Fastengarten in Speller Kirche

Die Wüste blüht österlich auf

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Wüstenlandschaft in der Kirche Spelle
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Foto: Elisabeth Tondera

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Von Woche zu Woche verändert sich der Fastengarten in der St.-Johannes-Kirche in Spelle ein wenig.

Eine karge Landschaft ist im Altarraum der St.-Johannes-Kirche in Spelle aufgebaut: Sand, Steine, die Felsen darstellen, aus denen ein dürrer Baum emporragt, ein paar Sukkulenten bilden grüne Farbtupfer in dem dominierenden Braun und Beige. Zwei kleine Figuren, mit dem Rücken zum Kirchenraum, wirken verloren in dieser Wüstenlandschaft.

Schon im vergangenen Jahr hat der Pfarrgemeinderat Spelle als Erweiterung des traditionellen Ostergartens einen Fastengarten gestaltet. Die Kirchenbesucher waren eingeladen, Steine als Symbol für Belastendes in dem Fastengarten abzulegen und ihn so zu gestalten. In diesem Jahr gibt es einen direkten Zusammenhang mit dem Jahresmotto MIT DIR. „Zum ersten Fastensonntag haben wir eine einfache, wüstenähnliche Landschaft aufgebaut, die sich von Sonntag zu Sonntag verändert und über die Kar- und Ostertage immer österlicher wird“, sagt Dominik Witte, Pastoralreferent und Pastoraler Koordinator in der Pfarreiengemeinschaft Spelle/Schapen/Lünne/Venhaus. 

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Die schlichte, wüste Landschaft werde dann mit blühenden Sträuchern und Blumen zu einem Ostergarten, der von Ostern bis Pfingsten blühen wird. Die zwei einsamen Figuren finden zueinander, eine dritte kommt Ostern hinzu, und so wird der Bezug zum Emmaus-Evangelium und zum Jahresmotto hergestellt, dessen grafisches Element das Emmaus-Motiv aufnimmt.

Damit wird der Kontrast von Tod und Leben, von Alleinsein und österlicher Gemeinschaft bildlich und szenisch dargestellt – jede Woche ändert sich das Szenario ein wenig. Zunächst ist es reine Wüstenlandschaft, am zweiten Fastensonntag erscheint eine Figur, am dritten kommt eine zweite hinzu. Zunächst sind die beiden getrennt voneinander, dann wenden sie sich einander zu, ab dem fünften Fastensonntag gehen sie gemeinsam weiter.

Die Kirche ist in der Fastenzeit sehr kahl, und so kam der Gedanke, etwas zu gestalten, das nicht zu prunkvoll ist.

„Für jeden Sonntag gibt es einen Text, der das Sonntagsevangelium mit dem Jahresmotto verbindet“, erklärt Dominik Witte. Im Text für den ersten Fastensonntag, an dem das Evangelium von Leere, Wüste und Versuchung spricht (Lk 4,1-13), ist zu lesen: „Leere und Verlassenheit stellt die Szene vorne im Altarraum dar. Es ist kein MIT DIR sichtbar.“  Am fünften Fastensonntag sind die zwei Figuren gemeinsam auf dem Weg. Im Buch Kohelet (Koh 4,9-12) heißt es: „Zwei sind besser als einer allein“ und im Text zum Jahresmotto: „MIT DIR gemeinsam in einem Seil verflochten: also ich und ein anderer Mensch und Gott.“ Im Sand sind die hebräischen Buchstaben für JHWH, den Gottesnamen, zu erkennen. „Im Evangelium vom fünften Fastensonntag schreibt Jesus auch in den Sand, und wir haben das übernommen“, sagt der Pastoralreferent.

Die wöchentliche Gestaltung übernimmt der Pfarrgemeinderat, aus dem auch die Idee zu dem Fastengarten gekommen ist. Dominik Witte: „Die Kirche ist in der Fastenzeit sehr kahl, und so kam der Gedanke, etwas zu gestalten, das nicht zu prunkvoll oder zu schön ist. Die Wüstenlandschaft, die sich nach und nach entwickelt, bot sich dafür an.“

Das Konzept kommt gut an. Dominik Witte beobachtet, dass manche Kirchenbesucher nach dem Gottesdienst nach vorne gehen, um den Fastengarten genau anzuschauen. „Manche äußern sich lobend“, sagt er. Der Fastengarten werde auch für religionspädagogische Arbeit genutzt. „Wenn ein Kind in der Kita nebenan Geburtstag hat, dann geht die Gruppe in die Kirche, um eine Kerze für das Kind anzuzünden“, erzählt er. „Jetzt schauen sich die Kinder auch den Fastengarten an, und sie haben ihre eigenen Assoziationen und Zugänge.“

Elisabeth Tondera