Ausstellung im "Kirchenschiff" in Nordhorn

Diese Könige kann nichts umhauen

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„Jeder Mensch ist königlich“, sagt Ralf Knoblauch. Seit 18 Jahren entwirft der Bonner Diakon deshalb kleine Könige und Königinnen aus altem Eichenholz. Die Skulpturen sollen eine christliche Botschaft von Würde und Respekt verkünden. Jetzt sind sie in Nordhorn zu sehen.


Eine Krone auf dem Kopf, ein weißes Gewand, ein Lächeln – so sehen die Könige und Königinnen aus. Foto: Ulrich Püttmann

Ganz aufrecht stehen die Königsfiguren. Mit geradem Rücken auf einem stabilen Sockel kann sie nichts umhauen. „Sie stehen für sich und für ihre Sache“, sagt Ralf Knoblauch. Aber trotz der Krone auf ihrem Kopf kommen sie nicht wie Herrscher oder glitzernde Prinzessinnen aus der Boulevardpresse daher. Sondern mit ihrem schlichten weißen Kleid oder der schwarzen Hose eher wie ganz normale Menschen. Die geschlossenen Augen lassen sie fast verletzlich erscheinen, die Körperhaltung und das leichte Lächeln im Mundwinkel aber gelassen und heiter. Knoblauch wünscht sich, dass auch die Besucher seiner Ausstellung, die jetzt in Nordhorn zu sehen ist mit genau so einer Stimmung wieder nach Hause gehen: mit einem Schmunzeln im Gesicht, bestärkt in der Gewissheit: Auch ich bin ein König oder eine Königin.

Ralf Knoblauch, der sich nur ungern einen Künstler nennen lässt, arbeitet als Diakon in der katholischen Kirchengemeinde Thomas Morus im Bonner Nordwesten. Nach der Schule hatte der gebürtige Bottroper zunächst den Beruf des Tischlers gelernt – und diese Affinität zum Werkstoff Holz nie verloren. Sein Werkzeug hat der 58-Jährige daher stets dabei. So auch vor knapp 20 Jahren, als er in den Ferien auf Kroatien ein Stück angeschwemmtes Treibholz am Strand entdeckt. „Da habe ich sofort einen König drin gesehen“, erinnert er sich. Als er die Figur aus dem Stück herausholt, schauen ihm andere Urlauber dabei zu – und es entwickeln sich „richtige tiefe Gespräche über ganz grundsätzliche Fragen von Würde und Menschlichkeit.“ 

Könige künden von Hoffnung und Zuversicht


Auch im Urlaub arbeitet Ralf Knoblauch an seinen „Königen“
– oft aus einem Stück Treibholz, das er am Strand findet.
Foto: Mathias Rottensteiner

Dieses Thema treibt den Diakon schon lange um. Seine Arbeit führt ihn in soziale Brennpunkte in Bonn, wie er selber sagt. Täglich trifft er dort auf Menschen  in schwierigen Lebenssituationen: durch Gewalt und Alkohol, durch Drogen und Arbeitslosigkeit, durch den Verlust ihrer Heimat. Das sind Geflüchtete, die alles verloren haben. Das sind Männer und Frauen, die ohne den Mittagstisch der Pfarrei und den Einkauf in der „Tafel“ nicht über die Runden kommen – deren Würde angekratzt und angefragt wird, die viel zu selten Wertschätzung und Anerkennung in ihrem Alltag erfahren. Und an dieser Stelle wird Knoblauch energisch: „Die Würde des Menschen ist unantastbar, die kann keiner keinem nehmen. Die gehört zu uns“, sagt er und spricht dabei von der Abbildlichkeit Gottes und vom christlichen Menschenbild. Nicht umsonst gleicht das weiße Hemd der Figuren auch einem Taufkleid.

Und so versteht der Diakon seine Königsfiguren weniger als Kunstwerke, die es nur ehrfürchtig zu bestaunen gilt, sondern mehr als Botschafter und Botschafterinnen mit einem zutiefst christlich-politischem Statement, die Achtung und Respekt für jeden Menschen einfordern. Knoblauch schickt sie deshalb auch hinaus in die Welt. „Sie sind mittlerweile auf allen fünf Kontinenten vertreten“, sagt er. Ein König steht auf der Brücke eines Schiffs, das im Mittelmeer Geflüchtete vor dem Ertrinken rettet. Ein anderer in einer Kirche im syrischen Aleppo, die nächsten in Krisengebieten in Pakistan oder Afghanistan. Und Ralf Knoblauch gibt sie auch nur dann heraus, wenn er sicher ist, „dass sie nicht in einer Nische verschwinden, sondern dass sie mittendrin stehen und ihr Thema weitergeben können.“

Petra Diek-Münchow

Die komplette Geschichte lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Kirchenboten.

 

Zur Sache

15 Königsfiguren von Ralf Knoblauch sind im „Kirchenschiff“ angekommen, dem Haus der Passantenpastoral an der Burgstraße 10 in Nordhorn. Derzeit können sie von außen in den Fenstern betrachtet werden. Geplant waren auch mehrere Workshops. Ob oder wann sie wegen des verlängerten Corona-Lockdowns stattfinden, sollten Interessierte erfragen. Das „Kirchenschiff“ ist montags bis freitags von 14 bis 18 Uhr telefonisch unter 0 59 21/1 79 64 41 erreichbar. Gerne kann diese Zeit für ein Gespräch am Telefon genutzt werden.