Ausbildungskurs für Beerdigungsleiterinnen und -leiter

Ein letzter Dienst

Image

Am 5. März beginnt in Hannover ein Ausbildungskurs für Leiterinnen und Leiter von Beerdigungen. Pastoralreferent Markus Leim erläutert, warum dieser Dienst so wichtig ist.


 


Viele Männer und Frauen haben sich mittlerweile im Bistum zu Beerdigungleitern ausbilden lassen. In Hannover beginnt bald ein neuer Kurs.

Die Katholische Kirche in der Region Hannover bietet einen Ausbildungskurs für Leiterinnen und Leiter von Beerdigungen an. Warum dieses Angebot?

Die Beerdigung unserer Verstorbenen und die Begleitung der Angehörigen ist ein Dienst, der uns allen als Christinnen und Christen aufgetragen ist – wenn wir ihn uns zutrauen! Dieser Dienst ist ein Werk der Barmherzigkeit für den Verstorbenen oder die Verstorbene und natürlich besonders für die Angehörigen. Deshalb haben wir den Kurs auch ganz bewusst „Werk der Barmherzigkeit“ genannt. Es ist im Regionaldekanat Hannover nun schon der sechste Ausbildungskurs für den Dienst der Beerdigung. 43 Personen sind bereits mit diesem Dienst in der Region Hannover in unseren 23 Pfarreien beauftragt.

Das ist ja schon eine beachtliche Anzahl. Wie verstehen sich diese Menschen in ihrem Dienst?

Wir gehen in vielen Bereichen der Pastoral den Weg hin zu einer Orientierung an den Begabungen der Menschen, die in liturgischen, diakonischen oder auch katechetischen Feldern aktiv sind. Man kann das dem Personalmangel zuschreiben, aber es ist inhaltlich eine bereichernde Neuausrichtung. Viele sind beteiligt, die Vielfalt wird größer und die Beerdigungen werden „bunter“. Vielleicht werden wir Anfragen von Angehörigen in zehn Jahren in den Pfarrbüros bald mit der Rückfrage erwidern können – etwas salopp ausgedrückt: „Wen dürfen wir Ihnen denn schicken für die Beerdigung: eine Frau, einen Mann, … – wir haben auch jemanden, der die Muttersprache ihres Verstorbenen und der Trauergemeinde spricht?“.

Menschen, die den Verlust eines oder einer Angehörigen erlitten haben, sind verletzlich, sind verzweifelt, sind wütend – und haben alles Recht dazu. Wie fügt sich diese Ausgangsbedingung in den Kurs ein?
 


Markus Leim leitet den Ausbildungskurs.

Im ersten Teil des Kurses geht es intensiv darum, meine eigenen Erfahrungen mit Tod und Trauer anzuschauen und wie ich damit umgegangen bin. Ebenso die Frage, wie ich der Trauer anderer Menschen begegne, wie ich also ihre Verletzlichkeit sehen und ihre Wut ertragen kann. Niemand muss im Umgang mit Trauer perfekt sein, aber es gibt Grundhaltungen, die man reflektieren und einnehmen kann, und manche Menschen bringen ein besonderes Gespür für Menschen in Trauer mit, das im Kurs ausgebaut werden kann. Eine Teilnehmerin eines Beerdigungskurses hat einmal zu mir gesagt: „Ich habe meinen Mann verloren. Dann auch noch meine beste Freundin – alles in kurzer Zeit. Ich weiß, was Trauer ist und wie es sich anfühlt. Und ich glaube, ich kann Menschen in der Trauer gut begleiten, weil ich diese erfahren musste und da durchgegangen bin“. Das ist eine sehr gute Ausgangsbedingung für den Kurs – die sich natürlich auch erst entwickeln darf.

Ist das eine Voraussetzung für den Kurs?

Nein, es gibt ganz unterschiedliche Begabungen, die für eine gute Beerdigungs-Praxis wichtig sind. Und für unseren Kurs „Werk der Barmherzigkeit“ gilt: Jeder und jede Teilnehmende kann sich noch während des Kurses, spätestens am Ende entscheiden, ob der Dienst der Beerdigung wirklich das Richtige ist. Positiv gesagt: Wenn mich das Thema jetzt anspricht, dann einfach mit dem Kurs anfangen und im Laufe der Zeit entscheiden, ob ich dabei bleiben möchte oder nicht!

Ist es nicht schwer in einer Situation von Trauer und Tod von der christlichen Hoffnung auf ewiges Leben zu sprechen? Wie lässt sich so etwas lernen?

Indem wir darüber sprechen, welche Hoffnung uns selbst trägt. Das Gespräch unter den Teilnehmenden und dem ganzen Team über die eigenen Ängste und Hoffnungen wird uns alle verändern. Die existentielle Auseinandersetzung mit dem Tod und unserer Hoffnung wird sicherlich unsere Einstellung zum Leben vertiefen. Das Leben ist kostbar. Ich kann mich zwar nicht jeden Tag fragen, was wäre wenn … aber im Bewusstsein meiner Endlichkeit relativieren sich einige alltägliche Fragen und andere erscheinen in einem neuen Licht.

Woran denken Sie konkret?

Wenn du jemanden liebst oder wenn dir jemand viel bedeutet, dann sage und zeige ihm das auch, es ist eine kostbare Zeit, die man selbst auf der Erde verbringt – und oftmals miteinander. Hier fängt christliche Hoffnung schon an und hört mit dem ewigen Leben nicht auf! Viele Menschen in Deutschland leiden in der dunklen Jahreszeit: Jeden Tag aufs Neue will das Leben gelebt werden und manchmal muss man erstmal wieder Hoffnung schöpfen, um rauszugehen und sich ins Leben zu wagen. Im Kurs werden wir natürlich auch anhand der biblischen Zeugnisse von der Auferstehung ins Gespräch kommen. Man könnte diesen ersten Teil des Kurses auch „Osterzeugen-Kurs“ nennen, denn es geht in der Auseinandersetzung mit Tod und Trauer letztlich darum, für mich und dann auch für und vor anderen von Ostern Zeugnis zu geben.

An wen richtet sich das Angebot?

An alle Interessierten, die sich ihrer Erfahrung von Tod und Trauer stellen möchten, das biblische Zeugnis von Ostern mit anderen reflektieren wollen und sich fragen: „Könnte der Beerdigungsdienst etwas für mich sein?“ Es ist ein ehrenamtlicher Dienst, den jeder Getaufte und Gefirmte ab einem Alter von 25 Jahren ausführen kann. Man sollte psychisch stabil sein, sich trauen, vor anderen zu sprechen und Freude an der Beschäftigung mit biblischen Texten und Liturgie haben. Der Kurs findet bewusst an zwei Samstagen, aber auch an sechs Mittwochvormittagen statt. Wir freuen uns über alle Interessierten, aber die Erfahrung zeigt, dass man sich auch werktags frei nehmen muss, denn viele Beerdigungen finden in der Woche statt. Deshalb findet ein Teil des Kurses in der Woche statt.

Fragen: Rüdiger Wala