Seit 100 Jahren Kloster Bardel

Ein Ort des Glaubens

Image
21_11_%20Jubi%20Bardel.jpg

Das Kloster Bardel bei Bad Bentheim erinnert an seinen Aufbau vor 100 Jahren. Von diesem Ort aus sind seit 1921 über 300 Franziskaner-Patres in die Mission gegangen. 


Seit 17 Jahren lebt Bruder Frank in Bardel. Für ihn ist das Kloster zur Heimat geworden. Foto: Sebastian Hamel

Wacholderbüsche, Birken, Kiefern – viel mehr gab es nicht zu sehen auf dem Stück Land nahe der niederländischen Grenze, das Pater Balthasar Fark im Jahre 1921 erwarb. Der Geistliche war im Auftrag der nordbrasilianischen Franziskanerprovinz vom heiligen Antonius unterwegs. Das Ziel: In Deutschland sollte ein Missionskolleg entstehen, um dem Bedarf an Ordensnachwuchs der Franziskaner in Brasilien zu begegnen. Weil die Wirren des Ersten Weltkriegs das Vorhaben zunächst verhindert hatten, gelang es erst 1921, dem Fürsten von Bentheim-Steinfurt ein Grundstück abzukaufen – nachdem die westfälische Franziskanerprovinz Saxonia den brasilianischen Franziskanern gestattet hatte, am Rande ihres Gebietes eine Niederlassung zu errichten.

100 Jahre ist der Landkauf nun her und vieles ist seitdem geschehen. Die Klosterschule, die am 7. August 1923 ihren Unterricht mit 21 internen Schülern aufnahm, hat sich zum heutigen Missionsgymnasium St. Antonius entwickelt. Dieses trägt den Titel „International College of Science and the Arts“ und wird nunmehr von gut 750 Schülern besucht. Neben dem Gymnasium, das seit 2002 in Trägerschaft der Schulstiftung des Bistums Osnabrück liegt, existiert noch immer ein klösterliches Leben in der Einrichtung im Dreiländereck von Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und den Niederlanden. Ein Leben, das von Arbeit und Gebet geprägt ist, aber auch Möglichkeiten zur persönlichen Entfaltung bietet. Fünf Franziskaner um Guardian Pater Wilhelm Ruhe leben aktuell im Kloster Bardel.


Auch die Musik kam in Bardel nicht zu kurz – wie dieses Foto singender Ordensleute zeigt. Foto: Klosterarchiv

Wechselvolle Geschichte des Klosters

„Für mich ist es zur Heimat geworden“, sagt Bruder Frank Schmitz, der seit 17 Jahren in Bardel lebt und sich als Archivar und Organist in die Gemeinschaft einbringt. „Ich kann hier meinen Glauben leben und meinen Hobbys nachgehen.“ Schon mehrere Bildbände zur Geschichte der Franziskaner in Bardel hat Bruder Frank veröffentlicht, die von der wechselvollen Historie des Klosters erzählen.

So sind schon Ende der 1920er-Jahre alle zentralen Gebäudeteile errichtet – in klösterlicher „Idealanordnung“: In der Mitte befindet sich die Kirche, rechts davon die Schule, links die Kommunität und dahinter die Wirtschaftsgebäude. Es dauert allerdings nicht lange, da brechen die Schrecken der Nazizeit über Bardel herein. Nach Vertreibung der Ordensleute durch die Gestapo und der Enteignung des Missionskollegs wird dort eine nationalsozialistische Lehrerbildungsanstalt eingerichtet. Später werden zunächst niederländische Zwangsarbeiter darin untergebracht, anschließend belegt das englische Militär das Kloster und schließlich dienen die Gebäude als Unterkunft für Geflüchtete aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kehren die Franziskaner zurück, doch erst 1952 können sie den Abschluss des Wiederaufbaus feiern. In den Jahrzehnten danach nimmt das schulische Leben Fahrt auf und 1961 legen erstmals Schüler in Bardel ein staatlich anerkanntes Abitur ab. Das Gymnasium nimmt eine immer bedeutsamere Rolle in der Bildungsregion ein und öffnet sich 1972 für externe Kinder und Jugendliche – auch für Mädchen und evangelische Schüler. Das ursprüngliche Internat wird 1989 geschlossen.


Das Kloster Bardel liegt im Dreiländereck von Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und den Niederlanden. Foto: Sebastian Hamel 


Der frühere Schulleiter Ulrich Oettel betont, bei dem Missionsgymnasium habe es sich schon früher keinesfalls um eine „Provinzschule“ gehandelt – vielmehr herrschte stets ein internationaler Charakter. „Es war selbstverständlich, dass viele Sprachen gesprochen wurden“, so Oettel. Geprägt wurde dies auch durch Kinder portugiesischer Arbeiter aus Nordhorn, die sogar ein vom portugiesischen Kultusministerium anerkanntes Abitur erlangen konnten. Heute kann neben der deutschen Hochschulreife auch ein gleichwertiges Cambridge-Examen erworben werden.

Untrennbar mit der Geschichte des Klosters Bardel verbunden ist der Name eines bedeutenden Missionars: Pater Beda Vickermann (1934 - 2015). Sein Einsatz für die Entwicklung in Brasilien machte ihn weit über die Grenzen der Region hinaus bekannt. Nach wie vor fungiert das Kloster als Wirkungsstätte des 1984 gegründeten „Aktionskreis Pater Beda“. Die Altpapier- und Altkleidersammlungen haben ihren Ursprung bereits in den 1960er Jahren. 2003 wurde Pater Beda mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Brasilien-Museum und „Pfingstival

Schon seit den ersten Jahren gibt es das Brasilien-Museum. Durch den Kontakt mit dem südamerikanischen Land kamen immer wieder Ausstellungsgegenstände nach Deutschland. Pater Clemens Anheuser (1887 - 1968) regte Mitte der 1920er Jahre deshalb den Aufbau eines Museums an. Zu sehen sind dort unter anderem Objekte aus der Volkskunst und Tierwelt sowie aus dem religiösen Leben in Brasilien. Darüber hinaus macht das Museum auf die „Schere zwischen Arm und Reich“ aufmerksam.

Außerdem ist das Kloster Bardel Schauplatz wiederkehrender Veranstaltungen, wie verschiedene Konzerte in der Klosterkirche, das jährliche „Pfingstival“ und Krippenausstellungen. Beliebt sind zudem die Meditationen von Pater Wilhelm zur Advents- und Fastenzeit.

Insgesamt gingen seit der Gründung des Klosters mehr als 300 Missionare von Bardel nach Brasilien. Wie aber ist es um die Zukunft des Klosters bestellt? „Es wird weitergehen“, zeigt man sich überzeugt. „Franziskaner haben immer eine Antwort auf die Nöte der Zeit gefunden.“ Und gerade von Bardel seien stets Impulse ausgegangen.

Sebastian Hamel

Die neue Ausgabe der "Bardeler Adventsmeditationen" können Sie hier bestellen.