Neue Orgel auf Langeoog

Ein Schatz - auch für Kirchenferne

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Die katholische Kirche St.Nikolaus auf Langeoog hat eine neue Orgel – dank einer enormen Spendenbereitschaft und großem Engagement der Gemeindeleitung. Mit einem Gottesdienst, den der Deutschlandfunk live überträgt, wird das Instrument am 15. März eingeweiht.


Der Innenraum der St.-Nikolaus­-Kirche wurde 2002 erweitert, die neue Orgel füllt den größeren Raum nun klanglich wieder gut aus. Foto: Mayk Opiolla

Ein Schritt erforderte den nächsten: Bei einem großen Umbau 2002 wurde der Innenraum der St.-Nikolaus-Kirche auf Langeoog fast verdoppelt. Die alte Führer-Orgel St. Nikolaus konnte ihn klanglich nicht mehr füllen. Viele Besucher bemängelten das. Schon früh formte sich daher die Idee der Neuanschaffung einer größeren Orgel für St. Nikolaus. Die Realisierung dieses Projektes, vor allem dessen Finanzierung, war kein einfaches Unterfangen. Und doch kann die Inselgemeinde mit ihrer Pfarrbeauftragten Susanne Wübker heute, nach gerade einmal zwei Jahren Vorlauf, stolz auf ihr neues Instrument blicken, das auch bereits bezahlt ist. Möglich machte dies der Einsatz des Kirchenvorstandes und von versierten Orgelfachleuten sowie die Großzügigkeit zahlreicher Spender. Dabei kamen die Spenden nicht aus dem katholischen Kirchenumfeld, sondern förderten einen beeindruckenden Zusammenhalt unter Inselbewohnenden und Stammgästen zusammen – über alle Konfessionsgrenzen hinweg.

Engagement über Konfessionsgrenzen hinweg

Was sie verband, war in erster Linie wohl die Liebe zur Musik, denn viele Langeooger Musikgruppen und eine Solistin sammelten kräftig mit. Aber auch der Handarbeitskreis der evangelischen Kirche, ein Serviceclub, die örtliche Tischlerei, die Lokalpresse und zahlreiche  Privatleute sorgten mit verschiedenen Aktionen und praktischer Hilfe dafür, dass die benötigte Summe von 33 800 Euro in nicht einmal sechs Monaten komplett aufgebracht werden konnte: Geplant hatte Susanne Wübker mit drei Jahren; das Bistum trug 20 Prozent der Kosten. 

Von der hohen privaten Spendenbereitschaft zeigte sich die Pastoralreferentin, die seit 2019 als Pfarrbeauftragte die Gemeinde leitet, überwältigt: „Das ist unbezahlbar“, resümiert Susanne Wübker dankbar, und meint damit vor allem auch die immateriellen Werte, die im Rahmen dieses Projektes zutage traten. Persönliche Kontakte und die Bindung an St. Nikolaus vertieften sich. Einige Spender übernahmen sogar Pfeifen-Patenschaften. In zahlreichen Gesprächen wurde deutlich, welcher Schatz Kirchenmusik sogar für eher kirchenferne Menschen ist. 


Das neue Instrument hat 354 Pfeifen und wurde im Zuge einer
Klosterauflösung verkauft. Enorme Spenden ermöglichten
den Langeoogern den Kauf. Foto: Mayk Opiolla

Ins Rollen gebracht wurde das Orgelprojekt vom Wuppertaler Orgelhändler Andreas Ladach, der sich vor rund drei Jahren mit dem Vorschlag, ein passendes Instrument für St. Nikolaus zu suchen, an Diözesankirchenmusikdirektor Martin Tigges gewandt hatte. Im Februar 2018 gab es den ersten Ortstermin mit der Inselseelsorgerin, dem Orgelfachhändler, dem Architekten und dem Kirchenmusikdirektor. Auch der damalige Pfarrer und der Dombaumeister waren anwesend. Ende 2018 schließlich, nach einigen abgelehnten Vorschlägen, wurde Andreas Ladach in der Schweiz fündig: Eine siebenregistrige Orgel, im Jahr 1987 von der Firma Hauser für das Kloster der Missionare von der Heiligen Familie erbaut, erschien von Größe, Optik und Klang her ideal für die katholische Kirche auf Langeoog und wurde im Zuge der Klosterauflösung verkauft. 

An der kleinen Führer-Orgel wiederum zeigten sich Privatleute interessiert, sodass auch für das alte Instrument schnell ein Platz gefunden war: Dem Umzug der Hauser-Orgel stand nun nichts mehr im Wege. Theoretisch, denn natürlich ist die Logistik in Richtung Insel immer eine Herausforderung, bei der man auch mit Kompromissen und ungewöhnlichen Herangehensweisen klarkommen muss. So sorgte beispielsweise für große Heiterkeit, dass die Orgel, die Königin der Instrumente, in einem Lastenanhänger mit Bierreklame zur Kirche gefahren wurde. 

Jahresabschlussmesse mit dem Organisten von Notre Dame 

Der Aufbau erfolgte im November innerhalb einer Woche mit Orgelbaumeis­ter Matthias Gruttmann, der auch das erste Stimmen übernahm. Andreas Ladach bot während der Bauphase Werkstattgespräche und Kinderführungen an und sorgte damit für Begeisterung. Schließlich folgten eine „Erst-Ton-Feier“, bei der eine Langeooger Musiklehrerin den initialen Kammerton anschlug, und die Jahresabschlussmesse, bei der Konzertorganist Ansgar Wallenhorst und der Titularorganist von Notre-Dame de Paris, Vincent Dubois, den 354 Pfeifen ihr Klangspektrum entlockten. 

Die feierliche Orgelweihe findet am Sonntag, 15. März, statt und wird vom Deutschlandfunk (DLF) übertragen, begleitet von der Rundfunkbeauftragten des Bistums, Ruth Beerbom. Zelebrant ist Generalvikar Theo Paul, der auch die Weihe vornimmt. Diözesankirchenmusikdirektor Martin Tigges spielt die Orgel. Außerdem werden Langeooger Musiker dabei sein und – hier zeigt sich erneut der konfessions­übergreifende Zusammenhalt – sogar das Geläut der evangelischen Inselkirche. Denn traditionell beginnt jede DLF-Übertragung mit  den jeweiligen Glocken. Da St. Nikolaus jedoch kein Geläut besitzt, wurde kurzerhand das Geläut der evangelischen Kirche aufgezeichnet, natürlich mit Einverständnis des Inselpastors Christian Neumann. 

Mayk Opiolla

Der Deutschlandfunk überträgt den Gottesdienst live am 15. März von 10.05 bis 11 Uhr. Angeschlossen ist die Deutsche Welle, (Livestream: www.dw.de.) In der Predigt werden Generalvikar Theo Paul und Gemeindeleiterin Susanne Wübker darüber sprechen, wie die Orgel eine Atmosphäre schafft, die Menschen anspricht und ihnen ein Stück Himmel öffnet.