Vor 100 Jahren eröffnet

Diözesanmuseum feiert Geburtstag

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100 Jahre alt wird das Osnabrücker Diözesanmuseum in diesen Tagen. Mit zwei Tagen der offenen Tür am 1. und 2. September stellt sich das Museum vor. Zu Werbezwecken wurde ein bekannter Karikaturist verpflichtet: Gerhard Mester hat das kirchliche Leben aufs Korn genommen.

Das Ehepaar steht im Museum vor der Vitrine mit der berühmten Benno-Kasel, einem Messgewand, das an den früheren Osnabrücker Bischof erinnert: Einen Wintermantel brauche sie noch, sagt die Ehefrau. Typisch Gerhard Mester. Der Karikaturist hat auf Bitten der Museumsleitung einige Grafiken erstellt. So auch diese: Ein Seelsorger liest der Fußballmannschaft in der Halbzeitpause einen Bibelvers vor, um seinen Hals hat er sich einen Fanschal gelegt - wie eine Stola. Am 1. und 2. September sind die modernen Karikaturen ebenso zu sehen wie ein paar alte Schätze, die das Museum aus Anlass des Jubiläums aus der Versenkung holt. Zum Beispiel die alte Kirchenbank aus Rulle, die im 18. Jahrhundert entstand und Sitzplatz einer Familie in der Kirche war.


Karikatur: Gerhard Mester

Am 1. September zeigt eine Gemälde- und Skulpturenrestauratorin ihre Arbeit, Kinder können sich als Baumeister betätigen, es gibt eine Familienführung und eine musikalische Führung mit dem Vokalensemble des Jugendchors. Am 2. September steht ein Pontifikalamt im Mittelpunkt, ein Restaurator und Goldschmied erzählt von seiner Arbeit, der Künstlerpater Kim En Joong kommt zum Gespräch. Am 3. September trefen sich abends geladene Gäste zur Jubiläumsfeier.

Zugleich ist die Sonderausstellung geöffnet, die wertvolle Stücke „vom Dachboden ins rechte Licht rückt“, wie der Titel besagt. Nicht alles, was das Museum gerne präsentieren möchte, hat Platz in der Dauerausstelung. Jetzt ist Gelegenheit, einmal Exponate zu zeigen, die sonst im Magazin sind. Daneben startet eine Vortragsreihe: So erzählt am Dienstag, 11. September, Museumsleiter Hermann Queckenstedt aus der Geschichte des Museums. Beginn im Forum am Dom (Domhof 12) ist um 19.30 Uhr. Am 25. September spricht Josef Herrmann über das wechselvolle Schicksal kirchlichen Inventars.


Karikatur: Gerhard Mester

Die Gründung des Osnabrücker Diözesanmuseums vor 100 Jahren hat eine Vorgeschichte von fast 50 Jahren. Schon zu Beginn der 70er Jahre des 19. Jahrhunderts gründen namhafte Bürger der Stadt sowie Geistliche den Verein für Kunst und Altertümer. Bernhard Höting, der spätere Bischof, gehört ebenso dazu wie Redakteur Fromm, Vorfahr der Verlegerfamilie der Tageszeitung. Zunächst geht es darum, kirchliches Gut zu sammeln und historisches Erbe zu pflegen. Und es entsteht ein Klima, wissenschaftlich Geschichte zu schreiben. Vor allem Bestände des Doms werden 1901 aus Anlass des damaligen Katholikentags in neuen Räumlichkeiten im Obergeschoss des Domkreuzgangs präsentiert. Ein Museum ist das noch nicht.

Warum ausgerechnet nach vier Jahren Krieg schließlich das neue Diözesanmuseum eröffnet wird, hat Hermann Queckenstedt recherchiert, der heute das Museum leitet. „Die Leute brauchten wieder Werte und ästhetische Orientierung“, sagt er. „Und das in einer Zeit der Entseelung des Menschen“, fügt der Historiker hinzu. Bischof Wilhelm Berning stellte bei der Eröffnungsfeier selbst die Frage und beantwortete sie so: Gerade in schweren Zeiten gelte es, die idealen Güter zu pflegen, um so dem „schwer leidenden Vaterlande eine schöne Zukunft“ zu sichern. Außerdem sei es darum gegangen, den Bestand an historischen Dingen im Bistum zu sichern. „Man wollte die Finger draufhalten“, sagt Queckenstedt, seien doch im 19. Jahrhundert viele Kunstgegenstände an Antiquitätenhändler verkauft worden.

Das Domkapitel hatte zuvor im Kirchlichen Amtsblatt an die Kirchengemeinden appelliert, freiwillig kunsthistorisch wertvolle Objekte zu benennen, auf eigenen Wunsch auch Dauerleihgaben zur Verfügung zu stellen. Dazu gehört zum Beispiel die berühmte Benno-Kasel, die seit dem Mittelalter am Todestag des Heiligen in Bad Iburg noch im liturgischen Gebrauch gewesen war. 1888 schreibt der damalige Pfarrer, dass er sie im Gottesdienst getragen habe, was anregend und befremdlich zugleich gewirkt habe.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebt das Museum mehrere Wechselspiele: Zunächst gibt es keine festen Öffnungszeiten, später wird das Museum gegen das Votum der Bistumsleitung wieder regelmäßig zugänglich gemacht. „Es gab Zeiten, da musste der Besucher gewissermaßen Hürden überwinden, um ins Museum zu gelangen“, sagt Queckenstedt. Ganz anders als heute, wo der Eingang mit dem Forum am Dom verknüpft ist und der Museumsbesuch zum Erlebnis gemacht wird. Immer wieder gibt es Sonderausstellungen, die auch viele Kinder anlocken.


Herzstück des Museums ist der Domschatz.
Foto: Thomas Osterfeld

2008, kurz vor dem Katholikentag, wurde das Museum erheblich umgestaltet und erhielt sein aktuelles Aussehen, Queckenstedt folgte in der Leitung der bis dahin tätigen Marie-Luise Schnackenburg. Inzwischen müsste die Dauerausstellung eigentlich neu konzipiert werden, „aber das wäre viel zu teuer“, sagt Queckenstedt.

Die Besucherzahlen – bis zu 15.000 kommen pro Jahr – hängen deshalb wesentlich von den Sonderausstellungen ab. Zu Weihnachten werden meist Krippen gezeigt, es waren aber auch schon Ausstellungen zum Kult rund um den Fußball zu sehen. Queckenstedt sieht deshalb eine Herausforderung für die Zukunft, die Kommunikation mit potenziellen Besuchern zu verbessern: „Vor allem, wenn die klassischen Medien weiter zurückgedrängt werden, müssen wir überlegen, wie wir unsere Besucher erreichen.“

Matthias Petersen