70 Jahre Weltgebetstag der Frauen

Ein Gebet wandert um die Welt

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Immer am ersten Freitag im März findet der Weltgebetstag der Frauen statt. Seit 70 Jahren sind Frauen, Männer, Kinder und Jugendliche eingeladen, für Frieden und Gerechtigkeit zu beten – und zu handeln. Was genau steckt dahinter?


„Es ist noch Platz“, betonen die Frauen und laden alle ein, zu einer Kirche zu werden, in der mehr Platz für alle ist: #esistnochplatz. Foto: Weltgebetstag der Frauen

Ein Gebet wandert 24 Stunden lang um die Welt und verbindet Menschen in mehr als 120 Ländern. Das ist die Grund­idee des Weltgebetstages der Frauen, der mittlerweile seit 70 Jahren offiziell gefeiert wird. Die Anfänge dieser Bewegung entstanden bereits Ende des 19. Jahrhunderts in den USA und Kanada. 1949 wurde die Gottesdienstordnung zum Weltgebetstag in Deutschland erstmals in großer Auflage gedruckt und landesweit verschickt. Seitdem beschäftigen sich immer am ersten Freitag im März Frauen mit der Lebenssituation von Frauen eines anderen Landes. Christinnen, in diesem Jahr aus Slowenien, wählen Texte, Gebete und Lieder aus. Sie werden in Gottesdiensten weltweit in 88 Sprachen (2018) gefeiert. Dabei bleibt es aber nicht beim Gebet: Viele Hilfsaktionen sind bereits entstanden, die helfen sollen, dass Frauen und Mädchen überall auf der Welt in Frieden, Gerechtigkeit und Würde leben können. Somit hat sich der Weltgebetstag  zur größten Basisbewegung christlicher Frauen entwickelt.


Alle sind eingeladen
Die Gottesdienste zum Weltgebetstag werden von Frauen unterschiedlicher christlicher Konfessionen vor Ort vorbereitet. In den Bistümern gibt es Vorbereitungstreffen und Ansprechpartner, die Informationen und Material bieten. Allein in Deutschland besuchen rund eine Million Menschen die Veranstaltungen des Weltgebetstages, die übrigens offen sind für alle. Durch das Engagement lernen sich Menschen unterschiedlicher christlicher Konfessionen kennen und schätzen. Vielerorts gibt es dank des Weltgebetstags seit vielen Jahrzehnten enge Kontakte zwischen den Kirchengemeinden.


Den Blick weiten
Der Weltgebetstag weitet den Blick, er macht neugierig auf Leben und Glauben in anderen Ländern und Kulturen und er schärft den Blick für weltweite Herausforderungen wie Armut, Gewalt gegen Frauen und Klimawandel. So sind im Laufe der Jahre zahlreiche Initiativen entstanden: von Bildungsangeboten für Kinder und Jugendliche über Kooperationen mit Weltläden und dem „fairen Handel“ bis hin zu Beratungsangeboten für Zwangsprostituierte. Ein wichtiges Zeichen der Solidarität beim Weltgebetstag ist stets die Kollekte aus den Gottesdiensten. Sie unterstützt in diesem Jahr Menschenrechtsarbeit in Kolumbien, Bildung für Flüchtlingskinder im Libanon, einen Verein von Roma-Frauen in Slowenien und viele weitere Partnerinnen in Afrika, Asien, Europa und Lateinamerika.


#occupyheaven – macht mit!
Damit der Weltgebetstag auch in das Bewusstsein der jüngeren Generation rückt, werden in diesem Jahr neue Kommunikationswege genutzt. Angestoßen vom Weltgebetstagsteam in Hessen läuft auf Instagram und Facebook die Kampagne #occupyheaven. Dabei können zwei Menschen irgendwo draußen im Freien ihre Hände verbinden, um sie zum Gebet zu falten. Danach wird diese „Gebetsfaust“ in den Himmel gestreckt, als Zeichen dafür, dass man gemeinsam betet, das Gebet in den Himmel und rund um den Globus schickt. Die Frauen laden ein, mitzumachen, ein Gebet zu posten, dann auch Hashtags dazu zu setzen – und andere anzustiften, das nachzumachen.

Mit der Aktion #esistnochplatz wollen die Frauen darüber hinaus zeigen, wie bunt und einladend die Weltgebetstagsbewegung bereits ist. „Wir möchten uns auf den Weg machen, eine Kirche zu werden, in der mehr Platz ist und alle mit am Tisch sitzen. In vielen Gemeinden gibt es bereits tolle Aktionen, die wir mit den Hashtag bündeln und sichtbar machen wollen“, erklärt Pressereferentin Lisa Schürmann.


Frauen aus Slowenien berichten aus ihrem Land
„Kommt, alles ist bereit“. Mit dieser Bibelstelle aus dem Lukasevangelium laden die slowenischen Frauen in diesem Jahr zum Gottesdienst ein. Slowenien ist eines der jüngsten und kleinsten Länder der Europäischen Union. Von seinen zwei Millionen Einwohnern sind knapp 60 Prozent katholisch. Über Jahrhunderte war das Land Knotenpunkt für Handel. Menschen brachten kulturelle und religiöse Einflüsse mit. Heute liegt Slowenien auf der Balkanroute, auf der 2015 Tausende Flüchtlinge nach Europa kamen. Unter dem Stichwort „Es ist noch Platz“ haben sich die slowenischen Frauen auf Inklusion, Integration und Stärkung der Gemeinschaft konzentriert. Migration, alleinerziehende Mütter, Jugendarbeitslosigkeit, Landflucht und Alkoholismus sind Aspekte, für die sie Lösungen und Hilfen fordern.

Astrid Fleute

www. weltgebetstag.de