Eine mittelalterliche Handschrift und zwei Inkunabeln

Drei alte Hildesheimer sind wieder zu Hause

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Die Dombibliothek Hildesheim erweitert ihren Bestand mit einer mittelalterlichen Handschrift und zwei Inkunabeln. Die historisch bedeutsamen Werke stammen ursprünglich aus Hildesheim und wurden Anfang Dezember auf einer Auktion bei Sotheby’s in London für die Dombibliothek erworben.


Freuen sich über die Neuerwerbungen für die Dombibliothek
Hildesheim: Professor Dr. Frank Druffner, Dr. Monika
Suchan, Michael Glenewinkel und Jobst von Garmissen
(von links). | Foto: bph/Schulze

Der Gesamtpreis der drei Objekte lag bei umgerechnet rund 52 000 Euro. Der Kauf gelang mit Mitteln des Bistums Hildesheim sowie mit Zuwendungen der Klosterkammer, der Kulturstiftung der Länder, der Landschaft des vormaligen Fürstentums Hildesheim, der Niedersächsischen Sparkassenstiftung und der Sparkasse Hildesheim Goslar Peine.

Werke geben Einblick in die Geschichte des Bistums

„Was man liebt, dafür gibt man gerne Geld aus“, begründet Weihbischof Bongartz den kostspieligen Erwerb: „Diese drei Werke geben Einblicke in die Geschichte unseres Bistums. Und die dürfen wir nicht vergessen, denn wer die Geschichte vergisst, vergisst seine Wurzeln und weiß irgendwann auch nicht mehr, wo er hin soll.“

Die Werke gehörten zu zwei der bedeutendsten klösterlichen Stiftungen in Hildesheim, St. Magdalenen und St. Godehard. Sie waren während der Säkularisation zu Beginn des 19. Jahrhunderts mit Benediktinern aus Lamspringe nach England in die Abtei Ample­forth gelangt. Die Treuhandgesellschaft, zu der Ampleforth heute gehört, ließ diese und etliche andere Stücke versteigern.

Die mittelalterliche Handschrift ist der dritte Teil eines insgesamt drei Bände umfassenden Werkes, das eigens für den Gebrauch der Nonnen aus St. Magdalenen gefertigt worden ist. Der Text behandelt die Kernbotschaften des christlichen Glaubens, die in einem fiktiven Dialog zwischen einem Vater und einem Sohn erörtert werden.

Über drei Jahrhunderte im Besitz der Bibliothek von St. Godehard

Die zwei erworbenen Inkunabeln waren mehr als drei Jahrhunderte im Besitz der Bibliothek von St. Godehard.  Bei der ersten Inku­nabel handelt es sich um eine nach 1497 in Straßburg erschienene Ausgabe der Werke des Schweizer Theologen Felix Hemmerlin, der Mitgestalter des Konstanzer (1414–1418) und des Basler Konzils (1431–1449) war. Sie zeichnet sich durch den Herausgeber Sebastian Brant aus, der durch das Narrenschiff bekannt ist, sowie durch ihren zeitgenössischen, in St. Godehard hergestellten Holzeinband.

Der Drucker war ein Kollege von Johannes  Gutenberg

Die zweite Inkunabel enthält eine Erstausgabe des Scrutinum Scripturarum des Paulus von Burgos. Sie erschien ebenfalls in Straßburg vor 1470 und wurde von Johannes Mentelin gedruckt, einem mutmaßlichen Kollegen von Johannes Gutenberg und Drucker der ersten deutschsprachigen Bibel. Paulus von Burgos war Jude und lehrte als Rabbiner, bevor er zum Christentum konvertierte und in Paris Theologie studierte.

Martha Klawitter