Vor 80 Jahren starb Schwester Élisabeth Rivet im KZ Ravensbrück

Eine Ordensfrau im Widerstand

Image
Personen während des Gottesdienstes.
Nachweis

Foto: Johannes Jakob

Caption

Gedenkgottesdienst im Zellentrakt von Ravensbrück mit Weihbischof Horst Eberlein.

„Das Lächeln auf den Lippen, das Kreuz im Herzen“, so lautete der Wahlspruch der französischen Dominikanerin Élisabeth Rivet. Das Lächeln behielt sie noch, nachdem sie 1944 ins Konzentrationslager Ravensbrück verschleppt wurde. In Lyon hatte sie ihr Kloster für die Résistance geöffnet. Dort wurden Waffen und Schriften des Widerstands gelagert, Schwester Élise Rivet versteckte jüdische Mütter und Kinder und verhalf ihnen zu falschen Papieren, die sie vor der Verfolgung durch die deutsche Besatzungsmacht schützten.

Schwester Elisabeth Rivet. Foto: Unbekannter Fotograf/wikipedia

Am 80. Todestag erinnerte ein Gedenkgottesdienst an die französische Ordensfrau. Am 30. März 1945 hatte sich Élisabeth Rivet für eine mitgefangene Mutter geopfert. Sie wurde in der Gaskammer des KZ umgebracht. Eingeladen zu dem Gottesdienst  hatte die Pfarrei St. Lukas in Neubrandenburg und die Pfarrei Heilige Gertrud (Oberhavel-Ruppin). Zahlreiche Gläubige versammelten sich im renovierten Untergeschoss des Ravensbrücker Zellentraktes. Weihbischof Horst Eberlein (Hamburg) predigte sehr persönlich über die Ordensfrau, der er bereits als junger Kaplan „begegnet“ sei. Ihr Leben und Sterben habe ihn tief beeindruckt. Bis 1994 gehörte Ravensbrück (Brandenburg) kirchlich zum Bischöflichen Amt Schwerin. Daher ist in Mecklenburg das Gedenken an Schwester Rivet tief verankert. Auf Wunsch des Schweriner Bischofs Heinrich Theissing trägt das Neubrandenburger Caritas-Altenheim den Namen „Elisabeth Rivet“. Er regte auch das Seligsprechungsverfahren an, das der Lyoner Kardinal Albert Decoutray 1991 eingeleitet hat. Die Ortsgemeinden und das „Sécretariat de la Postulation“ in Lyon setzen sich bis heute dafür ein. So bekamen die Anwesenden beim Hinausgehen mit einem Windlicht auch ein „Gebet für die Seligsprechung“ in die Hand. Die Lichter trugen sie zur „Mauer der Nationen“. Vor einem Rosenbeet, unter dem sich ein Massengrab befindet, neben dem Schriftzug „Frankreich“ versammelten sich alle zum Gebet und Gesang. Bruder Martin Walz aus Waren leitete die Zeremonie: „Lasse nicht zu, dass das Dunkel zu uns spricht“.

In einem Grußwort zeigte sich die Gedenkstättenleiterin Andrea Genest beeindruckt von der Kontinuität des katholischen Rivet-Gedächtnisses; zur DDR-Zeit, seit 1985, gab es Gedenkfeiern in der Fürstenberger Kirche St. Hedwig, seit 1992 auf dem Gelände von Ravensbrück. Sie berichtete auch von einem eindrücklichen Besuch am Vortag. 300 Gäste aus Polen gedachten einer weiteren „Ravensbrückerin“: Natalia Tułasiewicz aus Rzeszów/Polen. Sie war eine bekannte Lehrerin und Dichterin, die Papst Johannes Paul II. bereits 1999 seliggesprochen hat.

Wie Élise Rivet starb sie am 30. oder 31. März 1945 in der Gaskammer. Einen Monat später, am 30. April, nahm die Rote Armee die Stadt ein. Von 54548 Gefangenen (Januar) waren nur noch 2000 zurückgelassene Kranke im Lager. Die meisten wurden zuvor umgebracht oder auf „Todesmärschen“ nach Nordwesten getrieben. Zu den Geretteten gehörten 7000 Frauen, die das dänische Rote Kreuz nach Verhandlungen mit der SS-Führung evakuierte und in „Weißen Bussen“ nach Schweden brachte.

Anne Dore und Johannes Jakob/Andreas Hüser