Wegekreuze und Grotten im Emsland: Heute von Renate Fuest

Ein Platz zum Innehalten und Danken

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eine Mariengrotte
Nachweis

Foto: Renate Fuest

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An eine geöffnete Muschel erinnert eine Mariengrotte in Hebelermeer.

Der Arbeitskreis Platt inne Kärke stellt Wegekreuze und Mariengrotten aus dem südlichen und mittleren Emsland vor: auf Plattdeutsch und auf Hochdeutsch. Heute geht es um zwei Mariengrotten in Hebelermeer.

 

Well in mit dei Fietse dör dei Dörper föhrt, dei fallt sicher dei Wägekrüse un Mariengrotten up, dei vullmaols met Blaumen schmücket bünt. Vlichte häb ih ok all moal dröwer noahdacht, worüm sei dor stoht, well sei bauet hefft un wörum.

Uk in mien Heimatdörp Hebelermeer, noahe bie dei Grenze noah Zwartemeer (NL) giv, dät mehrere Wägekrüse un sogar twei Mariengrotten.

Eine Mariengrotte mit Klinkersteinen
Eine große Statue steht in der Mitte dieser Mariengrotte.

Mariengrotten bünt höhlenartige Bauten, in dei ejne Marientstatue stellt wörde. Vähle Moale nöhmt man dorför in dei Natur vörkommende Felsvörsprünge off Nischen. Dät giv dät bie us in’t Moor nich, dorüm wörden sei so ähnlich bauet. In dei 50iger, 60iger Joahre pilgerden vähle Lüe noa Banneux und Lourdes. Tau dei Tied wörden uk bi us dei Mariengrotten bauet.

Up halben Wäge in‘t Dörp kump man an dei erste Grotte vörbie. Sei ligt up linker Hand un hört tau dei Burenschupp Robben. Sei wörde ut rode Klinkersteine mührt und dräch ejn grotet Krüß. In dei Midde, ejn bitgen trügge in ejne Nische, steiht ejne binaohe mannsgrote Marienstatue.

Dei Mensken in use Dörp wassen heller glöbig

Dei latere Burenfrau Marlene Robben erinnert sück: „An Fronlieknam mösde ik ut ejne van dei Kammern in‘t Hus, ejn Krüß un Kerßen halen. Ik verschrök mi heller. Up‘t Berre lag ejne junge Frau in eijn langet Gewand. Dei oalen Lüe hähn dor dei Marienstatue afleggt un nix dorvan seggt.“

Eine Frau mit dunklen Haaren.
Renate Fuest

Dei Mensken in use Dörp wassen heller glöbig. So is et nich verwunderlig, dät sei ejne Stäh söchten, woa sei moal innehollen un sük bedanken konden. Dei Pilgers bröchten ut Banneux klejne un ok groate Andenken mit, as düsse Marienstatue. Manch ejne, dei hier vörbie kumpt, wehrt so van dei Mutter Gottes besünners begrüßt, off verabschiedet.

Föhrt man südwestlich ut dat Dörp, so kump man an dei annere Mariengrotte vörbie.  Sei steiht links van dei Hoffinfoahrt noa Albers. As ejne Muschel ümgifft sei dei Marienstatue, wecker mit över ejn Meter in dei Midde thront. „Loat di watt!“, seggt sei, off „Goede Dag“, för use nederlandschen Naobers. Kump drup an, wohän man jüst unerwächens is. Anfang dei 60iger Joahre hefft dei fröhere Buur Franz Albers Törf noa Bentheim lävert. Up denn Trüggewäch könnde hei umsüms Findlinge mitnähmen. Dät wörde dät Baumaterial för düsse ejnmaolige moije Grotte. Hei hefft sei sümes bauet. 

Düsse Grotten staoht an use Wäge un bünt Tügen van usen Globen.

Renate Fuest

 

Der Text auf Hochdeutsch:

Wer mit dem Rad in den Dörfern unterwegs ist, dem fallen sicherlich die vielen Wegekreuze und Mariengrotten auf. Mit bunten Blumen geschmückt sind sie ein Blickfang.

Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, warum es sie gibt, wer sie gebaut hat und warum gerade so?

Auch in meinem Heimatdorf Hebelermeer, nahe der niederländischen Grenze unweit von Zwartemeer, gibt es mehrere Wegekreuze, aber auch zwei wunderschöne Mariengrotten.

Als Mariengrotten bezeichnet man höhlenartige Bauten, in die eine Marienstatue gestellt wurde. Meist nahm man dafür Felsvorsprünge oder Nischen, die in der Natur vorkamen. Die gibt bei uns im Moor nicht, so baute man die Grotten nach diesem Vorbild.

Prachtvolle Grotte aus roten Steinen

In den 50iger und 60iger Jahre machten sich viele Gläubige zu einer Wallfahrt nach Banneux oder Lourdes auf. Und das ist auch ungefähr die Zeit, in der diese Grotten in unserem Dorf entstanden. Auf halbem Weg ins Dorf kommt man linker Hand an einer prachtvollen großen Mariengrotte aus roten Klinkersteinen vorbei. Ein großes Kreuz schmückt sie und etwas weiter zurück in einer Nische steht eine lebensgroße Marienstatue.

Die frühere Bäuerin Marlene Robben kann sich noch gut daran erinnern, dass sie als junge Frau in eines der Schlafkammern geschickt wurde, um Kerzen und Kreuz für den Fronleichnamsaltar zu holen. Die in ein Gewand gehüllte Frau, die dort auf dem Bett lag, versetzte ihr einen mächtigen Schrecken. Die älteren Herrschaften, die von ihrer Pilgerfahrt aus Banneux zurück waren, hatten eine Mutter Gottes als Andenken mitgebracht und dort abgelegt.

Die Menschen in unserer Region waren sehr gläubig und so verwundert es nicht, dass sie einen Platz schaffen wollten, an dem sie innehalten oder sich bedanken konnten. Die Pilger brachten kleine und auch großes Andenken, wie diese Marienstatue mit. Vorbeikommenden schickt sie einen Willkommensgruß oder auch ein Wiedersehen hinterher.

Verlässt man das Dorf in Richtung der Niederlande, passiert man den ehemaligen Hof Albers, heute Fördertechnik Albers. Links an der Einfahrt zum Hof befindet sich eine Mariengrotte, die an eine geöffnete Muschel erinnert. Auch hier findet man mittig in einer Nische eine etwa ein Meter große Marienstatue. Der ehemalige Bauer Franz Albers lieferte Torf nach Bentheim und brachte auf dem Rückweg Findlinge mit. Aus denen baute er eigenhändig diese einmalige Grotte.

Vielleicht ist es nicht mehr so angesagt nach Banneux oder Lourdes zu pilgern, aber diese Grotten haben ihren Platz an unseren Wegen. Sie sagen dem Vorbeikommenden ein Hallo oder auch ein Wiedersehn und sind Zeugen unseres Glaubens.

Renate Fuest