Wasserversorgung Bad Iburg
Ein Mönch baute die Leitung
Zu allen Zeiten haben sich Menschen die Frage nach einer guten Wasserversorgung stellen müssen. In Bad Iburg war es vor 500 Jahren ein technisch versierter Mönch, der allen ermöglichte, frisches Wasser zu beziehen.
Gutes, sauberes Wasser zu beziehen, war für den Menschen des Mittelalters und teilweise der frühen Neuzeit ein Problem. Verdünntes Bier galt als gesünder, weil reiner als das Brunnenwasser. In Bad Iburg war das nicht anders. Zum Wasserschöpfen bedienten sich Mönche und Bürger aus Brunnen und dem Kolbach, in dem auch schmutzige Wäsche gewaschen wurde.
Vor 500 Jahren war es ein technisch versierter Mönch, der es dem Konvent und den Bürgern, später sogar dem Fürstbischof, ermöglichte, frisches Wasser zu beziehen.
War das tagtäglich beschwerlich genug, konnte die Lage externer Wasserstellen im Fall einer Burgbelagerung schnell existenziell werden. „Wiederholt führte das dazu, dass die Burg, die ja eigentlich dem Schutz dienen sollte, aufgegeben werden musste“, so Bad Iburgs Bürgermeisterin Annette Niermann bei einem kleinen Festakt zum Gedenken an die erste Wasserleitung des Ortes von 1518.
Erste unterirdische Wasserleitung im Norden
Der pfiffige Benediktinermönch Pater Joseph Frerking hatte schließlich die Idee: Er erkannte, dass eine Wasserquelle am Dörenberg mit 180 Höhenmetern höher lag als das Kloster auf 140 Metern über Normalnull. Nach dem Prinzip der kommunizierenden Röhren tüftelte er mit dem Eigenhörigen Paul Holtmeyer eine zwei Kilometer lange, unterirdische Wasserleitung aus – die erste in Nordwestdeutschland.
Am 30. September 1518 war es so weit: Mit Psalmen und Hymnen feierten die Benediktiner die funktionierende Wasserleitung, sagte Pfarrer Heinrich Bernhard Kraienhorst bei der kleinen Feier. Auf den Tag genau vor 500 Jahren stimmte er das „Orante sancto Clemente“ (Als der heilige Clemens betete) an, eine Antiphon, die mit „Gott ist unsere Burg“ (Psalm 46) mit den Festteilnehmern verbunden gesungen wurde.
Nutzen durften das Wasser der Leitung vor 500 Jahren auch die Iburger Bürger. Den mittlerweile nicht mehr funktionierenden Wasserhahn, im Volksmund „Piepken“ genannt, gibt es bis heute. An der südlichen Schlossseite erinnert eine Tafel an die Zapfstelle.
Um die Wasserleitung gab es in späteren Jahren dann aber auch Spannungen zwischen dem Benediktinerkloster und dem ebenfalls auf der Burg residierenden Fürstbischof von Osnabrück. Als der sah, welche Vorteile die Leitung der Bevölkerung brachte, beteiligte er sich zunächst an den Kosten zum Unterhalt, um das kostbare Nass ebenfalls zu bekommen. Später gab es Versuche, dem Konvent das Wasser buchstäblich abzugraben, indem man versuchte, die Wasserleitung auf das fürstbischöfliche Vorwerk zu verlegen.
Krippenstall aus den Überbleibseln gebaut
Wie lange das Röhrensystem aus Holz genutzt wurde, ist unklar. Anfang des 20. Jahrhunderts erfolgte die sukzessive Versorgung der wachsenden Bevölkerung durch Wasserleitungen mit Hausanschluss. Kleine Überreste der alten Holzleitung fanden nach ihrer Entdeckung übrigens auch eine Wiederverwendung: So zeigte Bernhard Hunke beim Festakt einen Krippenstall, gefertigt aus einem Stück Erlenholz von Iburgs historischer Wasserversorgung.
Stefan Buchholz