Neuer Arbeitskreis für queere Jugendarbeit

Einfach mal mutiger sein

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Wie schaffen wir es, dass sich junge Leute vielfältiger sexueller Identität in kirchlicher Jugendarbeit willkommen fühlen? Auf diese Frage sucht der neue Arbeitskreis queer des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) Antworten.


Der Arbeitskreis queer will sich um die Anliegen von jungen Leuten vielfältiger sexueller Identität kümmern. Foto: istockphoto/D-Keine


Offenheit und Sensibilisierung für junge Leute unterschiedlicher sexueller Identität: Das ist für den BDKJ-Arbeitskreis „queer“ eines der wichtigen Ziele. Queer gilt als Oberbegriff für Menschen vielfältiger sexueller Orientierung und Identität. Dafür will sich der BDKJ mit seinen Mitgliedsverbänden starkmachen – vor allem Anneke Haverkamp und Crispin Klusmann (beide Christliche Arbeiterjugend), Rebecca Lögers da Silva (Pfadfinder), Anna Sobolewski (Katholische Junge Gemeinde) sowie BDKJ-Diözesanpräses und Diözesanjugendseelsorger Markus Brinker. 


Die fünf Frauen und Männer halten den neuen Arbeitskreis für wichtig, weil sie das Gefühl haben, dass die Anliegen queerer Jugendlicher und junger Erwachsener in kirchlicher Jugendarbeit (noch) nicht immer genug und überall mitgedacht werden. „Natürlich gibt es Leute und Gruppen, die schon megafit sind bei dem Thema“, sagt Lögers da Silva. Aber sie hat auch Gruppen vor Augen, wo das Thema eher nicht wahrgenommen oder in der Praxis übersehen wird. Anneke Haverkamp glaubt zudem, dass viele in der Jugendarbeit Engagierte oft zu wenig darüber wissen oder unsicher sind, „wo sie bei dem Thema anfangen sollen“.


Und wo genau sollen sie anfangen? Der Arbeitskreis plädiert zum Beispiel dafür, dass sich Jugendgruppen und -verbände zuerst selbst hinterfragen sollen. Fühlen sich wirklich alle Jugendlichen bei uns wohl – ganz gleich, ob sie heterosexuell, schwul, lesbisch, bisexuell, intersexuell oder transgender sind? Und wie muss unser Verein sein, damit sie sich willkommen fühlen? „Es gibt einen Unterschied wischen aktiv ausgrenzen und aktiv einladen“, sagt Haverkamp. Sie schlägt dafür vor, dass Jugendverbände sich bewusst ihre Angebote anschauen. Und dann versuchen, gar nicht mal beabsichtigte, vielleicht diskriminierende Hürden abzuschaffen.


Geschlechtergerechte Sprache reicht nicht aus 


Für den Arbeitskreis fängt das unter anderem bei der Werbung an, wie zum Beispiel für Zeltlager und Freizeiten. Drückt die immer aus, dass alle Jugendlichen gleich welcher sexuellen Identität eingeladen sind? Geschlechtergerechte Sprache, die niemanden ausgrenzt, kann nach Ansicht von Lögers da Silva ein Mittel sein, um das deutlich zu machen. Aber auch, wie Zelte eingeteilt oder sanitäre Anlagen gestaltet sein müssen, sollte ihrer Ansicht nach im Vorfeld sorgsam überlegt werden. Genauso wichtig ist das Gespräch mit Eltern und Jugendlichen darüber.  


„Sprache allein reicht aber nicht aus“, sagt Crispin Klusmann. Sonst verspricht ein Plakat oder ein Flyer mehr als später bei Aktionen oder Veranstaltungen eingehalten wird. „Und dann sind die jungen Leute noch enttäuschter.“ Der Arbeitskreis empfiehlt daher, dass sich jeder Jugendverband intensiv mit dem Thema beschäftigt und für ihre Zielgruppen eigene Ideen entwickelt. „Einfach mal mutiger sein“, sagt Anneke Haverkamp. „Manchmal sind individuelle Lösungen einfacher als gedacht.“


Die Männer und Frauen aus dem Arbeitskreis wissen, dass das queer-Thema einige Gemeinden und Jugendverbände vor Herausforderungen stellt. Sie raten, sich vorher zu informieren und sich Hilfe zu holen: beim BDKJ, bei katholischen Jugendbüros, beim Arbeitskreis Kreuz und Queer im Bistum, beim Landesjugendring Niedersachsen. Denn es gibt laut Haverkamp schon gutes Material.


Der Arbeitskreis selbst will ebenfalls aktiv werden und eine erste Schulung anbieten: am 25. September in der Katholischen Hochschulgemeinde in  Osnabrück zum Thema „Sensibilisierung für queerfreundliche Jugendarbeit“. Zielgruppe sind Teamerinnen und Teamer von Juleica-Kursen. 

Weitere Infos: ak-queer@bdkj-osnabrueck.de

Petra Diek-Münchow


Weitere Informationen zum Thema

Wer Fragen zum Thema queere Jugendarbeit hat, kann sich per E-Mail an den Arbeitskreis des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) im Bistum wenden: ak-queer@bdkj-osnabrueck.de 


Zudem gibt es auch den Arbeitskreis „kreuz und queer“, der Menschen unterschiedlicher sexueller Identität helfen will, ihren Platz in der Kirche zu finden. Schulen, Kirchen, Gremien oder Verbände können Referentinnen und Referenten zum Thema buchen: kreuzundqueer@bistum-osnabrueck.de


Der BDKJ-Arbeitskreis weist auf Materialien des Landesjugendrings für eine queere Jugendarbeit hin. So gibt es unter der Internetadresse www.ljr.de im Shop ein Praxisbuch für Jugendgruppenleiterinnen und -leiter mit dem Titel „Queere Vielfalt in der Jugendarbeit“. Das Buch kann kostenlos heruntergeladen oder für 1,50 bis zwei Euro bestellt werden: www.ljr.de


Zudem will der Landesjugendring durch das Projekt „neXTqueer“ Träger der Jugendarbeit unterstützen. Angeboten wird unter unter anderem ein Methodenkoffer zum Ausleihen: www.nextqueer.de