Militärseelsorge

Eine Schutzweste und Schutzheilige im Gepäck

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Mann mit Schutzweste und Helm.
Nachweis

Foto: Marco Chwalek

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Militärpfarrer Thomas Pinzer mit Schutzweste und Blauhelm.

Dieser Tage ist Militärpfarrer Thomas Pinzer aus Kiel auf dem Weg in den Libanon. Bis März 2026 begleitet er Marinesoldaten bei einer UN-Mission.

UN-Soldaten sichern seit 1978 als United Nations Interim Force im Südlibanon (UNIFIL) die Grenze zu Israel. Ihr „vorübergehendes“ Mandat wurde mehrfach verlängert, zuletzt Ende August. Die israelische Armee war 1978 nach dem Angriff palästinensischer Terroristen auf einen Linienbus in Tel Aviv in den Libanon einmarschiert.

Eine UN-Resolution rief zum Abzug der israelischen Armee auf und es wurde die UNIFIL entsandt, die mit rund 10 000 Soldaten die Stabilität in der Region sichern soll. Das Mandat war 2006 ergänzt worden. Pinzer: „Die Aufgabe im Süden des Libanon ist, die libanesische Marine auszubilden, damit sie ihre Küsten gut überwachen kann. Das große Problem dort ist der Waffenschmuggel für die Hisbollah.“

Bei der Mission sind auch deutsche Marinesoldaten mit einer Fregatte im Einsatz. Auf der Internetseite der Bundeswehr ist von etwa 100 Soldaten die Rede, 300 erlaubt das Bundestagsmandat. Und sie haben fernab der Heimat manche Sorgen. „Es gibt da immer wieder Phasen, in denen es den Soldaten nicht so gut geht. Sie sind getrennt von der Heimat, von der Familie“, weiß Seelsorger Pinzer. Gerade rund um Weihnachten werde manche Träne verdrückt. Pinzer unterliegt keinen Meldepflichten. „Ich bin Zivilist und stehe außerhalb des Systems. Die Soldaten wissen ganz genau, was wir besprechen, das geht an keinen anderen.“ Auch Spiritualität spiele bei den Soldaten eine große Rolle, „weil sie sich auch Gedanken machen über das Leben nach dem Tod, über den Sinn des Lebens.“ Sie wüssten sehr genau, dass ein Einsatz auch tödlich enden könne. „Die nehmen ihren Eid schon sehr, sehr ernst und wissen, dass sie mit dem Leben bezahlen können.“

Auch Silberputzzeug mit dabei

Pinzers eigene Vorbereitung auf den Einsatz hat ein Dreivierteljahr gedauert. Impfungen und  Gesundheitszeugnisse gehörten ebenso dazu wie eine praktische Ausbildung für das Verhalten an Bord. „Da gab es sehr viel zu tun, um endlich einsatzbereit und einsatzfähig zu sein“, so Pinzer. Er löst eine evangelische Pastorin ab und ist beim Interview Anfang Oktober „freudig aufgeregt“, wie er sagt. Der Militärpfarrer packt gerade seine Sachen. Drei Kisten hat er schon vorausgeschickt. Auf den Linienflügen nach Beirut darf er zwei Taschen zu je 23 Kilogramm mitnehmen. Schon die Schutzweste wiegt 18 Kilo und ein Blauhelm ist auch nicht ohne. Selbst „ballistische Unterwäsche“, die das Eindringen von Geschossen in den Körper erschweren soll, gehört zur Ausrüstung. Christophorus- und Michaelsmedaillen nimmt Thomas Pinzer mit, weil die als Talismann begehrt sind. Und die Pastorin sagte, er solle Silberputzzeug mitbringen, „um die heiligen Gerätschaften mal wieder aufzupolieren“.

Marco Heinen, Marco Chwalek