Ausstellung im Josef-Gedenkjahr

Dieser Heilige passt auch in die heutige Zeit

Image
21_07_josef.jpg

Der Papst hat ihm ein Gedenkjahr gewidmet, die KAB eine Ausstellung. Sechs Stationen über den heiligen Josef übertragen sein Leben ins Jahr 2021 – von der Flucht bis zum gerechten Lohn.


Mitmachen: Michael Lagemann probiert eine der Ausstellungsstationen selbst aus. Foto: Matthias Petersen

Ob der heilige Josef in seiner Zimmermannswerkstatt in Nazaret Mitarbeiter beschäftigt hat? Wir wissen es nicht, aber Michael Lagemann ist überzeugt, dass er diese dann auf jeden Fall gerecht bezahlt hätte. Der Belmer hat mit anderen Mitstreitern der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) dafür gesorgt, dass im Bistum eine Wanderausstellung zu sehen ist, die das Leben des Heiligen in die heutige Zeit überträgt. Und der Einsatz für einen gerechten Lohn ist schon lange ein Thema der KAB. „Für eine Familie muss es reichen“, sagt Lagemann. Das ist wie bei den Tagelöhnern im Weinberg. „Die haben auch für den ganzen Tag ihr Geld bekommen.“ 

Auf der Stationstafel steht, wie viel Geld die KAB für einen Mindestlohn fordert, damit dieser für eine armutsfeste Rente sorgen kann. 14,02 Euro pro Stunde sollten es schon sein, sagt Lagemann und gibt zu erkennen, dass diese Tafel schon etwas überholt ist. Denn da sind es noch 13,69 Euro. Die Station mit dem gerechten Lohn ist eine von sechs, die die KAB nacheinander in mehreren Kirchen und Gemeinden aufbaut, die das Patronat des heiligen Josef tragen. In Osnabrück war der Auftakt, unlängst war die Ausstellung in Belm zu sehen, in den nächsten Tagen, vom 17. bis 24. Juli, zieht sie weiter nach Hollage. Termine im Emsland sind ebenfalls schon angepeilt. Sie kann nicht überall gezeigt werden: „Wir brauchen auch immer KAB-Mitglieder in der Nähe, die sich dann um Auf- und Abbau und die weitere Betreuung kümmern“, sagt Lagemann.

An den Stationen ins Gespräch kommen


Besucher können kleine Holzkreuze beschriften. Der heilige Josef
ist auch Schutzpatron der Sterbenden. Foto: Matthias Petersen

Wer will, kann sich den Stationen im Vorbeigehen widmen, kann schnell konsumieren, worum es der KAB geht. Besser aber ist es, man nimmt sich etwas Zeit. Denn es besteht an allen Stationen die Möglichkeit zur Interaktion, mindestens aber, sich Hintergrundwissen anzueignen. Zum Beispiel, wenn es um Flucht geht. Damals musste die Heilige Familie nach Ägypten fliehen. Wer will, kann sich die angenommene Route durch das Land genau ansehen. Oder sich mit den Fluchtwegen beschäftigen, die die Flüchtlinge der Neuzeit nehmen. Über das Mittelmeer oder den Balkan. 

Wegen seines Berufs ist der heilige Josef natürlich der Patron der Zimmerleute, aber er wird auch angerufen, wenn jemand im Sterben liegt. Warum? Weil er der Überlieferung nach starb, noch bevor Jesus öffentlich auftrat. Er dürfte also im Kreis der Gottesmutter und des Gottessohnes gestorben sein. Besucher der Ausstellung können ein kleines Holzkreuz mitnehmen und es beschriften. Wer mit mehreren Familienmitgliedern oder Freunden unterwegs ist, kann bei den weiteren Stationen auch noch gut miteinander ins Gespräch kommen. Es geht um die Familie und die Frage, was wohl einen guten Vater ausmacht. Es geht um die Kirche und das Bistum Osnabrück, dessen Patron der heilige Josef ist: „Was findest Du gut, warum muss es Kirche geben?“ – solche Fragen sind Vorlagen für eine Diskussion. 

Schließlich geht es noch um einen Punkt, der der KAB in ihrem Programm sehr wichtig ist: Die Sonntagsruhe. Dass der Zimmermann Josef den Sabbat einhielt, dass er an diesem Tag wirklich nicht arbeitete – auch das weiß niemand genau. Aber es passt gut ins Bild dieses Heiligen, von dem in der Bibel kein einziges Wort überliefert ist, und der doch von so vielen Menschen verehrt wird. Die KAB streitet schon lange dafür, dass am Sonntag die Geschäfte nicht öffnen dürfen. Bei ihrem Einsatz weiß sie sich mit dem heiligen Josef verbunden. Der Mann Marias steht dem Verband zur Seite.

Matthias Petersen