Aus dem größten Volk Asiens kommen nur Bischöfe aus Hongkong und aus Taiwan zur Weltsynode. Offenbar verhinderten die anhaltenden Spannungen zwischen Peking und dem Vatikan um die Bischofsernennungen in China eine Entsendung von Bischöfen nach Rom.

Kontinentale Debatten werden eingebracht

Eine große Gruppe bilden jene 70 Synodalen, die bereits bei einer der sieben kontinentalen Etappen der Weltsynode mitgemacht haben. 28 von 29 Frauen, die nicht einem Orden angehören („Laiinnen“), sind auf diesem Weg zu Synodenmitgliedern geworden. Diese „Zeugen der kontinentalen Erfahrungen“ werden sich vermutlich am stärksten dafür einsetzen, dass die streckenweise sehr offenen thematischen Debatten der kontinentalen Phase angemessen in die Weltsynode eingebracht werden.

50 stimmberechtigte Mitglieder hat der Papst eigenständig ernannt, das entspricht einem Anteil von 14 Prozent. Die meisten von ihnen sind Bischöfe, Priester und Ordensleute, aber auch zwei Laien aus Spanien sind darunter: Enrique Alarcon Garcia, Leiter der Behinderten-Organisation „Frater Espana“, und die an einer protestantischen Universität lehrende katholische Theologin Cristina Inoges-Sanz.

Außer Kardinal Müller hat der Papst noch weitere „Pensionäre“ ernannt, die er seit Jahren kennt. Darunter sind der eher konservative langjährige Chef der Bischofsbehörde, der kanadische Kardinal Marc Ouellet (79), und der dem Papst nahe stehende honduranische Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga (81), der lange im Kardinalsrat für die Kurienreform saß.

Teilnehmer von Amts wegen und Spezialdelegierte

Einen einflussreichen Block bilden die Leiter der vatikanischen Kurienbehörden, 19 von ihnen sind Bischöfe, nur einer ist ein Laie: der Leiter der Medienbehörde, Paolo Ruffini. Ein Kuriosum ist die Benennung des künftigen Leiters der Glaubensbehörde, Erzbischof Victor Fernandez: Er ist offiziell „von Amts wegen“ Mitglied der Synode, obwohl er das Amt bisher noch gar nicht angetreten hat.

Die größte Vielfalt findet sich bei den Synoden-Teilnehmern, die als „Spezialdelegierte“ kein Stimmrecht haben, aber durch Redebeiträge Einfluss auf die Debatte nehmen können. Zu ihnen gehört aus Deutschland der Renovabis-Geschäftsführer Thomas Schwartz, der bei der kontinentalen Phase in Prag dazu beitrug, die Gegensätze zwischen West- und Osteuropäern zu entschärfen. Auch der Obere der ökumenischen Brüdergemeinschaft von Taize, Frere Alois, zählt dazu.

Als einziger Vertreter einer nichtkirchlichen Organisation (in der freilich auch viele Kirchenleute mitarbeiten) wurde der früher in der linksalternativen Szene Italiens beheimatete Aktivist Luca Casarini von der Migranten-Rettungsinitiative „Mediterranea Saving Humans“ zum Synodenteilnehmer berufen.

Auffällig sind auch die Personalien für die geistliche Begleitung der Synode. Das Synodenpräsidium hat sie zwei Veteranen aus dem Bereich der Orden anvertraut: dem früheren Dominikaner-Generaloberen Timothy Radcliffe (77) und der langjährigen Äbtissin und Theologieprofessorin Maria Ignazia Angelini (79) vom Benediktinerinnen-Kloster in Viboldone bei Mailand. Beide können bei der geistlichen „Retraite“ der Synodenmitglieder an einem Ort außerhalb von Rom, die am Beginn der Synodenversammlung stehen soll, wichtige Impulse setzen.

Ludwig Ring-Eifel