Nominiert für den Deutschen Amateurtheaterpreis

Ein Gewinn fürs Leben

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Die „Theaterfamilie Gassenhauer“, verwurzelt in der St.-Ludgerus-Gemeinde in Aurich, ist für den Deutschen Amateurtheaterpreis amarena nominiert. Deutschlandweit gehört sie schon jetzt zu den besten drei Gruppen.


Viele Jugendliche haben in der "Theaterfamilie Gassenhauer" eine Heimat gefunden. Foto: Delia Evers

Es ist wie bei den Oscars der Filmindustrie: Allein schon die Nominierung für den Amateurtheaterpreis sind Ehre und Auszeichnung. Die ostfriesische „Theaterfamilie Gassenhauer“ tritt in der Kategorie „Theater ist Leben“ an. Hier geht es um Projekte von Vereinen, die das Leben ihrer Mitglieder verändern. Und genau das trifft zu auf das Theaterprojekt in Aurich. Viele der jungen Darstellerinnen und Darsteller haben physische und psychische Gewalt erlitten. Sie leben in Familien mit und ohne Familienhelfer, in Wohngruppen oder therapeutischen Einrichtungen. Im Theater stärken sie spielend ihre Ausdauer und Zielstrebigkeit, Eigenverantwortung und Respekt, Offenheit und Flexibilität.

Die amarena-Preisverleihung in Friedrichshafen muss wegen der Corona-Pandemie ausfallen. Doch es gibt jetzt ein neues Konzept für die Endausscheidung. Alle Gruppen, die noch im Rennen sind, reichen ein Vier-Minuten-Video ein. Darin zeigen sie, was sie preiswürdig macht. Die Jury bewertet die Streifen und stellt sie online – der Startschuss für eine Abstimmung im Netz. Aus dem Meinungsmix (Jury und Publikum) ergibt sich dann die Platzierung. Das Netz-Voting beginnt am 10. September. Schon jetzt ist klar: Das Theaterprojekt in Aurich gehört deutschlandweit unter die besten Drei.

Inzwischen ist das Video für den Endausscheid fertig. Zu Wort kommen in einem Profistreifen zahlreiche Jugendliche, Helferinnen und Helfer. Das Hamburger Unternehmen „360 Grad Creations“ hat dafür in Aurich großzügig Technik und Wissen ausgepackt. Kreativ waren und sind in der kleinen Gesellschaft die in Aurich aufgewachsenen Ann-Catherine Lukes, Friedrich Musolf und Dominik Dietrich, der Sohn von Isburga Dietrich, Initiatorin des Theaterprojekts.

Während der Dreharbeiten tauchte immer wieder die Frage auf: Was wäre, wenn wir die Theaterfamilie nicht hätten? „Darüber will ich erst gar nicht nachdenken“, sagt ein Mädchen. „Allein die Vorstellung macht mich traurig.“ Eine andere Jugendliche trifft mit ihrer Antwort ins Herz: „Das Theater hat mein Leben gerettet.“ Ein Junge meint: „Eigentlich brauchen wir den Preis nicht.“ Die Gassenhauer seien längst ein Gewinn für sein Leben und auch ohne Auszeichnung etwas Großes.

Delia Evers

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